Bestimmt ist euch in den letzten Jahren auch aufgefallen, dass bei den Neubauten überraschend viel Glas zum Einsatz kommt. Doch welche Vorteile sind eigentlich mit den großen Fensterflächen verbunden – und wie lassen sich große Fenster am besten für das Eigenheim planen?
Sicherlich könnt ihr euch noch an die Wohnungen und Häuser eurer Großeltern erinnern. Im Regelfall wird es sich dabei um relativ simple Gebäude gehandelt haben – insbesondere in ländlichen Gegenden war Luxus kaum zu finden.
Das Fenster im Wandel der Zeit
Viele dieser Immobilien wirkten zwar gemütlich und für ihre jeweilige Zeit durchaus modern. Doch sie besaßen kaum einmal große Fensterflächen. Der Prozentsatz des Glases zum gesamten Haus war zu jenen Zeiten deutlich geringer als heute. Das hatte vor allem praktische Gründe: Ein Fenster kann Wind und Kälte nur unzureichend abhalten.
Wenn ihr euch dagegen heute einmal unter den modernen Neubauten umseht, könnt ihr den Wandel der Zeit regelrecht spüren: Große Fensterflächen und sogar bodentiefe Verglasungen liegen längst im Trend. Viele Häuser präsentieren sich transparent und wollen möglichst viel Licht in ihre Räumlichkeiten gelangen lassen.
Für Hausbauanbieter, Architekten und Hauseigentümer ergeben sich daraus natürlich völlig neue Möglichkeiten, einerseits auf Komfort und Funktionalität zu setzen, andererseits aber auch einen individuellen Stil zu erschaffen, der eine ganz eigene Handschrift trägt. Und doch gibt es bei der Umsetzung solcher Ideen einiges zu bedenken. Denn ein schönes Fenster ist nicht nur mit Vorteilen verbunden.
Neue Chancen – neue Regeln
Wer möchte, kann gegenwärtig nicht nur darüber nachdenken, an welcher Stelle das Fenster in die Wand eingelassen werden soll. Möglich ist es mittlerweile sogar, ganze Wandflächen aus Glas zu erschaffen. Eine vollständige Fassade, deren bodentiefe Verglasungen bis unter das Dach reicht, ist längst keine Seltenheit mehr.
Die Fenster ersetzen zunehmend den soliden Wandaufbau. Waren es einst Stein und Beton, die das Leben im Haus von der Außenwelt trennten, so werden dafür immer häufiger große Fensterflächen verwendet – die natürlich besonders stark und robust gefertigt sein müssen, um etwa Kälte, Nässe oder Geräusche auch tatsächlich nicht in die Wohnung gelangen zu lassen.
Damit wiederum ist allerdings auch eine besondere Vorsicht geboten. Ihr werdet euch denken können, dass sich aus normalen Glasscheiben kaum eine ganze Fassade errichten lässt. Verwendet wird daher ein Sicherheitsglas, das besonders bruchsicher gefertigt wird. Ebenso müssen große Fensterflächen derart in ihren Halterungen verankert sein, dass sie nicht einfach aus diesen herausfallen können.
Ein weiteres Kriterium: Das Glas darf sich durch äußere Einflüsse nicht allzu sehr bewegen oder in Schwingung geraten. Eine damit verbundene Gefahr des Fensterbruchs muss also vermieden werden.
Welches Glas genau verwendet wird, ergibt sich aus der Baunorm DIN 18008. Sie solltet ihr vor dem Neu- oder Umbau eines Gebäudes gemeinsam mit einem Architekten oder eurem Hausbauanbieter besprechen.
Die Vorteile großer Fenster
Habt ihr euch für große Fensterflächen oder sogar für bodentiefe Verglasungen entschieden, werdet ihr immer genügend Licht in den Räumlichkeiten vorfinden. Ebenso lasst ihr mit der Sonne natürlich nicht nur die Helligkeit hinein – vielmehr profitiert ihr auch von der zusätzlichen Wärme.
Vorzüge, aus denen ihr zugleich einen finanziellen Nutzen generiert, immerhin wird auf diese Weise die Rechnung für den Stromverbrauch und die Heizkosten künftig deutlich geringer ausfallen. Das natürliche Licht wirkt sich zudem positiv auf euer Wohlbefinden aus und ist in diesem Punkt jeder künstlichen Lichtquelle vorzuziehen.
Große Fensterflächen wirken darüber hinaus modern und ästhetisch. Sie liegen im Trend, verleihen nahezu jedem Gebäude etwas Zeitgemäßes und leisten durch ihre Energieeffizienz auch einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Umwelt.
Bodentiefe Verglasungen weisen gleichermaßen einen architektonischen Mehrwert auf, da sie mit geringen Umbauarbeiten von der reinen Fensterfläche zur Tür umfunktioniert werden können, durch die der Zugang auf die Terrasse oder zum Garten gewährleistet wird.
Übrigens müsst ihr euch wegen möglicher Einbrüche keine Sorgen machen: Kommt tatsächlich bruchsicheres Glas zum Einsatz, ist es selbst mit großen Mühen kaum zu zerstören – Unbefugte haben somit weiterhin keinen Zugang zu eurem Haus.
Die Nachteile einer großflächigen Verglasung
Entscheidet ihr euch wirklich für große Fensterflächen, so solltet ihr aber auch die Mehrkosten im Vergleich zum Wandaufbau einplanen. Etwa 20 bis 30 Prozent an Aufschlag können je Quadratmeter anfallen – insbesondere das feste Sicherheitsglas und die dafür benötigten Verankerungen lassen die Preise in die Höhe schnellen.
Zudem sehen bodentiefe Verglasungen zwar schön aus, erlauben aber zugleich unbefugte Einblicke in eure Wohnräume. Hinter einer Fensterfassade könnt ihr euch kaum einmal in euer eigenes Refugium zurückziehen. Wollt ihr diesen Umstand vermeiden, könnt ihr auf Folien und verspiegeltes Glas setzen. Doch auch dadurch entsteht ein zusätzlicher Kostenfaktor.
Scheint die Sonne aus voller Kraft, lässt sich das Aufheizen der Räume nur noch schwer verhindern. Dagegen können zwar erneut die aufs Glas zu klebenden Folien verwendet werden, doch auch sie strahlen immer noch so viel Hitze ab, dass ein Aufenthalt nahe der Verglasung – etwa der Küchentisch am Fenster oder das gemütliche Sitzen auf der Terrasse – schlichtweg nicht mehr zumutbar ist.
Im Gegensatz zu den normalen Wänden, die alle paar Jahre renoviert werden, erfordern große Fensterflächen zudem im Abstand weniger Monate eine Reinigung. Bodentiefe Verglasungen lassen sich zwar noch per Hand säubern – das Putzen höher gelegener Fenster reift indes zur Gefahr.
Umbauten gestalten sich schwierig
Große Fensterflächen liegen im Trend. Doch Trends können sich auch einmal ändern. Hiermit verbunden ist natürlich die Frage, ob das einmal verbaute Glas überhaupt größere bauliche Veränderungen erlaubt.
Dabei gilt zunächst, dass ein simpler Austausch des Fensters kein Problem auslösen wird. Wer sich also für ein dickeres oder dünneres, ein farbiges oder ein anderweitig abweichendes Glas entscheidet, kann dieses weitgehend mühelos einsetzen.
Im schlimmsten Falle wäre lediglich eine Anpassung der jeweiligen Verankerungen und der grundlegenden Halterung erforderlich. Doch selbst das ist für professionelle Fenstersetzer kein Problem. Zumal sich der Kostenaufwand in Grenzen halten wird.
Eine andere Ausgangslage ergibt sich indes, wenn bis unter das Dach reichende bodentiefe Verglasungen durch Wände ganz oder teilweise ersetzt werden sollen. Derartige Umbauten können erhebliche Mühen auslösen und das Gebäude in seiner Statik grundlegend verändern. Ein solcher Schritt sollte daher wenigstens mit einem Architekten durchgesprochen werden – im Zweifelsfalle wäre aber auch eine Rücksprache mit dem zuständigen Bauamt zu empfehlen.
Die Entscheidung für große Fenster will daher gut durchdacht sein und darf nicht lediglich einer kurzen Laune entspringen. Zumal individuell angefertigte Glasflächen nicht nur teuer sind, sondern sich nach dem Ausbau auch kaum mehr anderweitig verwenden oder verkaufen lassen.
Tipps für den Hausbau
Fenster ist nicht gleich Fenster. Gegenwärtig könnt ihr euch aus unzähligen Formen, Größen, Stärken und sonstigen Eigenschaften für eine Verglasung entscheiden. Nehmt euch dafür also viel Zeit und überdenkt die Auswirkungen eurer Wahl. Immerhin dürften sich dadurch nicht alleine die Kosten erheblich verändern. Auch die Planung und der gesamte Prozess des Hausbaus werden maßgeblich beeinflusst.
Schon die Abweichung von wenigen Millimetern in der Glasstärke führt dazu, dass ihr statt simpler Verankerungen aus Aluminium nun robuste Halterungen aus Stahl benötigt. Und damit wiederum können weitere Anforderungen an die Statik des Gebäudes ausgelöst werden, um ein hohes Maß an Sicherheit zu erreichen.
Auch in einem weiteren Punkt solltet ihr an die sichere Ausführung denken: Große Fenster und bodentiefe Verglasungen sind zwar ein echter Hingucker, werden aber nicht immer als solche wahrgenommen.
Tobende Kleinkinder oder spielende Haustiere erkennen oft die Gefahr nicht, die das robuste und starre Glas auslösen kann. Solche Risiken umgeht ihr, indem ihr die Fenster mit Aufklebern oder Farben markiert. Große Flächen könnt ihr damit also auch individuell gestalten.
Aber wie fällt nun eigentlich eure Wahl aus: Wünscht ihr euch viel Glas an eurem Haus, um die Vorzüge zu genießen, oder wäre das für euch doch etwas zu viel Transparenz?