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Bei Neubau eines Hauses hat der Bauherr große Gestaltungsspielräume in Bezug auf die Größe und Anzahl der Wohneinheiten, auf die Wahl der Baumaterialien und die zu installierende Haustechnik. Alle Entscheidungen haben Einfluss auf die spätere Energieeffizienz des Gebäudes. Umso wichtiger ist die Energieberatung beim Neubau.
Beim Hausbau müssen bestimmte energetische Anforderungen eingehalten werden. Das gilt nicht nur im Hinblick auf die Bewilligung möglicher Förderanträge, sondern auch zur Vermeidung späterer Kosten.
Es liegt allerdings meist nicht in der Fachkompetenz des Bauherren, die Energieeffizienz des entstehenden Gebäudes einzuschätzen und entsprechende Maßnahmen zu empfehlen. Vielmehr muss eine professionelle Energieberatung beim Neubau hinzugezogen werden.
Sicherlich verursacht der Energieberater Kosten, doch er hilft dabei, Fördermittelanträge frist- und richtliniengerecht zu erstellen und einzureichen. Darüber hinaus sorgt er für die Umsetzung der Planungen, die hinsichtlich der Energieeffizienz des Gebäudes vorgenommen wurde und beurteilt die Einhaltung dieser Maßnahmen nach der Fertigstellung des Baus.
Hausbau ohne qualifizierte Energieberater – geht das?
Ein Energieberater muss zur Ausübung seiner Tätigkeit bestimmte Qualifikationen mitbringen, die anhand von Zertifikaten und Zeugnissen nachvollziehbar sein sollten. Wer Energieberater werden möchte, hat es gar nicht allzu schwer, denn es handelt sich dabei nicht um eine geschützte Berufsbezeichnung.
Wer allerdings als solcher Erfolg haben will, sollte die nötige Fachkenntnis mitbringen. Häufig sind es daher auch Architekten und Bauingenieure mit entsprechender Zusatzausbildung, die Energieberater werden. Mit ihrer Expertise sorgen sie dafür, dass
- die bautechnischen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes eingehalten,
- Energiesparpotenziale erkannt und
- wirtschaftliche sowie angemessene Maßnahmen
umgesetzt werden.
Tipp für angehende Bauherren
Energieberater werden möglichst frühzeitig hinzugezogen, damit die für den Neubau idealen Maßnahmen ermittelt werden können. Schließlich geht es dabei auch um teils hohe Kosten, die durch eine frühzeitige Maßnahmenumsetzung vermieden werden. Darüber hinaus berät der Energieberater neutral und wird im Gegensatz zu Fachhandwerkern, die mit bestimmten Herstellern zusammenarbeiten, objektiv spezielle Produkte und Maßnahmen empfehlen.
Es ist übrigens nicht immer eine Sache der Freiwilligkeit, ob ein Energieberater beim Neubau befragt wird oder nicht. Werden Fördergelder beantragt, muss der Nachweis darüber erfolgen, dass ein Energieeffizienz-Experte hinzugezogen wurde. Dies gilt für Anträge gegenüber der BAFA ebenso wie bei der KfW.
Die Aufgaben des Energieberaters und der Ablauf einer Energieberatung
Der Energieberater arbeitet mit dem Architekten oder Bauplaner zusammen und erarbeitet mit diesem die energetische Planung des Gebäudes bzw. der Energieeffizienzmaßnahmen. Diese energetische Fachplanung ist die Grundlage für Ausschreibungen und das Einholen von Angeboten verschiedener Gewerke.
Zudem wird der Energieberater die Baubegleitung übernehmen und kontrolliert dabei die Ausführung der festgelegten Maßnahmen. Im letzten Schritt der Baubetreuung erfolgt dann die Abnahme, bei der eine Kontrolle zur Einhaltung aller vorgegebenen Maßnahmen vorgenommen wird.
Teilweise zeigt sich, dass Nachbesserungsbedarf besteht. Dieser wird in Absprache mit dem Bauherren und den Gewerken in die Wege geleitet.
Aufgaben des Energieberaters im Überblick
- Entwicklung eines Energiesparkonzepts für den Neubau
- Beratung zu Energiesparmaßnahmen und zum Einsatz erneuerbarer Energien
- Kontrolle der Ausführung vorgegebener Energieeffizienzmaßnahmen
- Abnahme des Gebäudes nach Fertigstellung im Hinblick auf Energieeffizienz
- Empfehlung zu möglichen Nachbesserungen
- Hilfe bei der Erstellung und Einreichung der Förderanträge
Ablauf einer professionellen Energieberatung
- Beauftragung des Energieberaters
- Zusammenarbeit des Energieberaters mit dem Bauplaner/Architekten
- Erstellung eines Maßnahmenplans zur Verbesserung der Energieeffizienz des Neubaus
- Aufstellung einer Übersicht zu allen Kosten
- Erstellung und Einreichen der Förderanträge bei BAFA oder KfW
- Baufortschrittskontrolle und Prüfung der Umsetzung des Maßnahmenplans
- Abnahme des Neubaus und Empfehlung zu Überarbeitungen
- Rechnungslegung
Aufgaben bei der Sanierung eines Gebäudes
Im Rahmen einer Sanierung ist der Umfang der Aufgaben eines Energieberaters noch weitaus größer. Er errechnet auf Basis der vor Ort aufgenommenen Gebäudedaten die Energieeffizienz und stellt einen Sanierungsplan auf, nach dessen Umsetzung der Energiebedarf das Gebäudes deutlich niedriger sein sollte.
Wird eine Sanierung geplant, sind die Kosten für die Energieberatung ebenso förderfähig wie die Beträge, die für die Beratung im Zusammenhang mit einem Neubau angerechnet werden.
Kosten und Fördermöglichkeiten für die Energieberatung beim Neubau
Die meisten Bauherren müssen darauf achten, dass ihr einmal gesetzter Finanzrahmen während des Hausbaus eingehalten wird. Beim ersten Überschlagen der Baukosten stellen sie dann fest, dass nicht nur Architekt und Gewerke bezahlt werden müssen, sondern auch der Energieberater.
Doch gerade dieser ist wichtig und die Praxis zeigt, dass sich die Mehrausgaben für eine solche Beratung zur Gebäudeenergieeffizienz schon nach wenigen Jahren amortisiert haben. Doch was soll der Energieberater kosten? Worauf muss sich der Bauherr einstellen?
Kosten für die Energieberater
Genaue Kosten können an dieser Stelle nicht genannt werden, denn Art, Umfang und Größe des Bauvorhabens sind die maßgeblichen Kriterien für die Kosten, die für die Energieberatung einberechnet werden müssen. Zudem ist das Honorar der Energieberater individuell verschieden.
Das Honorar setzt sich aus folgenden Details zusammen:
- Art der Beratung (telefonisch, online, vor Ort)
- Größe des Neubaus (je größer das Gebäude, desto umfangreicher die Planung zur größtmöglichen Energieeffizienz)
- Stundenlohn des Beraters (meist um 100 Euro)
- Anzahl der Planungs- und Beratungsstunden
- Menge der Zusatzleistungen (z. B. Aufstellung der Förderanträge)
- gewünschte Baubegleitung und Bauabnahme
Meist wird ein Energieberater Kosten zwischen 2.000 und 5.000 Euro veranschlagen. Die große Spanne ergibt sich aus den oben genannten Aspekten, die individuell verschieden sind. Es ist damit auch möglich, nur einzelne Aufgaben an den Energieberater zu übertragen.
Die Baubegleitung ist nicht verpflichtend, ein Verzicht darauf verringert die Kosten. Allerdings wird auch die Sicherheit zur Einhaltung der festgesetzten Energieeffizienzmaßnahmen geschmälert.
Förderung für die Energieberatung
Die Kosten für die Energieberatung sind förderfähig bzw. ist die Beratung ihrerseits Voraussetzung für die Bewilligung von Förderungen durch die KfW. Selbige vergibt beispielsweise den Kredit Nr. 297 und 298, der den Namen Klimafreundlicher Neubau – Wohngebäude trägt.
Gefördert werden Häuser und Wohnungen, die energieeffizient und nachhaltig gebaut werden. Der Förderkredit kann bis zu 150.000 Euro je Wohnung betragen, der zinsgünstige Kredit wird mit einer Laufzeit von bis zu 35 Jahren und einer zehnjährigen Zinsbindung vergeben.
Auch die BAFA fördert eine Energieberatung und unterstützt damit Bauherren dabei, energieeffiziente Gebäude zu errichten. Namentlich ist es die „Bundesförderung der Energieberatung für Wohngebäude (EBW)“ für die folgende Kriterien gelten:
- Förderung von bis zu 80 Prozent des förderfähigen Beratungshonorars bei Ein- und Zweifamilienhäusern, maximale Förderung 1.300 Euro
- Förderung von bis zu 80 Prozent des förderfähigen Beratungshonorars bei Wohngebäuden ab drei Wohneinheiten, maximale Förderung 1.700 Euro
- einmalige Förderung für Wohneigentum: maximal 500 Euro bei Erläuterung der Ergebnisse aus der Energieberatung im Rahmen einer Wohnungseigentümerversammlung
Im Rahmen der Energieberatung für Wohngebäude, die über die BAFA gefördert wird, übernimmt der Staat die Kosten zu 80 Prozent nicht nur bei einem Neubau, sondern auch bei einer geplanten Sanierung, wobei die Förderung nur ein Zuschuss ist. Eine Komplettübernahme der Kosten ist nicht möglich.
Die Anträge werden online bei der BAFA gestellt, wobei auch die Bevollmächtigung des Energieberaters zum Einreichen des Förderantrages möglich ist.
Hier findet ihr einen kompetenten Energieberater in der Nähe
Ihr sucht einen Energieberater in der Nähe? Ihr solltet wissen, dass sich im Prinzip jeder als Energieberater bezeichnen kann, denn wie bereits erwähnt wurde, ist die Berufsbezeichnung nicht geschützt und erfordert daher auch keine entsprechenden Nachweise.
Aber Vorsicht: Nicht jeder Energieberater ist qualifiziert
Allgemeingültige Standards gibt es nicht, auch keine Voraussetzungen für die Zulassung zum Beruf oder Grundsätze, die für die Berufsethik relevant sind. Rechte und Pflichten eines Energieberaters sind daher ebenfalls nirgendwo festgeschrieben.
Die verschiedenen Freiberufler, die sich als Energieberater bezeichnen, bringen somit sehr unterschiedliche Kenntnisse, Erfahrungen und Qualifikationen mit. Neben Architekten und Ingenieuren können es auch Handwerker oder Schornsteinfeger sein, die eine Energieberatung anbieten.
Sogar Menschen, die mit dem Bau oder der Sanierung von Gebäuden nichts zu tun haben, sind teilweise als Energieberater tätig. Es gilt daher, vor der Beauftragung eines solchen (angeblichen) Fachmanns genauer hinzusehen.
Recherchen und Bewertungen zum Energieberater in der Nähe
Welche Referenzen bringt der Energieberater mit? Mit wem hat er schon zusammengearbeitet? Sind Zeugnisse, Zertifikate oder ähnliche Nachweise vorhanden? Auch Bewertungen im Internet können einen Anhaltspunkt dazu geben, ob der gewählte Energieberater vertrauenswürdig ist.
Wer ganz auf Nummer sicher gehen möchte, nutzt das Angebot der Deutschen Energie-Agentur und setzt auf die dort verzeichneten Energie-Effizienz-Experten. Hier lässt sich ganz leicht ein Energieberater in der Nähe finden, der als Experte für die Förderprogramme des Bundes zugelassen ist.
Verzeichnet sind dort mehr als 18.000 Energieberater, rund 16.000 sind über die Onlinesuche auffindbar. Hier könnt ihr einfach den Ort und einen gewünschten Umkreis angeben, danach erfolgt die Auflistung der Experten.
Sie alle haben eine geprüfte Qualifikation und kommen aus der Architektur, aus dem Ingenieurwesen oder aus Handwerks- und Technikberufen. Die verzeichneten Energieberater müssen ihre Qualifikation bei der Ersteintragung nachweisen.
Außerdem wird eine Auffrischung ihres Wissens und der entsprechende Nachweis dazu alle drei Jahre gefordert. Umgesetzte Praxisprojekte sind dabei ebenso maßgeblich wie Fortbildungen, die erfolgreich absolviert wurden. Diese Nachweise werden von der Deutschen Energie-Agentur in Zusammenarbeit mit der BAFA nach dem Zufallsprinzip überprüft.
Außerdem werden vor Ort Stichproben der Arbeitsergebnisse genommen, sodass die gewünschte hohe Qualität der Energieberatung dauerhaft gewährleistet bleibt.
Ihr habt Fragen oder Anregungen? Hinterlasst gern einen Kommentar!