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Es hat keine Farbe, es lässt sich nicht schmecken, es hat keinen Geruch. Die Rede ist von Radon, einem radioaktiven Edelgas, das durch den Zerfall von Radium im Erdinneren entsteht. Die Menschen trifft es genau dort, wo sie es am wenigsten erwarten: in den eigenen vier Wänden. Warum es so gefährlich ist, wie Radonstrahlung ins eigene Haus gelangt und wie ihr euch davor schützt, erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Radon ist ein farb-, geruch- und geschmackloses radioaktives Edelgas, das überall in der Natur vorkommt – allerdings je nach Örtlichkeit in sehr unterschiedlichen Konzentrationen. Zu diesem Zweck haben Wissenschaftler Karten erstellt, auf denen farblich markiert ist, in welchen Gebieten in Deutschland besonders viel Radon vorkommt. Weil es aufgrund seines gasförmigen Aggregatzustands sehr mobil ist, kann sich das Gas im Freien sofort in der Außenluft verteilen.
Radon entsteht als Zwischenprodukt der Zerfallsreihe von Uran, das in allen Böden und Gesteinen vorkommt. Als radioaktives Element ist sein Atomkern instabil und zerfällt. Bei diesem Zerfall entsteht Radonstrahlung.
Die Halbwertszeit des Gases beträgt 3,8 Tage. Das bedeutet, dass es innerhalb von vier Tagen in seine Folgeprodukte zerfällt. Diese Folgeprodukte sind Isotope von Blei, Wismut und Polonium, die ebenfalls radioaktiv sind. Ihre Atomkerne zerfallen innerhalb weniger Minuten, wobei sie Alphastrahlen aussenden, die menschliches Gewebe schädigen können.
Warum ist eine Radonbelastung so gefährlich?
Hierzulande ist Radonstrahlung Jahr für Jahr für beinahe 2.000 Lungenkrebstote verantwortlich, denn das Gas ist gefährlicher als Passivrauchen. Besonders gefährdet sind Eigenheimbesitzer und Erdgeschossbewohner, die in bestimmten Regionen Deutschlands leben.
Als gefährlich gilt eine eventuelle Radonbelastung, weil die radioaktiven Isotope des Gases nur eine kurze Halbwertszeit von maximal vier Tagen haben. Durch den raschen Zerfall werden Alphastrahlen freigesetzt, die nach dem Einatmen Tumore im Gewebe der Lungen und der Bronchien hervorrufen können.
Die kurzlebigen Zerfallsprodukte des Gases lagern sich an Aerosolpartikel an, wodurch sie in die Lunge gelangen können. Dort führt der radioaktive Zerfall zur Bestrahlung der Lungenzellen. Je höher die Radonkonzentration in der Raumluft ist, desto höher ist das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken.
Darüber hinaus hat natürlich auch die Aufenthaltsdauer in dem betroffenen Raum einen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko. Je nach Beschaffenheit der Umgebung entweicht Radon aus Böden und Gesteinen. Für gewöhnlich breitet es sich über das Wasser oder die Bodenluft aus. Das Gas kann durch Fugen und Risse in der Bodenplatte und den Kellerwänden in ein Gebäude dringen. Aber auch Fenster und Leitungsdurchführungen sind gefährdet.
Wie kann Radonstrahlung ins eigene Haus gelangen?
Radon kann durch Fugen, Rohre, undichte Fundamente, Ritzen und Kabelschächte im Mauerwerk in ein Gebäude gelangen. Dort reichert sich das Gas an wie unter einer Käseglocke. Je nach Beschaffenheit und Luftdichtheit des betroffenen Gebäudes kann sich die Radonstrahlung über Türen und Treppen bis ins Obergeschoss verteilen.
Da Radon für gewöhnlich vor allem über den Keller eindringt, verringert sich seine Konzentration mit jedem Stockwerk. Dementsprechend ist die Radonkonzentration gerade in den Kellerräumen oft besonders hoch. Aber auch in oberen Stockwerken kann die Konzentration noch deutlich höher als in der Außenluft sein.
Eine hohe Luftdichtheit, die aus energetischer Sicht durchaus sinnvoll ist, kann bei seltenem Lüften zu steigenden Konzentrationen führen. Die bestehende Radonkonzentration kann sowohl in bestehenden Gebäuden als auch auf unbebauten Grundstücken gemessen werden.
Nicht selten sind für die Tragwerksplanung des Gebäudes Bodenuntersuchungen vonnöten, in deren Rahmen auch die Radonaktivität der Bodenluft und die Gaspermeabilität des Bodens untersucht werden können. Vor allem dann, wenn Wohn- oder Aufenthaltsräume im Kellerbereich geplant sind, sollte unbedingt eine gründliche Untersuchung durchgeführt werden, denn nur so können geeignete Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Vorbeugende Maßnahmen sind in diesem Zusammenhang normalerweise mit geringerem Aufwand umzusetzen als umfassende Sanierungsmaßnahmen nach Fertigstellung des Gebäudes.
Welche Rolle spielt das Strahlenschutzgesetz hinsichtlich Radon bei Neubauten?
Das neue Strahlenschutzgesetz ist am 1. Januar 2018 in Kraft getreten. Dadurch gibt es in Deutschland zum ersten Mal einen gesetzlichen Referenzwert für die Radonkonzentration in der Luft.
Wie die meisten europäischen Länder orientiert sich Deutschland dabei an den Bewertungen der deutschen und internationalen Strahlenschutzkommission: Ab 300 Becquerel pro Kubikmeter müssen geeignete Maßnahmen zur Reduzierung der Radonkonzentration in Büro-, Wohn- und Aufenthaltsräumen ergriffen werden.
Von den neuen Regelungen sind grundsätzlich alle Neubauvorhaben betroffen. Aber auch Gebäude mit bestehenden Arbeitsplätzen in Innenräumen müssen sich mit baulichen Veränderungen auseinandersetzen. Je nach vorhandener Radonbelastung kann dabei in bestimmten Fällen bereits der vorhandene Feuchteschutz einen ausreichenden Schutz vor Radon darstellen. Es können aber auch zusätzliche Maßnahmen erforderlich sein. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, hält sich an die Werte der World Health Organization (WHO).
Eigenheimbesitzer und Erdgeschossbewohner müssen keinen externen Spezialisten mit der Messung beauftragen, sondern können auf Wunsch auch auf eigene Faust messen, um zu prüfen, ob ihr Gebäude belastet ist. Die Kosten für die Geräte, die dafür benötigt werden, sind sehr überschaubar.
Je nachdem, wie die Messergebnisse ausfallen, muss gehandelt werden. Sofern die gemessenen Werte über dem obigen Referenzwert liegen, muss die Radonbelastung an Arbeitsplätzen und in Aufenthaltsräumen dringend gesenkt werden.
Die erste und einfachste Maßnahme, um das zu tun, ist regelmäßiges Lüften. Auch der nachträgliche Einbau von Lüftungsanlagen kann sinnvoll sein – eventuell mit Wärmerückgewinnung. Wichtig ist nur, dass diese Anlagen keinen Unterdruck in den Innenräumen erzeugen, der noch mehr Radon ins Haus saugen könnte.
Während Neubauten durch einen wasserdichten Keller effizient und zuverlässig gegen Radon geschützt werden können, müssen im Falle von Altbauten individuelle Lösungen gefunden werden. Immer sinnvoll ist die Abdichtung der Türen und Leitungsschächte im Inneren des Gebäudes. Auch Risse im Mauerwerk sollten nach Möglichkeit unbedingt geschlossen werden.
Weitere Maßnahmen können bis hin zum Sammeln oder Absaugen des Radons über Radonbrunnen oder Radondrainagen unter dem Gebäude reichen, das technisch sehr aufwändig ist.
Wie kann man sich vor Radon im eigenen Zuhause schützen?
Ist die Radonbelastung im eigenen Haus zu hoch, kann es als Erstmaßnahme helfen, intensiv und regelmäßig zu lüften. Allerdings können nur sorgfältige Messungen abschließend zeigen, ob die Radonkonzentration in einem Gebäude Schutzmaßnahmen erforderlich macht. Falls ja, hängt das Vorgehen maßgeblich davon ab, ob ein Neubau auf belastetem Grund geplant ist oder ob es sich bei dem betroffenen Gebäude um einen Altbau handelt.
Neubauten können mit einfachen Schutzmaßnahmen vor einer zu hohen Radonbelastung geschützt werden. Je dichter sie nach außen hin geschützt sind, desto weniger Radon kann eindringen. Das gelingt zum Beispiel mit Hilfe durchgehender Bodenplatten als Fundament. Auch Rohre und Leitungen sollten dauerhaft gegen das Eindringen und Aufsteigen von radonhaltigem Wasser, Feuchtigkeit und belasteter Bodenluft abgedichtet werden.
Altbauten lassen sich schützen, indem undichte Stellen identifiziert und beseitigt werden. Auch der Einbau technischer Lüftungsanlagen und das Absaugen radonhaltiger Bodenluft unter oder neben dem Gebäude können hilfreiche Maßnahmen sein. Zusätzlich kann im Keller mit Hilfe eines Ventilators ein leichter Unterdruck erzeugt werden, um die Ausbreitung des Radons in die Wohnräume zu minimieren.
Betroffene Räume sollten keinesfalls mehr für längere Aufenthalte genutzt werden. Stattdessen sollte – wenn möglich – über eine alternative Nutzung nachgedacht werden. Da eine hohe Radonkonzentration normalerweise dadurch entsteht, dass radonhaltige Bodenluft aus dem Baugrund eindringt, sollten sowohl Neu- als auch Altbauten durchgehend abgedichtet werden.
Selbst kleinste Öffnungen können problematisch sein, da Radon aufgrund seines gasförmigen Aggregatzustands selbst über winzige Risse und minimale Zwischenräume eindringen kann. Hier sollte nichts dem Zufall überlassen werden.
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Bildquelle: yvesalarie | Unsplash.com