Das rollstuhlgerechte Haus: Planungstipps und die richtige Ausstattung

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Im Durchschnitt werden wir Menschen immer älter. Doch nicht jeder von uns hat das große Glück, über Jahrzehnte hinweg gesund und mobil zu bleiben. Wer durch das Alter oder körperliche Gebrechen geschwächt ist, sollte ein rollstuhlgerechtes Haus planen oder es barrierefrei umrüsten. Auf was ihr dabei achten solltet, verraten wir euch in diesem Beitrag.  

Gesundheit und Wohlbefinden sind das größte Glück in unserem Leben. Auf beides solltet ihr in eurem eigenen Zuhause nicht verzichten müssen. Auch dann nicht, wenn ihr körperlich eingeschränkt seid oder ihr auf den Rollstuhl angewiesen seid.

Natürlich gibt es im Alltag bestimmte Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Aber auch die Fortbewegung im Haus kann zu einem Hindernislauf werden: Stufen und Absätze sind kaum zu meistern und der Wechsel vom Rollstuhl auf die Toilette oder ins Bett ist nur mit größter körperlicher Anstrengung zu bewältigen

Grund genug, ein rollstuhlgerechtes Haus zu planen. Ein solches Gebäude richtet sich an alle Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die ohne besondere Vorrichtungen erhebliche Einschränkungen im Alltag haben würden.

Barrierefrei oder rollstuhlgerecht?

Wenn ihr ein Haus entsprechend planen oder umbauen möchtet, stehen euch unterschiedliche Optionen offen. Ein barrierefreies Bauen bedeutet, dass sämtliche Türen etwas breiter als üblich angefertigt werden. Im ganzen Gebäude darf es zudem keine Hindernisse wie Stufen oder Schwellen geben, die die Fortbewegung hindern könnten.

Darüber hinaus muss der Zugang zu den Mülltonnen oder sogar zum Briefkasten so gestaltet sein, dass selbst Personen mit körperlichen Einschränkungen darauf zugreifen können. Handelt es sich um eine Immobilie, die außer dem Betroffenen von weiteren Personen bewohnt wird, so steht dem Inhaber der barrierefreien Wohnung ein etwas größerer Parkplatz zu.

Ein rollstuhlgerechtes Haus weicht von diesen Vorgaben zunächst nicht ab. Hier werden jedoch Bedingungen geschaffen, die einem im Rollstuhl sitzenden Menschen sowohl die Fortbewegung als auch die Erledigung des häuslichen Alltages vereinfachen. Heißt konkret, dass verschiedene Zimmer, zum Beispiel das Bad, mit Griffvorrichtungen an den Wänden versehen sind.

Eine rollstuhlgerechte Ausstattung kann bei mehreren Geschossen zudem über einen Treppenlift verfügen. Auf schmale Flure und enge Räumlichkeiten wird hier übrigens verzichtet. Sämtliche Elemente im Gebäude sollten sich leicht und in sitzender Position bedienen lassen. So etwa das Öffnen der Fenster oder das Schließen der Vorhänge.

Der Bungalow als Paradebeispiel für ein rollstuhlgerechtes Haus

Barrierefreies Bauen ist nicht immer ganz einfach. Gebäude mit mehreren Etagen müssten schon in besonderem Maße geplant oder umgerüstet werden, damit jedes Zimmer tatsächlich für einen Rollstuhlfahrer zugänglich ist. Zwar schreitet die Technik gerade mit Blick auf moderne Treppenlifte und hauseigene Aufzüge deutlich voran, allerdings kann ein solcher Umbau erhebliche Kosten auslösen, die nicht immer vollständig durch die öffentlichen Kassen gefördert werden.

Daher wird als rollstuhlgerechte Immobilie eher ein flacher Bau empfohlen, der lediglich ein bis zwei Etagen aufweist. Auf einen ausgebauten Dachboden und einen nutzbaren Keller wird hierbei oftmals verzichtet.

Eine gute Lösung für ein rollstuhlgerechtes Haus ist der Bungalow. Bei diesem Haustyp werden keine zusätzlichen Etagen eingeplant. Die Wände müssen nicht allzu viel Last tragen und können daher etwas schlanker ausfallen. Das wiederum hat den Vorteil, dass spätere Um- und Anbauten üblicherweise kein unlösbares Problem darstellen.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass alle Räumlichkeiten schnell erreichbar sind. Je nach Bauweise können sich sogar Durchbrüche in jeder Wand befinden, sodass am Ende sämtliche Zimmer miteinander verbunden sind, zumal ein Bungalow in Planung und Bau als preiswertes Eigenheim gilt.

Wollt ihr mehr über die Vorteile des Bungalows wissen, dann hört gerne mal in die 48. Episode unseres Hausbau-Podcasts rein:

Wie wird ein rollstuhlgerechtes Haus ausgestattet?

Wenn ihr ein barrierefreies Gebäude plant oder eine bestehende Immobilie rollstuhlgerecht umbauen möchtet, so müssen bestimmte Kriterien eingehalten werden. Alle Türen – sowohl nach außen als auch im Innenbereich – haben dabei eine Mindestbreite von 100 Zentimetern aufzuweisen. Sämtliche Flure und sonstigen Gänge werden dagegen wenigstens 150 Zentimeter breit errichtet. Das ist besonders wichtig, um auch ein mögliches Wenden des Rollstuhls mühelos zu erlauben.

Der Bodenbelag wird zudem so gewählt, dass hier ein schnelles Vorankommen gewährleistet ist. Ein dicker Teppich wird sich dafür folglich nicht eignen. Ebenso müssen Schwellen und Stufen gänzlich beseitigt werden.

Die Küche wird so ausgestattet, dass Schränke und Waschplätze mit dem Rollstuhl unterfahren werden können. Die Dusche wird ebenerdig angelegt, sodass auch sie problemlos befahren werden kann. Griffe und Haltevorrichtungen sind im gesamten Gebäude angebracht. Sie eröffnen dem Betroffenen eigenständige Möglichkeiten der Fortbewegung und der Verrichtung kleinerer Aufgaben des Alltags.

Die Anordnung der einzelnen Zimmer erfolgt zudem in einer Weise, dass jede Räumlichkeit ohne erheblichen Kraftaufwand in geringer Zeit erreicht wird. Hebel und Klinken im Haus sind so installiert, dass sie durch einen Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen eigenständig bedient werden können. Abermals ist auf eine leichte Handhabung zu achten.

Welche weiteren Kriterien müssen erfüllt sein?

Barrierefreies Bauen zielt natürlich auf den Wunsch ab, sämtliche Hindernisse im Gebäude zu vermeiden. Hier hilft euch der technische Fortschritt: Die Verwendung von elektronisch öffnenden Türen im gesamten Haus stellt einen großen Nutzen für geschwächte Personen dar. Ebenso lassen sich diverse Haushaltsgeräte so umrüsten, dass sie durch einen simplen Knopfdruck bedient werden können.

Ist ein Garten geplant, so solltet ihr auch hier einige Punkte beachten. Zum Beispiel müssen die Zugänge zum Garten und zur Garage so gestaltet werden, dass sie befahrbar sind. Für die Außenbereiche hat sich dabei das Anlegen ebener Flächen etabliert.

Selbst der schönste Rasen kann für einen Rollstuhl indes ein unüberwindbares Hindernis darstellen, da die Räder schnell im Boden an Fahrt verlieren. Ratsam ist es daher, Terrassen aus befestigten Böden zu schaffen. Schrägen werden durch Wege mit sanftem Anstieg ersetzt. Hier sollte sich keine Nässe absetzen, die im Winter gefrieren kann.

Wie wird ein rollstuhlgerechtes Haus gefördert?

Trotz aller Tipps und Ratschläge gestaltet sich barrierefreies Bauen nicht immer ganz leicht. Hier solltet ihr euch vorab von einem Architekten oder eurem Hausbauanbieter unterstützen lassen. Ebenso stehen euch im Bereich der Fertighäuser mittlerweile zahlreiche Gebäudetypen zur Verfügung, die eigens auf die Wünsche und Bedürfnisse von körperlich beeinträchtigten Personen zugeschnitten sind.

Auch auf eine Förderung durch öffentliche Gelder könnt ihr im Idealfall zurückgreifen. Egal, ob es sich dabei um den Bau eines ganzen Hauses oder um das Umrüsten lediglich eines Zimmers handeln mag.

Nutzen könnt ihr dafür einerseits die bundesweit gültigen Angebote der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Hier erlangt ihr Darlehen zu günstigen Zinssätzen. Je nach Bundesland stehen euch andererseits auch finanzielle Unterstützungen aus dem Haushalt des Landes und der Kommunen offen.

Aber Vorsicht: Zwar wird das behindertengerechte Bauen gegenwärtig in allen Landkreisen gefördert, erfahrungsgemäß haben sich die bewilligten Zuschüsse in den letzten Jahren aber spürbar reduziert. Vor dem Um- oder Neubau eines Hauses solltet ihr daher die örtlichen Baubehörden beziehungsweise euer Hausbauunternehmen kontaktieren, die euch hier sicherlich unter die Arme greifen.

Aber wie sieht es eigentlich bei euch aus: Plant ihr die Errichtung eines rollstuhlgerechten Hauses in Eigenregie oder mit einem Fertighausanbieter? Oder habt ihr weitere Tipps, die unseren Lesern weiterhelfen? Wir freuen uns auf eure Kommentare.

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