Worauf müssen Allergiker beim Hausbau achten?

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In der heutigen Zeit leiden zahlreiche Menschen unter den verschiedensten Allergien. Zur Linderung des Krankheitsbildes ist es wichtig, dass die Betroffenen so wenig Kontakt wie möglich zu den auslösenden Stoffen haben. Das lässt sich jedoch nicht immer vermeiden. Wir geben euch in diesem Beitrag die passenden Tipps, wie ihr die Anzahl an Allergenen reduziert und worauf ihr beim Bau eines allergikerfreundlichen Hauses achten müsst.

Wer als Allergiker bauen will, sieht sich mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere die sogenannten „Innenraumallergien“ solltet ihr, wenn ihr ein Haus baut oder eine größere Sanierung plant, von Anfang an mit in den Blick nehmen.

Allergien gegen Hausstaubmilben, Tierhaare, Schimmelpilze und Co. können schon in der Planungsphase berücksichtigt werden. Indem ihr auf die richtigen Baumaterialien setzt und gegebenenfalls Belüftungsanlagen und die richtige Heizungstechnik in euer neues Haus einbaut, könnt ihr die Allergiebelastung im Alltag auf ein absolutes Minimum reduzieren.

Welche Allergien spielen beim Hausbau oft eine Rolle?

Laut aerzteblatt.de gibt es in Deutschland mehr als 23 Millionen Allergiker. Sie sind unterschiedlich stark von den Allergien betroffen. Doch auch wer nur gelegentlich damit zu tun hat, weiß, wie lästig allergische Reaktionen sein können.

Im Haus können Allergien einerseits von bestimmten, beim Bau verwendeten Materialien selbst ausgelöst werden. Vor allem Farben, Kleber und Dämmstoffe sind mitunter mit Chemikalien versetzt, die Allergien befördern können. Auch bei der Wahl des Bodenbelags solltet ihr gegebenenfalls darauf achten, allergikergeeignete Naturbaustoffe zu kaufen.

Darüber hinaus gibt es aber auch viele Allergien, die durch über die Luft transportierte Stoffe ausgelöst werden können. Vor allem Pollen, tierische Hautschuppen und Hausstaub sind dabei zu nennen.

Im Haus lässt sich solchen Allergieerregern zum Beispiel durch ein leistungsstarkes Lüftungssystem etwas entgegensetzen. Zu den häufigsten Symptomen von Innenraumallergien gehören Reizhusten, Kopfschmerzen, Juckreiz und Hautausschläge.

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Worauf müssen Allergiker bei der Auswahl von Dämm- und Baumaterialien achten?

Wie oben bereits beschrieben, sind häufig beim Bau verwendete Dämmstoffe, Kleber und Farben Ursache allergischer Reaktionen. Wenn ihr wisst, dass ihr auf manche für andere Menschen harmlose Stoffe empfindlich reagiert, solltet ihr das beim Hausbau also von Anfang an berücksichtigen.

Insbesondere Dämmmaterialien lassen sich später schließlich nur noch schwer tauschen. Ein erster sinnvoller Schritt ist es, bei der Planung der Materialbeschaffung auf Qualitäts- und Gütesiegel zu achten.

Umweltzertifikate als Gradmesser

Gerade der in Deutschland weit verbreitete, vom Bundesumweltministerium vergebene Blaue Engel und das europäische ECARF-Siegel von der „European Centre for Allergy Research Foundation“ („Stiftung des europäischen Allergieforschungszentrums“) sind dabei zu nennen. Damit zertifizierte Baumaterialien sind garantiert frei von Schadstoffen und bekannten Allergenen.

Blauer Engel

Der Blaue Engel ist ein deutsches Umweltzeichen, das umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen auszeichnet, einschließlich solcher für den Hausbau. Produkte mit dem Blauen Engel garantieren niedrige Emissionen und schadstoffarme Inhaltsstoffe, was zu einer gesünderen Wohn- und Bauumgebung führt und die Umweltbelastung minimiert.

ECARF-Siegel

Das ECARF-Siegel kennzeichnet allergikerfreundliche Produkte und Dienstleistungen, die speziell für Menschen mit Allergien entwickelt wurden. Im Hausbau zeigt es an, dass Baustoffe und Einrichtungsgegenstände allergenarm sind und somit das Risiko von Allergieauslösern in der häuslichen Umgebung minimieren, was zu besserer Raumluftqualität beiträgt.

Höhere Preise für allergikerfreundliche Baustoffe

Wenn ihr euch beim Bau, wie die meisten privaten Bauherren, nicht selbst um die Beschaffung der Baumaterialien kümmert, solltet ihr das Thema im Gespräch mit dem Bauunternehmen frühzeitig thematisieren. Da in einigen Fällen besonders allergikergeeignete Baustoffe kostspieliger sind als andere, kann die Entscheidung für besonders verträgliche Materialien sich nicht zuletzt auch auf die Gesamtkosten des Bauprojekts auswirken.

Das kann zu unangenehmen Überraschungen führen, wenn spät im Planungsprozess noch einmal etwas verändert werden muss. Je früher ihr die Kosten für spezielle Baumaterialien kennt, desto besser.

Welche Baustoffe sind besonders allergikerfreundlich und warum?

Grundsätzlich gilt, dass natürliche Baumaterialien wie Holz besonders allergikergeeignet sind. Zusätzlich kann es sinnvoll sein, darauf zu achten, dass zum Beispiel Wandfarben und Putze aus mineralischen Materialien hergestellt sind.

Anders als viele andere Farben bieten diese Mikroorganismen keinen Raum zur Vermehrung. Zudem sind mineralische Farben in aller Regel frei von Lösungsmitteln und Konservierungsstoffen, die ebenfalls Auslöser von Allergien sein können.

Gegebenenfalls kann es auch sinnvoll sein, auf spezielle Hightech-Farben mit photokatalytischer Wirkung zurückzugreifen. Dabei handelt es sich um Wandfarben, in die Nanopartikel eingelagert sind.

Diese Nanopartikel dienen dazu, allergene Stoffe zunächst zu binden und dann durch Einwirkung von Sonnenlicht in nicht allergene Stoffe zu zerlegen. Solche Farben werden als Wandfarben für Innenräume und als Fassadenfarben für den Außenbereich angeboten.

Der Fußboden im Haus für Allergiker

Eine besondere Bedeutung kommt im Allergikerhaus dem Fußboden zu. Grundsätzlich gilt, dass glatte, geschlossene Bodenmaterialien für Allergiker die beste Wahl sind. Dazu zählen zum Beispiel Parkett und Laminat, aber auch geflieste Steinböden. Klassische Holzfußböden sind ebenfalls eine gute Wahl für Allergiker.

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Auf glatten Böden lassen sich Allergene schnell wegwischen – Bildquelle: © Verrone | stock.adobe.com

Weniger gut für Allergiker geeignet sind dagegen viele Teppiche bzw. Teppichböden, da sich in ihnen viel Staub sammelt, der Ursache allergischer Reaktionen sein kann. Eine Ausnahme können kurzflorige Teppichböden sein, sofern diese während der Nutzung regelmäßig gestaubsaugt und gereinigt werden. Teppichböden werden auch in ECARF-zertifizierten Varianten angeboten.

Welche Rolle spielen Heizung und Lüftung für Allergiker?

Viele Allergene treten als sogenannte Aerosole auf, gelangen also über die Luft in die Lungen und Körper der Allergiker. Dazu zählen zum Beispiel Pollen, Staub oder Schimmelpilze. Auch tierische Hautschuppen werden oft von der Luft aufgewirbelt und im Haus verteilt.

In einem Haus für Allergiker spielt das natürlich ebenfalls eine große Rolle. Insbesondere Hausstaubmilbenallergiker wissen, wie störend das Auftreten von Staub in der Luft sein kann.

Klassisches Allergie Hausmittel gegen Staub und ähnliche Allergene ist das regelmäßige Lüften. Doch damit gehen weitere Herausforderungen einher.

Im Winter verbietet sich das permanente Lüften aus Gründen der Energieverschwendung. Im Frühling und Sommer gelangen dadurch vermehrt Pollen, die ihrerseits allergische Reaktionen auslösen, ins Haus.

Automatische Lüftungsanlage

Eine Alternative, die nicht nur beim Bauen für Allergiker sinnvoll sein kann, ist ein Luftreiniger. Noch besser ist der Einbau eines automatisierten Lüftungssystems mit Filteranlage. Schwebende Teilchen und sogar Tierhaare werden davon angesaugt und aus dem Haus abtransportiert. Frische Luft, die von außen ins Haus befördert wird, wird durch einen Filter geleitet, sodass Pollen und andere allergieauslösende Stoffe draußen bleiben.

Eine automatische Lüftungsanlage hat zudem den Vorteil, dass damit die Luftfeuchtigkeit im Haus dauerhaft niedrig gehalten werden kann. Aus Sicht von Allergikerinnen und Allergikern ist das zum einen wichtig, weil so der Bildung von Schimmel vorgebeugt wird. Zum anderen aber auch deshalb, weil eine zu hohe Luftfeuchtigkeit von über 50 Prozent die Symptome vieler Allergien verschlimmert.

Bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit vermehren sich zudem Staubmilben besonders aktiv. Aus diesem Grund kann es übrigens auch für Allergiker, für die der nachträgliche Einbau einer Lüftungsanlage nicht infrage kommt, sinnvoll sein, sich mit der Anschaffung von Luftentfeuchtern zu beschäftigen.

Flächenheizung statt Konvektor

Umgekehrt kann allerdings auch eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit problematisch sein. Insbesondere im Winter spüren viele Allergiker das, denn Heizungsluft ist oft sehr trocken. Das gilt zumindest, wenn ihr herkömmliche Heizkörper einsetzt.

Diese sogenannten Konvektoren erwärmen die Raumluft und sorgen so für Aufwirbelungen von Staub und anderen allergieförderlichen Stoffen. Zudem sorgt die trockene Luft für eine Austrocknung der Schleimhäute und macht sie so anfälliger für allergische Reaktionen.

Anders sieht es bei Flächenheizungen aus. Wand- und Fußbodenheizungen strahlen ihre Wärme auf einer deutlich größeren Fläche aus. Zudem sind solche Flächenheizungen, wenn sie im Neubau von Anfang an eingeplant werden, auch sinnvoll, weil sie den Betrieb mit einer geringeren Vorlauftemperatur erlauben. Dadurch sind sie deutlich besser für die Verwendung mit modernen Wärmepumpen oder Solarthermieanlagen geeignet und ermöglichen es so, sparsamer zu heizen.

Wenn ihr bei einer Sanierung oder einem Umbau nicht die Möglichkeit habt, eine echte Flächenheizung zu installieren, kann gegebenenfalls auch eine sogenannte Sockelheizung eine Alternative sein. Diese wird als Alternative zu bestehenden Fußbodenleisten installiert und verteilt die Wärme ebenfalls über eine größere Fläche als klassische Heizkörper.

Welche Hausmittel zur Minderung von Allergien gibt es?

Wenn eine generelle Sanierung oder ein großflächiger Umbau eures Hauses nicht infrage kommt, gibt es zum Glück einige Kniffe und Allergie Hausmittel, die das Leben auch im Bestandsbau angenehmer machen können. Wie oben beschrieben, spielt die Luftfeuchtigkeit im Haus für Allergiker eine große Rolle.

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Gibt es keine Lüftungsanlage, schafft der Luftreiniger Abhilfe – Bildquelle: © 2020 Selfmade studio | stock.adobe.com

Um der Vermehrung von Hausstaubmilben und Schimmel entgegenzuwirken, sollte die Luftfeuchtigkeit möglichst niedrig gehalten werden. Luftentfeuchter können dazu beitragen.

Viele elektrische Entfeuchter fungieren zudem als Luftfilter, die zumindest einige Schadstoffe aus der Raumluft entfernen. Zudem sollten Allergiker auch ohne automatisches Lüftungssystem die Raumluft regelmäßig tauschen.

Im Winter ist Stoßlüften dafür die beste Option. Eine niedrige Luftfeuchtigkeit verbessert übrigens auch die Heizeffizienz im Haus.

Bei akuten Allergieanfällen können Augentropfen und Nasensprays helfen, die Schleimhäute feucht zu halten. Gegen Entzündungen und Schleimbildung aufgrund von Allergien helfen zudem auch Kräuteraufgüsse. Pfefferminz- und Ingwertee sind zum Beispiel klassische Allergie Hausmittel.

10 Hausmittel gegen Allergie

1. Luftreiniger mit HEPA-Filter verwenden.
2. Staubwischen: Regelmäßig mit feuchtem Tuch wischen.
3. Schimmel vermeiden: Raum trocken und belüftet halten.
4. Hausstaubmilben kontrollieren: Allergendichte Bezüge für Bett verwenden.
5. Haustiere: Haustiere regelmäßig waschen, bürsten.
6. Lüften: Fenster öffnen für frische Luft.
7. Nasenspülung: Salzlösung für Nasenspülung nutzen.
8. Teppiche regelmäßig reinigen: Allergene aus Teppichen entfernen.
9. Innenräume feucht halten: Luftbefeuchter für optimales Klima.
10. Kleidung außerhalb schütteln: Pollen draußen entfernen.

Bauen für Allergiker mit der richtigen Haustechnik

Wollt ihr ein allergiefreies Haus bauen, solltet ihr euch bereits in der Planungsphase mit einer modernen Haustechnik sowie gesunden Baustoffen beschäftigen, damit Hausmittel gar nicht erst zum Einsatz kommen müssen. Fragt hierzu bei eurem Fertighausanbieter oder Baupartner, welche Optionen es gibt.

Teilt dem jeweiligen Ansprechpartner gleich zu Beginn mit, welche Allergien ihr habt. Er hat ganz sicher die passende Lösung für euch parat, zumal das Bauen für Allergiker längst kein Tabu mehr ist. Wie ihr bereits erfahren habt, leiden alleine in Deutschland 23 Millionen Menschen unter einer Allergie.

Wir hoffen, wir konnten mit unserem Beitrag die wichtigsten Fragen zum Bauen für Allergiker beantworten. Wenn ihr noch weitere Fragen habt oder vielleicht sogar schon eigene Erfahrungen mit einem Allergikerhaus habt, hinterlasst gerne einen Kommentar. Auch wenn ihr weitere Tipps zu Allergie Hausmitteln für den Alltag habt, schreibt uns gerne. Wir freuen uns darauf, von euch zu hören.

Bildquelle: © thanakrit | stock.adobe.com

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