Ein Haus mit Glasfassade – wie sinnvoll ist der Trend?

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Fenster waren durch die Jahrhunderte hinweg der Schwachpunkt eines Hauses. Selbst das dickste Mauerwerk schützte nicht vollständig, denn durch die Fenster konnten nicht nur Licht, sondern auch Kälte und Lärm in das Gebäude eindringen. Um sich vor zu viel Wärmeverlust zu schützen, haben Bauherren früherer Zeiten auf möglichst kleine Fenster gesetzt. Viel Glas und große Fenster konnten sich nur die Reichen leisten und Gebäude mit großen, hohen Fenstern bis hin zu den Wolkenkratzern mit Glasfassade waren auch ein wenig eine Machtdemonstration. Doch neben Bürogebäuden von Banken und großen Unternehmen werden immer öfter auch Privathäuser mit Glasfassade errichtet. Ist Bauen mit Glas sinnvoll oder nur Verschwendung in einer Zeit, in der Energiesparen wichtiger ist denn je?

Bei einem frei stehenden Haus an einem See oder mit einem Panoramablick auf die Berge ist es offensichtlich: Die Aussicht ist atemberaubend und die Fenster können gar nicht groß genug sein. Doch auch wenn ihr einen solchen Ausblick nicht habt, lohnt sich das Bauen mit Glas.

Mehr als nur eine schöne Aussicht

Rund 80 Prozent des Tageslichts schafft es durch eine Glasfassade von außen in den Raum. Das sind Lumenwerte, die das beste künstliche Licht nicht erreicht. Dass Tageslicht gut und wichtig für das Wohlbefinden ist, wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. Es hebt die Stimmung und fördert die Konzentration.

In lichtdurchfluteten Räumen lebt es sich besser und mit Glastüren und -wänden schafft ihr ein transparentes Haus, in dem Licht und Sonnenschein in jedes Zimmer dringen können. Wenn ihr einen ansprechend angelegten Garten habt, können Garten und Haus eine Einheit werden und ihr könnt euch selbst dann an Blumen und Pflanzen erfreuen, wenn das Wetter einmal nicht so angenehm ist.

Waren Fenster früher Energieräuber, so ist das durch neueste Technik, Isolierfenster, dreifach verglaste Wärmeschutzfenster und anderen technischen Errungenschaften, nicht mehr der Fall. Im Gegenteil: Dreifach verglaste Fenster halten nicht nur die Wärme im Haus, sie sorgen dafür, dass das Sonnenlicht die Räume schön warm werden lässt. Vor allem im Winter lässt sich mit dieser Art von Sonnenenergie eine Menge Energie und damit Geld sparen.

Auf den ersten Blick mag es nicht ersichtlich sein, doch Bauen mit Glas ist Bauen mit einem Naturmaterial. Glas ist nichts weiter als eine Mischung aus vorwiegend Sand, Kalk und – in geringen Teilen – anderer Materialien.

Hat ein Haus mit Glasfassade auch Nachteile?

Jede Hausfrau wird den Nachteil eines Hauses mit Glasfassade sofort erkennen. Glas wird rasch schmutzig und muss regelmäßig gereinigt werden. Und nicht jedes Reinigungsmittel kann auf jedem Glas verwendet werden. Einige Beschichtungen sind empfindlich und dürfen nicht mit chemischen Reinigern behandelt werden. Auf der anderen Seite gibt es inzwischen auch selbstreinigendes Glas, um das ihr euch nicht ständig kümmern müsst, damit es schön bleibt.

Zwar ist Glas heute stabiler und der berühmte, um nicht zu sagen berüchtigte Fußball, der durch die Scheibe fliegt, kann einem Haus mit Glasfassade heute nicht mehr gefährlich werden. Dennoch können auch mit Sicherheitsglas an einer Glasfront leichter Schäden entstehen als an einer Hausmauer. Nicht immer muss dann die ganze Scheibe ausgetauscht werden, dennoch ist eine Reparatur aufwendiger und kostenintensiver.

Apropos Kosten: Bereits beim Bau einer Glasfassade entstehen höhere Kosten als bei einem gewöhnlichen Wandaufbau aus Holz oder Beton. Das macht die Fassade aber mit Schönheit, Wohlfühlmomenten in den Räumen und Energieersparnissen wieder wett.

Leider dringt nicht nur Sonnenlicht in ein Haus mit Glasfassade. Auch die Blicke neugieriger Nachbarn können leicht in ein transparentes Haus einfallen. Mit verspiegelten Fenstern und bestimmten Folien könnt ihr euch davor schützen.

Tipps für das Bauen mit Glas

Wenn ihr ein Haus mit Glasfassade plant, dann werdet ihr zunächst natürlich darauf achten, wo euch der schönste Anblick geboten wird. Sofern ihr – etwas überspitzt – die Wahl zwischen Meeresblick und Industriegebiet habt, wird euch jeder zustimmen, wenn ihr eure Glasfassade in Richtung Meer baut, egal, in welcher Himmelsrichtung das ist.

Aber: Natürlich spielt bei der Planung die richtige Hausausrichtung eine übergeordnete Rolle. Auf der Nordseite fällt die Sonnenenergie, die im Winter hilft, die Räume zu wärmen, größtenteils weg. Auf der Südseite hingegen wird es in den zunehmend heißen Sommern rasch zu einer Hitze wie in einem Treibhaus kommen.

Wenn eure Glasfront nach Süden weist, solltet ihr bereits bei der Planung an den entsprechenden Schutz vor zu viel Sonne denken. Möglichkeiten habt ihr dabei viele, angefangen bei Lamellen für die Innenseite der Fenster über Folien bis hin zu außen angebrachte Jalousien.

Die neueste Innovation in diesem Bereich sind Rollos, die zwischen den Scheiben angebracht sind und euch das lästige Putzen ersparen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein außen angebrachter Sonnenschutz die beste Lösung ist, da er verhindert, dass die Sonne auf die Scheibe treffen kann und durch ihn eine Überhitzung von vornherein ausgeschlossen wird.

Ein wichtiger Wert bei der Auswahl des Glases für eure Glasfassade ist der Gesamtenergiedurchlassgrad, der sogenannte g-Wert. Mit ihm wird gemessen, wieviel Sonne und Sonnenenergie durch das Glas hindurchgelassen wird. Mit diesem Wert einher geht der U-Wert, der angibt, wieviel Wärme von innen nach außen verloren geht. Ist der g-Wert hoch, ist es der U-Wert in der Regel auch. Ein hoher Wert muss nicht schlecht sein, im Gegenteil. Fenster mit hohen Werten eignen sich bestens für die Südseite.

Besonders, wenn ihr das Glück habt, einen großen Garten zu besitzen oder nahe am Wald wohnt, kann es immer wieder vorkommen, dass Vögel die Scheiben nicht als solche erkennen und dagegen fliegen. Meist endet ein solcher sogenannter Vogelschlag tödlich für die Tiere. Abhilfe könnt ihr mit Aufklebern, die große schwarze Vögel darstellen, schaffen. Das ist nicht nur lebensrettend für die Tiere, sondern auch ein schöner Fensterschmuck.

Hohe Kosten, die sich auszahlen (können)

Als Fazit können wir sagen, dass Bauen mit Glas zwar mit höheren Kosten verbunden ist, diese Kosten sich jedoch auszahlen. Nicht nur finanziell, sondern vor allem dadurch, dass das Glas das Heim zu einer Wohlfühloase werden lässt.

Was denk ihr? Findet ihr ein transparentes Haus eine gute Idee und könnt ihr euch eine Glasfassade für euren Neubau vorstellen? Oder ist die Vorstellung, die riesigen Fenster putzen zu müssen, für euch reiner Horror? Teilt uns eure Meinung gerne in den Kommentaren mit.

Bildquelle: © Victor zastol’skiy | stock.adobe.com

2 CommentsKommentar hinterlassen

  • Toller Beitrag! Kann die energieeinsparung mlt viel Glas auf der Südseite nur bestätigen! Im Sommer bleibt es ebenfalls angenehm kühl mit den Raffstore.

    • Hallo René,

      vielen Dank für das Lob und es freut uns, dass Sie unsere Aussagen aus dem Blogbeiträgen aufgrund eigener Erfahrung bestätigen können.

      Beste Grüße, Ihr BauMentor-Team.

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