Inhalt
In Deutschland verbringen Menschen etwa 80 Prozent ihrer Zeit in geschlossenen Räumen. Bei Büroangestellten und im Winter kann der Wert sogar noch höher liegen. Umso wichtiger ist es, dass in den Räumen, in denen wir uns viel aufhalten, ein zuträgliches Raumklima herrscht. Das Raumklima ist damit ein wichtiger Bestandteil für die Wohnqualität und das Gefühl von Behaglichkeit in den eigenen vier Wänden.
Unter dem Begriff “Raumklima” werden alle Faktoren zusammengefasst, die Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden haben. Dazu zählen neben der richtigen Temperatur und Luftfeuchtigkeit auch die Luftqualität und die Beleuchtung im jeweiligen Raum.
Faktoren für ein gesundes Raumklima
Die Raumtemperatur sollte bei überwiegend sitzenden Tätigkeiten und wenig Bewegung, wie zum Beispiel im Homeoffice, bei mindestens zwanzig Grad liegen. Zum Vergleich: Für schwere körperliche Tätigkeiten gilt ein Mindestwert von zwölf Grad. Je nach eigenem Wohlbefinden können diese Werte auch etwas abweichen.
Die ideale Luftfeuchtigkeit für Innenräume liegt dagegen bei 40 bis 60 Prozent. Zu trockene Luft reizt die Schleimhäute – Viren und Bakterien haben dann leichteres Spiel. Manche Menschen reagieren auf zu trockene Luft auch mit brennenden Augen, spröden Lippen bzw. allgemein rauerer Haut.
Zu feuchte Luft dagegen wirkt drückend und begünstigt schon bei Werten, die von Menschen noch nicht als unangenehm wahrgenommen werden, die Schimmelbildung. Damit Schimmelpilze auskeimen, benötigen sie Feuchtigkeit. An kühlen Oberflächen kondensierte Luftfeuchtigkeit ist beispielsweise ein idealer Nährboden.
Schimmelsporen sind vor allem für Allergiker ein großes Gesundheitsrisiko. Aber auch bei Personen ohne Allergien können sie zu vermehrten Infekten führen. Schimmel führt zudem häufig zu unangenehmen Gerüchen, die das Wohlbefinden beeinträchtigen.
Für die Luftqualität ist der Kohlendioxid-Gehalt der Luft einer der wichtigsten Werte. Auch das Raumklima nimmt beispielsweise Einfluss, wie viele Menschen oder auch Haustiere sich darin aufhalten, denn Mensch und Tier geben beim Atmen Kohlendioxid an die Luft ab.
Zimmerpflanzen andererseits steigern den Sauerstoffgehalt, weil sie Kohlendioxid in Sauerstoff umwandeln. Ein zu hoher Kohlendioxid-Gehalt macht nicht nur müde und beeinträchtigt die Konzentration, sondern kann auch zu Kopfschmerzen, Sehstörungen und Schwindel führen.
Negativen Einfluss auf die Luftqualität haben auch chemische Ausdünstungen, die beispielsweise vom Mobiliar oder den Bodenbelägen ausgehen. Kleber und Farben geben Schadstoffe an die Luft ab, die bei hohen Anreicherungswerten und/oder langem Ausgesetztsein Konzentrationsfähigkeit, Gedächtnisleistung und Schlaf beeinträchtigen können.
Ein weiterer Faktor für ein gutes Raumklima ist das Licht, das in den eigenen vier Wänden entweder durch Tageslicht oder die Beleuchtung beeinflusst wird. Ein Mangel an Licht kann zum Beispiel zu einer gewissen Tagesmüdigkeit oder auch zu Konzentrationsschwierigkeiten und schlimmstenfalls sogar zu Depressionen führen.
Wenn ihr mehr über die Bedeutung des Tageslichts beim Hausbau erfahren wollt, hört gerne mal in die folgende Podcast-Episode rein:
Wie lässt sich ein gesundes Raumklima messen?
Um die Qualität des Raumklimas zu beurteilen, könnt ihr euch an einigen Messwerten bedienen. Mit dem Thermometer, Hygrometer und Messgeräten für die Luftqualität habt ihr die Möglichkeit sämtliche Zahlen im Blick zu behalten.
Thermometer: Die Raumtemperatur ist einer der wichtigsten Faktoren dafür, ob ein Raumklima als angenehm empfunden wird. Bei größeren Räumen sind eventuell zwei Thermometer vonnöten, um das Raumklima treffend abbilden zu können.
Hygrometer: Mit dem Hygrometer wird die Luftfeuchtigkeit bestimmt. Achtet beim Aufstellen darauf, dass ihr es nicht über der Heizung aufhängt oder direkter Sonneneinstrahlung aussetzt, da hierdurch die Ergebnisse verfälscht werden können.
Messgeräte für die Luftqualität: Die Geräte messen beispielsweise den Sauerstoff- und den CO2-Gehalt sowie die Feinstaubbelastung, teils auch den Ozonwert und weitere Bestandteile der Luft.
Natürlich müsst ihr nicht durchgehend die unterschiedlichen Werte checken. Meist merkt ihr selbst, wenn sich die Luft in euren Räumlichkeiten unangenehm anfühlt. Werft dann einen Blick auf das jeweilige Messgerät und überlegt, was der Auslöser für die verminderte Qualität sein kann.
Übrigens gibt es mittlerweile viele All-In-One-Lösungen, die sämtliche Messgeräte beinhalten und recht preiswert im Drogerie- oder Baumarkt erhältlich sind. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch Zeit beim Checken der Werte.
Aber welche Werte sind denn nun eigentlich gesund? Eine Frage, die nicht so einfach pauschal zu beantworten ist. Was manche Menschen frösteln lässt, wird von anderen als angenehme Frische empfunden.
50 Prozent relative Luftfeuchtigkeit und eine Temperatur von 20° C gelten als gute Standardwerte für das Raumklima.
Welche Maßnahmen sorgen für ein gesundes Raumklima?
Weichen die Werte nicht allzu weit vom gewöhnlichen Standard ab, können manchmal schon einfache und kostengünstige Maßnahmen helfen, um das Raumklima spürbar zu verbessern. Zimmerpflanzen sorgen beispielsweise für einen höheren Sauerstoffgehalt. Viele Pflanzen sind zudem dazu in der Lage, Schadstoffe aus der Luft zu absorbieren. Zudem sind sie ein Blickfang und bringen etwas Natur in die eigenen vier Wände.
Regelmäßiges Stoßlüften hilft gegen zu hohe Luftfeuchtigkeit und sorgt für frische Luft. Bei zu trockener Luft sollte über die Anschaffung eines Luftbefeuchters nachgedacht werden, der die Luftqualität verbessert und verhindert, dass eure Schleimhäute austrocknen. Insbesondere in den Wintermonaten, wenn die Heizung auf Hochtouren läuft, stellen diese ein gutes Hilfsmittel dar.
Ist die Luftqualität grenzwertig und habt ihr mit Allergien zu kämpfen, ist die Anschaffung eines Luftreinigers eine Überlegung wert. Solche Geräte können das Raumklima deutlich verbessern. Luftreiniger saugen die Raumluft an, reinigen sie mit Hilfe von mehreren Filtern von Partikeln, Pollen, Bakterien und anderen Allergenen und geben sie gesäubert wieder ab.
Für Neubauten ist der Einbau einer Lüftungsanlage fast schon ein Muss. Sie wechselt die Luft aus, sorgt für ein gesundes Raumklima und spart dabei auch noch Energie. Vor allem Allergiker profitieren von der sauberen Luft der Lüftungsanlage, da diese meist mit einem Pollenfilter ausgestattet sind.
Hört auch hierzu gerne mal in unseren Podcast rein, um weitere Informationen zur Lüftungsanlage zu bekommen:
Ebenfalls positiven Einfluss auf ein gesundes Raumklima hat eine gute Wärmedämmung. Sie verhindert unter anderem, dass Außenwände zu stark auskühlen. Das macht es nicht nur leichter und günstiger, die Innenräume auf einer Wohlfühltemperatur zu halten, sondern verhindert auch die Kondensation von Leuchtfeuchtigkeit. Moderne Dämmmaterialien sind zudem diffusionsfähig gegenüber Feuchtigkeit. Sie regulieren also auch die Luftfeuchtigkeit.
Fazit
Bei Neubauten ist es äußerst empfehlenswert, bereits bei der Planung auf ein gesundes Raumklima in den eigenen vier Wänden zu achten. Das Raumklima wirkt sich auf das Wohlbefinden und langfristig sogar auf eure Gesundheit aus. Manchmal reichen schon kleine Maßnahmen, um Verbesserungen des Raumklimas zu erreichen.
Hakt auch bei eurem Hausbauunternehmen nach, welche Haustechnik und weiteren Maßnahmen für ein gesundes Raumklima sorgen. In der Regel werden diese sowieso von Beginn an berücksichtigt, schließlich sollte das allgemeine Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden oberste Priorität haben – nicht nur für euch, sondern vor allem auch für euer Hausbauunternehmen.
Bildquelle: © fizkes | stock.adobe.com
Hallo,
Ich hätte eine Frage : Ist bei einem Neubau (Fertighaus Holz) mit einer diffusionsoffenen Wand eine Lüftungsanlage inzwischen gesetzliche Pflicht bzw sollte man die einbauen? Eine diffusionsoffene Wand alleine und “normales” manuelles Lüften sollte doch eigentlich reichen, oder?
Würd gerne auf eine Lüftungsanlage verzichten, bin jetzt aber unsicher.
Herzlichen Dank und viele Grüße!
Hallo Nadine,
wirklich atmende Wände, die einen Luftaustausch gewährleisten, gibt es so nicht, auch wenn oft die Rede davon ist. Bei der diffusionsoffenen Wand kann ein Bruchteil der Feuchtigkeit von der Wand aufgenommen beziehungsweise in Form von Dampf nach außen getragen werden. Eine Lüftung ersetzt diese jedoch nicht.
Eine gesetzliche Pflicht für eine Lüftungsanlage gibt es nicht, allerdings sieht der Gesetzgeber ein Lüftungskonzept vor, um eine ausreichende Luftzirkulation zu gewährleisten. Manuell ist diese kaum zu erfüllen, mit einer Menge Stress verbunden und bezogen auf die Energieeffizienz nicht wirklich ratsam. Daher beim Neubau die Lüftungsanlage direkt mit einplanen, auch wenn die Anschaffungskosten recht hoch sind. Langfristig lohnt sich eine solche Anlage jedoch.
Beste Grüße und viel Erfolg beim Neubau,
Ihr BauMentor-Team.