Souterrain: Vorteile und Nachteile des ehemaligen Kellerkindes + Ideen zur Planung

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Wohnraum ist teuer und heiß begehrt. Eine ideale Nutzung vorhandener Ressourcen wird daher für viele Bauherren immer wichtiger. Das führt dazu, dass sich das Souterrain, das einst als Kellerkind unter den Wohnräumen wenig attraktiv war, zunehmender Beliebtheit erfreut. Wir klären auf, was ihr bei der Planung einer Souterrainwohnung berücksichtigen solltet.

Den Begriff Souterrain haben wohl die meisten Menschen schon einmal gehört. Es kursieren allerdings viele Falschinformationen oder Halbwahrheiten über die Räume im Untergeschoss. Das kann – oft ungerechtfertigt – davon abschrecken, den Platz im Keller zu nutzen. Deshalb wollen wir uns den Begriff erst einmal genauer anschauen.

Was versteht man unter einem Souterrain?

Das Souterrain, auch Tiefparterre genannt, umfasst alle Wohnräume eines Hauses, deren Fußböden unter dem Niveau der angrenzenden Straße liegen. Das bezieht sich allerdings nur auf die zur Straße liegende Seite.

Besonders bei Hanggrundstücken kann die Souterrainwohnung auf der gegenüberliegenden Seite durchaus ebenerdig sein. Im umgekehrten Fall jedoch, also wenn zur Straße ein ebenerdiger Zugang besteht und das Grundstück auf der abgewandten Seite ansteigt, spricht man nicht vom Souterrain.

Entscheidend ist also ausschließlich das Niveau auf der Seite, an der die angrenzende Straße liegt. Wichtig ist auch, dass mit dem Souterrain immer explizit bewohnbare Räume gemeint sind. Daraus ergeben sich einige Vorgaben, die eingehalten werden müssen, wenn ihr ein Souterrain in euren Hausbau integriert.

Herkunft des Begriffs “Souterrain”

Das Wort Souterrain stammt aus dem Französischen und geht auf die Phrase “sous-terrain”, also “unter der Erde” oder “unterirdisch” zurück. Früher wurden diese Räume, die häufig mit einem eigenen Eingang versehen waren und dadurch eine abgetrennte Wohneinheit bildeten, den Bediensteten zugewiesen.

Für den Ausbau wurde meist entsprechend wenig Aufwand betrieben: Schlechte oder gar keine Dämmung, wenige kleine Fenster und Feuchtigkeit waren an der Tagesordnung.

Das führte einerseits zum schlechten Ruf der Räume im Untergeschoss, der sich bis heute teils hartnäckig hält, andererseits etablierten sich Souterrainwohnungen aber auch als besonders günstige Bleibe. So werden sie häufig von Studierenden oder Menschen mit geringem Einkommen bewohnt, weil sie meist deutlich günstiger angeboten werden als andere Objekte in derselben Wohngegend.

Wenn ihr die Nutzung des Souterrain planen möchtet, solltet ihr auf jeden Fall genug Zeit in die Vorüberlegungen stecken. Mit der Beachtung einiger Punkte wird die Souterrainwohnung dann zum Schmuckstück des Hauses.

Wie unterscheidet sich das Souterrain von einem Keller?

Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass das Souterrain auch als Wohnung im Kellergeschoss bezeichnet wurde. Das wirft natürlich die Frage auf, weshalb man nicht einfach Kellerwohnung statt Souterrainwohnung sagt. Etwa, weil es besser klingt und niemand wirklich gerne im Keller wohnt?

Nein, es gibt tatsächlich Unterschiede. Diese liegen allerdings nicht im Höhenniveau des jeweiligen Raums, denn sowohl Souterrain als auch Keller befinden sich nämlich unter dem Straßenniveau. Der Unterschied liegt vielmehr in der Nutzung.

Im Keller sind Vorrats-, Heizungs- oder Hauswirtschaftsräume untergebracht, also solche, die nicht zur Bewohnung gedacht sind. Beim Souterrain hingegen ist das Bewohnen das ausdrückliche Ziel.

Damit gehen verschiedene bauliche Vorgaben einher. Eine Souterrainwohnung muss über ausreichend Tageslicht verfügen. Der Einbau von ausreichend großen Fenstern ist also obligatorisch.

Außerdem muss die Höhe in den Räumen über zwei Meter betragen. Handelt es sich um eine abgeschlossene Wohnung, müssen Bad und Küche untergebracht werden. Im Gegensatz dazu dürfen Kellerräume niedriger sein und müssen auch nicht zwingend Fenster enthalten.

Vor- und Nachteile der Souterrainwohnung

Eine grundsätzliche Vorstellung, was man unter dem Souterrain versteht, solltet ihr nun also haben. Damit können wir einen Blick auf die Vor- und Nachteile werfen, die mit dem Wohnen im Untergeschoss einhergehen.

7 Vorteile einer Souterrainwohnung

Wer im Untergeschoss lebt, genießt einige Vorteile. Wir stellen euch die wichtigsten davon vor:

1. (Nahezu) barrierefreies Wohnen

Eine abgeschlossene Souterrainwohnung ist meist über wenige Stufen zugänglich. Innerhalb der Wohnung sind in der Regel keine weiteren Stockwerke angelegt. Zudem ist häufig eine Terrasse oder der Garten ebenerdig zu erreichen.

Vor allem für ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität kann eine Wohnung im Untergeschoss ideal sein, so lange wie möglich mit der Familie unter einem Dach zu leben, ohne auf deren permanente Unterstützung, beispielsweise beim Treppensteigen, angewiesen zu sein.

2. Angenehme Klimatisierung

Souterrainwohnungen sind zu einem großen Teil vom Erdreich umgeben. Das sorgt für eine automatische Regulierung extremer Temperaturen.

Im Hochsommer ist das Souterrain – im Gegensatz zu Dachgeschosswohnungen – ein angenehm kühler Aufenthaltsort. Im Winter hingegen halten sich die Heizkosten in Grenzen, weil der umgebende Erdboden dämmend wirkt.

Bei steigenden Energiepreisen ist das ein wichtiger Punkt, der für das Souterrain spricht.

3. Optimale Ausnutzung der Platzverhältnisse

Das Untergeschoss des Hauses ist eine große Fläche, die bei der Nutzung als Wohnraum für zusätzliche Zimmer oder sogar eine abgetrennte Wohneinheit sorgen kann. Statt nach einem größeren Baugrundstück zu suchen, das die Wünsche aller zukünftigen Bewohner erfüllt, sollte daher unbedingt überprüft werden, ob ein Ausbau des Untergeschosses nicht dieselben Funktionen erfüllt.

4. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Einen Ausbau im Souterrain planen heißt, sich für eine der zahlreichen Möglichkeiten zur Nutzung zu entscheiden. Sollen die eigenen Eltern ihren Lebensabend in einer voll ausgebauten Wohnung mit eigenem Eingang verbringen, oder die Kinder?

Kommt jetzt oder später eine Vermietung zum Beispiel in Form einer Einliegerwohnung infrage? Oder sollen zusätzliche Zimmer, beispielsweise ein Hobbyraum, den Platz im Haus erweitern?

5. Schutz vor Lärm

Souterrainwohnungen bieten durch die umgebenden Erdschichten einen hervorragenden Schallschutz, der den Lärm von außen deutlich reduziert. Die natürliche Lärmdämmung sorgt für eine ruhigere Wohnatmosphäre, was insbesondere in städtischen Gebieten oder an belebten Straßen ein großer Vorteil ist.

6. Höhere Energieeffizienz

Souterrainwohnungen profitieren von der natürlichen Dämmwirkung des umgebenden Erdreichs, das die Temperatur im Inneren stabilisiert und extreme Außentemperaturen abmildert. Dies reduziert den Energiebedarf für Heizung im Winter und Kühlung im Sommer erheblich.

Durch die konstante, angenehme Raumtemperatur bleibt der Energieverbrauch niedrig, was nicht nur die Betriebskosten senkt, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Umwelt hat. Diese Energieeffizienz kann langfristig zu Einsparungen bei den Nebenkosten führen und die Nachhaltigkeit des Wohnraums fördern, was besonders in Zeiten steigender Energiepreise von Bedeutung ist.

7. Steigerung des Wiederverkaufswerts

Ein gut ausgebautes Souterrain kann den Gesamtwert einer Immobilie erheblich steigern. Durch die Erweiterung der Wohnfläche wird das Haus attraktiver für potenzielle Käufer oder Mieter, da es mehr Wohnraum und flexible Nutzungsmöglichkeiten bietet.

Besonders beliebt sind solche Räume für Vermietungen, Homeoffices oder separate Wohneinheiten für Familienmitglieder. Diese Aufwertung kann den Wiederverkaufswert erhöhen und euer Haus zu einer rentableren Investition machen, da sie vielfältigere Nutzungsperspektiven bietet.

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Moderne Souterrainwohnung mit großzügiger Beleuchtung – Bildquelle: © Ilia Nesolenyi

Nachteile einer Souterrainwohnung

Wohnräume im Untergeschoss bringen auch ein paar Nachteile mit sich. Von diesen solltet ihr wissen, damit ihr bereits bei der Planung entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen könnt.

1. Überflutungsgefahr bei Hochwasser

Ganz klar, Wasser steigt von unten nach oben. Dementsprechend sind Wohnräume im Souterrain wie auch Kellerräume ganz besonders von Überflutungen gefährdet, wenn es zu einem Hochwasser kommt.

Dagegen bauliche Maßnahmen zu ergreifen, ist schwierig. Soll das Haus in einem Hochwasserrisikogebiet gebaut werden, solltet ihr abwägen, ob ihr die Gefahr einer Überflutung in Kauf nehmt.

2. Feuchtigkeit und Schimmel

Je nach Witterung kann das Grundwasser von unten gegen das Souterrain drücken. Sind die Außenwände dann nicht perfekt abgedichtet, dringt Feuchtigkeit in die Räume ein.

Gelingt es mit Lüften und Heizen nicht, die Feuchtigkeit zu beseitigen, ist Schimmelbildung fast immer die Folge. Um diesen zu beseitigen, werden hohe Kosten fällig.

3. Insekten und Laub

Vor allem bodennahe Insekten, zum Beispiel Spinnen oder Ameisen, fühlen sich “unter der Erde” besonders wohl. Zudem trifft man sie häufig in Kellerräumen. Für das Souterrain gilt leider dasselbe.

Auch Laub sammelt sich, der Schwerkraft folgend, gerne ganz unten. Ist das Souterrain ausgebaut, bedeutet das: vor Fenstern oder in Schächten der Räume im Untergeschoss sammelt sich einiges an.

4. Wenig Tageslicht

Das Souterrain liegt zumindest teilweise unter der Straße, was seine Definition ausmacht. Dass es dadurch schwieriger ist, die Räume genauso hell zu gestalten wie in einer lichtdurchfluteten Dachgeschosswohnung, liegt auf der Hand.

5. Privatsphäre und Sicherheit

In die Räume ganz unten kann jeder vorbeikommende Passant hineinsehen. Das kann äußerst unangenehm sein, so auf dem Präsentierteller zu sitzen.

Außerdem wird das Souterrain für Einbrecher immer die erste Wahl bei einem Einstieg sein. Zum Glück könnt ihr auch hier passende Gegenmaßnahmen treffen.

Das Souterrain planen – Tipps und Ratschläge

Wenn es tatsächlich an die konkrete Planung geht, solltet ihr die folgenden Punkte bedenken, damit das Souterrain nicht zum Kellerkind wird.

1. Plant langristig

Auch wenn im Moment vielleicht noch ein zusätzliches Spielzimmer für die Kinder attraktiv erscheint, solltet ihr prüfen, ob dieser Bedarf in fünf, zehn oder zwanzig Jahren noch besteht. In diesem Fall werden die Kinder schnell größer, sodass für sie eine kleine Wohnung im Souterrain als erster Schritt in die Selbstständigkeit vielleicht sinnvoller ist.

Eine nachträgliche Änderung der baulichen Gegebenheiten ist jedoch immer schwieriger als von vornherein zielgerichtet zu bauen. Deshalb solltet ihr vorab gut überlegen, welche Funktion das Souterrain langfristig einnehmen soll.

2. Sorgt für ausreichend Tageslicht im Souterrain

Tageslicht ist im Souterrain ein begehrtes Gut, das nicht immer ganz einfach zu erlangen ist. Auf der straßenabgewandten Seite können große Glasfronten zum Einsatz kommen, vorgelagerte Terrassen können ebenfalls für mehr Lichteinfall sorgen. Zur Optimierung des Wohlbefindens sollten hier auch kreative Lösungen in Betracht gezogen werden.

3. Kontrolliert Wasser und Luft

Um Feuchtigkeit am Eindringen zu hindern, müssen unbedingt hochwertige und wasserdichte Außenwände gezogen werden, schließlich will niemand dort wohnen, wo es nach modrigem Keller riecht. Moderne Lüftungsanlagen können für das ideale Raumklima sorgen, wenn eine optimale Möglichkeit zur Fensterlüftung baulich nicht hergestellt werden kann.

4. Lasst Ungeziefer draußen

Wer mit Spinnen und anderen Krabbeltieren nicht gerade per Du ist, fühlt sich in den eigenen vier Wänden schnell nicht mehr wohl, wenn er hinter jeder Ecke einen sechs- oder achtbeinigen Hinterhalt befürchtet. Deshalb sollten Insektenschutzgitter vor Schächten und Fenstern zum Standard werden, um ungebetene Gäste – und auch Laub – von den Innenräumen fernzuhalten.

5. Schützt eure Privatsphäre

Alle einsehbaren Fenster sollten gegen neugierige Blicke geschützt werden, um die Privatsphäre bestmöglich zu wahren. Lösungen wie Jalousien, die zu einer Verdunklung des Fensters führen, sollten wegen des reduzierten Tageslichts mit Bedacht eingesetzt werden.

Auch Schutzmaßnahmen gegen Einbrecher müssen in eure Planungen einbezogen werden, da das Souterrain am schnellsten zugänglich ist.

6. Beachtet die Wärmedämmung

Eine gute Wärmedämmung ist essenziell, um Energieverluste zu minimieren und ein angenehmes Raumklima zu gewährleisten. Da Souterrainräume von Erdreich umgeben sind, ist es wichtig, die Wände, Böden und Decken gut zu dämmen, um Feuchtigkeitsschäden zu vermeiden und Heizkosten zu senken.

Eine zusätzliche Dämmung der Fenster und Türen trägt ebenfalls dazu bei, die Räume energieeffizienter und behaglicher zu gestalten.

7. Plant die Beleuchtung sorgfältig

Da Souterrainwohnungen weniger natürliches Licht erhalten, ist eine durchdachte Beleuchtung besonders wichtig. Setzt auf eine Mischung aus direkter und indirekter Beleuchtung, um eine helle und einladende Atmosphäre zu schaffen.

Wandleuchten, Deckenspots und dimmbare Lichtquellen können dabei helfen, die Räume optimal auszuleuchten. Lichtfarben, die Tageslicht simulieren, sind besonders geeignet, um den Mangel an natürlichem Licht auszugleichen.

8. Denkt an die Schallschutzmaßnahmen

Souterrainwohnungen können je nach Bauweise empfindlicher gegenüber Geräuschen aus den oberen Etagen oder von außen sein. Plant daher geeignete Schallschutzmaßnahmen ein, zum Beispiel schalldämmende Decken- und Wandverkleidungen, um den Wohnkomfort zu erhöhen.

Ein guter Schallschutz sorgt dafür, dass die Geräusche von vorbeifahrendem Verkehr, Nachbarn oder anderen Aktivitäten im Haus minimiert werden.

Souterrainwohnung: Vom Kellerkind zum Wohntraum

Eine Souterrainwohnung bietet euch eine hervorragende Möglichkeit, die vorhandene Fläche eines Hauses optimal zu nutzen. Mit der richtigen Planung und den passenden baulichen Maßnahmen kann aus ungenutzten Kellerräumen ein attraktiver Wohnbereich entstehen.

Trotz Herausforderungen wie begrenztem Tageslicht, Feuchtigkeit oder Überflutungsgefahr können durch hochwertige Dämmungen, effektive Belüftung und ein durchdachtes Lichtkonzept die Wohnqualität erheblich verbessert werden.

Langfristig kann die Investition in den Ausbau eines Souterrains nicht nur euren Wohnkomfort erhöhen, sondern auch den Immobilienwert steigern. Angesichts steigender Grundstückspreise und wachsender Wohnraumnachfrage ist die Nutzung bestehender Ressourcen ein kluger Schritt.

Mit vorausschauender Planung kann sich das Souterrain vom ungeliebten Kellerkind zum wertvollen und komfortablen Teil eures Zuhauses entwickeln. Daher lohnt es sich für euch als angehende Bauherren zumindest über eine Souterrainwohnung nachzudenken.

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