Schimmel im Fertighaus: (Eigentlich) keine Chance, aber was, wenn doch?

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Schimmel-Bildung in Immobilien kann nicht nur unangenehme Geruchsbelästigungen verursachen, sondern auch die Gesundheit der Nutzer eines Gebäudes erheblich gefährden. Wir verraten euch, was ihr über Schimmelbefall im Fertighaus wissen solltet. Ihr erfahrt außerdem unter welchen Voraussetzungen euer Fertighaushersteller für Schäden durch Schimmelbefall haftet.

Schimmelpilze geben Stoffwechselprodukte und Pilzsporen an die Raumluft ab. Selbst abgestorbene Pilze oder Bakterien verursachen häufig noch über viele Jahre hinweg schädliche Ausgasungen.

Werden Schimmel-Schadstoffe eingeatmet, so können sie eure Gesundheit erheblich beeinträchtigen. Die Gesundheit von Kindern wird oft besonders stark durch die aus Schimmel-Kulturen stammenden Schadstoffe in Mitleidenschaft gezogen.

Typische Symptome einer gesundheitlichen Beeinträchtigung durch Schimmel

➥ Allergien (meist durch Schimmel-Sporen ausgelöst)
➥ Atemwegserkrankungen (z.B. Infektionen der Lunge)
➥ Reizungen der Schleimhäute von Nase und Hals (Hustenreiz)
➥ Reizungen der Bindehaut der Augen
➥ Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen
➥ Schwindelgefühle
➥ Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen
➥ Gelenk- und Muskel-Schmerzen
➥ eine Schwächung des Immunsystems

Schimmelbefall im Fertighaus: Aufspüren, Beseitigung, Vorbeugung

Die gute Nachricht vorweg: Moderne Fertighäuser weisen ein vergleichbares, geringes Risiko einer Schimmelbildung auf. Lediglich Fertighäuser, die bereits vor einigen Jahrzehnten errichtet wurden, verfügen aufgrund damals noch wenig ausgeprägter Dämmvorschriften über ein erhöhtes Risiko einer Schimmelbildung.

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Bildquelle: © cegli | stock.adobe.com

Ursachen von Schimmel beim Hausbau

Für die Entstehung von Schimmel gibt es nicht die eine Ursache, der auf den Grund gegangen werden muss, sondern eine ganze Reihe unterschiedlicher Faktoren. Einige könnt ihr der folgenden Auflistung entnehmen:

  • Baumängel beim Stellen des Hauses
  • undichte Stellen im Dach- oder Wandaufbau
  • schlechte Qualität der Baustoffe
  • keine guten Dämmeigenschaften
  • nicht ausreichend intensives oder falsches Lüften
  • eine zu hohe Luftfeuchte
  • Kondensation an kalten Oberflächen
  • eine effiziente Haustechnik
  • zu warme Kellerräume
  • Wasserschäden (beispielsweise durch undichte Wasserrohre).

Die Bildung von Schimmel geht zumeist auf Kondensfeuchtigkeit zurück. Betroffen sind vor allem die Dämmungen in Außenwänden sowie Fußbodenaufbauten.

In Kellern führt warme Raumluft dazu, dass sich Kondensfeuchtigkeit an kalten Kellerwänden niederschlägt und dort Schäden verursacht. Verkleidungen an feucht-kalten Kellerwänden begünstigen die Schimmelbildung.

Nicht immer ist eine Schimmelbildung an den Oberflächen von Wänden, Böden oder Decken unmittelbar zu erkennen. Versteckte Schimmel-Schäden lassen sich jedoch gezielt ausfindig machen. Zuweilen geben auffällige Geruchsentwicklungen bereits erste Hinweise auf eine Schimmelbildung.

Schimmel richtig aufspüren – so geht´s

Der Nachweis einer Schimmelbildung erfolgt durch Raumluftmessungen. In einem ersten Schritt werden die relative Luftfeuchtigkeit und die Raumtemperatur meistens in einer Höhe von 140 Zentimetern gemessen. Von Bedeutung sind ferner die Oberflächentemperaturen der Innenraumwände sowie die Temperaturen an der Haus-Außenwand.

Die Beseitigung von Schimmel muss unabhängig vom Umfang des vorhandenen Schimmel-Befalls erfolgen.

An Wandoberflächen vorhandene Feuchtigkeit vermittelt einen deutlichen Hinweis auf ein akutes Schimmel-Problem. Um Schimmelkulturen zu identifizieren, ist auch der Einsatz speziell abgerichteter Schimmelspürhunde möglich.

Maßnahmen zur Beseitigung von Schimmel

Eine Verbesserung der Wärmedämmung unter Entfernung der Außenhaut eines Gebäudes ist nur dann sinnvoll, wenn bei der Sanierung auch die mit Schimmel kontaminierten Materialien entfernt werden, die sich innerhalb einer Wand befinden. Als provisorische Lösung kommt eventuell die vollständige Abdeckung der mit Schimmel kontaminierten Bauteile mit einer Aluminiumfolie in Betracht. Auf dieser werden dann Werkstoffe wie Gips oder eine Raufasertapete aufgebracht.

Zuweilen scheidet bei Schimmelbefall aus baulichen Gründen oder aus Kostengründen die Möglichkeit einer umfassende Fertighaussanierung aus. In diesen Fällen verbleibt letztlich nur der Abriss eines Gebäudes, wenn eine Immobilie aufgrund einer gesundheitsgefährdenden Schimmelbildung nicht mehr bewohnt werden kann.

6 vorbeugende Maßnahmen gegen Schimmel

Wie bereits erwähnt, ist Schimmelbildung in Innenräumen nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern auch gesundheitsgefährdend. Die Entstehung von Schimmel kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden, wie z.B. eine fehlerhafte Wärmedämmung, Baumängel oder eine falsche Lüftung und Heizung im Winter.

In diesem Abschnitt verraten wir euch sechs Tipps zur Schimmelprävention, die ihr als Bauherren beachten solltet, um die Gesundheit eurer Familie zu schützen und langfristige Schäden am Eigenheim zu vermeiden.

1. Prüft die Funktion der Wärmedämmung

Um die Wärmedämmung zu prüfen, können verschiedene Methoden eingesetzt werden, darunter eine Wärmebildkamera, mit der Wärmeverluste und Kältebrücken erkannt werden können. Eine weitere Möglichkeit ist die Durchführung von Blower-Door-Tests, die die Luftdichtigkeit eines Gebäudes prüfen und Aufschluss darüber geben, wo Wärme aus dem Gebäude entweicht.

Ein Energieberater kann auch eine thermografische Untersuchung durchführen. Bei dieser wird die Temperaturverteilung der Gebäudeoberflächen gemessen, um potenzielle Wärmelecks zu identifizieren.

Durch die Überprüfung der Wärmedämmung und die Identifizierung von Schwachstellen könnt ihr Maßnahmen ergreifen, um die Energieeffizienz eures Gebäudes zu verbessern und das Risiko von Schimmelbildung zu reduzieren.

2. Schaut nach potenziellen Baumängeln

Überprüft die fehlerfreie Bauausführung weiterer Gebäudeteile, die für Innenraum-Wärme und Luftfeuchtigkeit bedeutsam sind. Beispiele hierfür sind Fensterrahmen, Dachgeschossfenster und Rollladenkästen.

Fehlt euch das nötige Hintergrundwissen, fragt einen Bekannten mit handwerklichen Fähigkeiten oder einen unabhängigen Bausachverständigen. Für einen Sachverständigen müsst ihr weitere Kosten in die Hand nehmen, allerdings können sich diese bezahlt machen.

3. Achtet auf die richtige Lüftung

Eine ausreichende Lüftung ist essentiell, um die Bildung von Schimmel im Haus zu vermeiden. Oft verleitet der Wunsch, Energie zu sparen, dazu, das Lüften zu vernachlässigen. Doch eine hohe Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit warmer Luft kann eine ideale Voraussetzung für Schimmelbildung sein.

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Regelmäßig Lüften

Sorgt stets für eine ausreichende Lüftung. Der Wunsch, teure Wärmeenergie einzusparen, verleitet oft zur Vermeidung regelmäßigen Lüftens. Die dann in den Innenräumen verbleibende Luftfeuchtigkeit ist in Verbindung mit warmer Luft eine ideale Voraussetzung für die Schimmelbildung.

Stoßlüften

Stoßlüften gewährleistet eine schnelle Zufuhr von Frischluft. Dauerhaft gekippte Fenster sorgen hingegen nicht für einen ausreichenden Wärmeaustausch und verursachen zudem einen unnötig hohen Energieverbrauch.

Lüftungsanlage

Plant beim Hausbau eine Lüftungsanlage mit ein. Sie ist ideal gegen Schimmelbildung und funktioniert durch den kontinuierlichen Austausch der Raumluft. Dabei wird frische Außenluft in den Wohnraum eingeführt und verbrauchte, feuchte Luft abgeführt.

Der kontinuierliche Luftstrom verhindert eine hohe Luftfeuchtigkeit, sodass der Schimmel gar keine Chance hat. Das Beste daran: Ihr müsst nichts tun.

Lüftungsanlagen können mit Feuchtigkeitssensoren ausgestattet werden, die die Luftfeuchtigkeit im Raum messen und die Lüftungsanlage automatisch anpassen. Dadurch habt ihr stets ein sehr gutes Raumklima. Ihr müsst lediglich darauf achten, dass eure Lüftungsanlage regelmäßig gewartet wird, damit die Wirksamkeit erhalten bleibt.

Welchen Arten von Lüftungsanlagen es gibt und wie sie funktionieren, erfahrt ihr in der 35. Episode unseres Hausbau-Podcasts:

4. Richtig heizen im Winter

Eine ausreichende Beheizung des Eigenheims ist wichtig, um Temperaturschwankungen und somit auch Feuchtigkeit zu vermeiden. Durch ungleichmäßiges Heizen können in den Räumen unterschiedliche Temperaturen entstehen, was die Bildung von Kondenswasser begünstigt.

Das Kondenswasser kann Feuchtigkeit auf Oberflächen hinterlassen und so das Wachstum von Schimmel fördern. Daher sollte das Eigenheim möglichst gleichmäßig beheizt werden, um die Luftfeuchtigkeit auf einem konstanten Niveau zu halten und die Bildung von Kondenswasser zu vermeiden.

10 Tipps für richtiges Heizen im Winter

5. Wäsche nicht in Räumen trocknen

Feuchte Kleidung solltet ihr nicht in euren Räumlichkeiten trocknen, da dies zu einem Anstieg der Luftfeuchtigkeit und somit zur Förderung von Schimmelbildung führen kann. Es ist empfehlenswert, Wäsche draußen oder in einem gut belüfteten Raum zu trocknen.

Alternativ kann ein Trockner genutzt werden, der die Feuchtigkeit aus der Kleidung entfernt und so die Luftfeuchtigkeit im Raum nicht beeinflusst. Wenn eine Notwendigkeit besteht, Kleidung im Raum zu trocknen, sollte der Raum gut belüftet sein, um die Luftfeuchtigkeit zu reduzieren. Hier kommt das eigenhändige Lüften oder eine Lüftungsanlage wieder ins Spiel.

6. Verwendet einen Luftentfeuchter (sofern nötig)

Der Einsatz von Luftentfeuchtern kann die Luftfeuchtigkeit im Raum reduzieren und somit Schimmelbildung verhindern. Feuchtigkeit in der Luft kann aus verschiedenen Gründen entstehen, wie zum Beispiel durch Duschen, Kochen, Sport oder auch durch Pflanzen.

Ein Luftentfeuchter kann helfen, die Luftfeuchtigkeit auf einem gesunden Niveau zu halten und somit das Wachstum von Schimmel zu verhindern. Beachtet ihr jedoch alle andere Tipps in diesem Artikel ist ein Luftentfeuchter gar nicht erst notwendig.

Haftet der Fertighausanbieter bei Auftreten von Schimmel?

Innerhalb der Gewährleistungsfrist haftet der Fertighausanbieter für von ihm zu vertretende Mängel am Bauwerk. Denn ein von Schimmel befallenes Fertighaus eignet sich nicht zu der „vertraglich vorausgesetzten Verwendung“.

Schimmel am Fertighaus ist stets ein Sachmangel gemäß § 434 Absatz 1 BGB.

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Die Dauer der Gewährleistungshaftung des Fertighausanbieters richtet sich danach, ob dem Kauf- bzw. Werkvertrag die „Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen“ (VOB/B) oder die Bestimmungen des BGB zugrunde gelegt wurden.

  • Das BGB sieht bei Bauwerk-Mängeln eine Gewährleistungsfrist von fünf Jahren vor, während die VOB/B lediglich eine vierjährige Gewährleistung des Fertighausanbieters einräumen (§ 13 Absatz 4 Nr. 1 VOB/B). Die jeweilige Gewährleistungsfrist beginnt mit dem Datum der Bauabnahme, das im Abnahmeprotokoll festgehalten ist.
  • Ab dem Zeitpunkt einer erfolgten Mängelrüge des Fertighauserwerbers sowie nach erfolgter Abnahme einer Mängelbeseitigungsleistung gilt nach VOB/B sogar nur eine auf zwei Jahre verkürzte Gewährleistungsfrist (§ 13 Absatz 5 Nr. 1 VOB/B).
  • Bei Verträgen mit privaten Bauherren sind nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs grundsätzlich die für Verbraucher günstigeren BGB-Bestimmungen zur Gewährleistung anzuwenden (Urteil des Bundesgerichtshofs vom 24.07.2008, Aktenzeichen VII ZR 55/07).

Unabhängig davon, ob sich die Gewährleistung nach BGB oder nach VOB/B richtet, gelten folgende Beweislast-Regeln:

  • Bis zur Abnahme des Fertighauses trägt der Fertighausanbieter die Beweislast dafür, dass er ein mangelfreies Fertighaus geliefert hat.
  • Nach der Abnahme der Immobilie muss hingegen der Käufer bzw. der Bauherr beweisen, dass ein Mangel vom Fertighaushersteller zu vertreten ist.

Die Lösung: Schimmel gar nicht erst entstehen lassen

Moderne Fertighäuser sind für Schimmelbefall nicht anfälliger als Immobilien, die in Massivbauweise errichtet werden. Beugt einem Schimmelbefall insbesondere durch ausreichende Lüftung vor.

Entdeckt ihr Schimmel im Fertighaus, so ist eine Schimmelbeseitigung unabhängig vom Ausmaß des bisherigen Befalls erforderlich. Stellt ihr gesundheitliche Beeinträchtigungen fest, die möglicherweise auf eine Schimmelbildung zurückzuführen sind, solltet ihr das Gebäude mit fachkundiger Unterstützung auf einen Schimmelbefall untersuchen lassen.

Achtet beim Kauf oder der Errichtung eines Fertighauses auf die vertraglich vereinbarten Gewährleistungsfristen und macht die euch möglicherweise zustehenden Gewährleistungsansprüche gegen euren Fertighausanbieter rechtzeitig geltend. Aber soweit sollte es in der Regel gar nicht erst kommen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ihr bei einem neuen Fertighaus mit guter Haustechnik mit Schimmel zu kämpfen habt, ist gleich null.

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1 CommentKommentar hinterlassen

  • Hallo Steffen,

    besten Dank für Ihren Zusatz. Eine Lüftungsanlage ist beim Neubau immer eine Überlegung wert, um für gute Luft zu sorgen und dem Schimmel keine Chance zu geben.

    Viele Grüße vom BauMentor-Team.

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