Umkehrdach – das clevere Flachdach mit vielen Vorteilen

umkehrdach

Was ist eigentlich ein Umkehrdach? Keine Sorge, wir verraten es euch. Außerdem gehen wir in diesem Beitrag näher darauf ein, welche Vorteile ein Umkehrdach mit sich bringt, was die unterschiedlichen Varianten sind und ob ihr es beim Hausbau einplanen solltet. 

Das Umkehrdach ist ein einschaliges, nicht belüftetes Flachdach oder ein flach geneigtes Dach, bei dem die Wärmedämmung auf der Abdichtung liegt. Diese Anordnung ist der größte Vorteil dieses ungewöhnlich erscheinenden Wärmedämmsystems, das zurecht immer mehr Anhänger findet.

Aufbau Umkehrdach: ein Warmdach mit umgekehrtem Schichtaufbau

Das Umkehrdach wird in der Praxis seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt. Trotzdem ist es immer noch relativ unbekannt, da zahlreiche Vorurteile über diese Konstruktion existieren. Die Wärmedämmung schützt die Abdichtung vor UV-Einstrahlung, mechanischer Belastung und Temperaturschwankungen.

Wenn man die Bauweise eines Umkehrdachs mit einem Standard-Dachaufbau vergleicht, ist sofort erkennbar, dass es weniger Schichten hat. Denn anders als beim herkömmlichen Warmdach kann beim Umkehrdach sowohl auf die Dampfsperre als auch auf die Dampfausgleichsschicht verzichtet werden.

Oberhalb der Wärmedämmung können Umkehrdächer verschiedene Aufbauten haben. Das Grundprinzip ist aber bei allen Konstruktionsvarianten gleich. Ein Umkehrdach muss diffusionsoffen ausgeführt werden.

Aufbau Umkehrdach von außen nach innen:

  • Kiesaufschüttung oder Alternative, z.B. Dachbegrünung
  • Dachabdichtung bzw. Dachhaut/Dacheindeckung
  • Wärmedämmung
  • Dampfsperre
  • Unterbau (z. B. Stahlbetondecke)

Die Vorteile des Umkehrdachs auf einen Blick

Das Umkehrdach bietet sowohl bei der Verarbeitung als auch bei der Wartung große Vorteile. Die Dämmplatten lassen sich zeitsparend verlegen und erlauben den problemlosen Zugang zu tieferen Dachschichten.

Weil bereits die erste Schicht die Dachabdichtung ist, können die weiteren Aufbauten auch bei Regen stattfinden. Die Dämmung befindet sich also über der Abdichtung, wodurch sie viel besser vor äußeren Einflüssen geschützt wird und folglich eine längere Lebensdauer hat.

Tritt trotzdem einmal ein Schaden auf, kann der auf der vollflächigen Verklebung relativ schnell entdeckt werden, weil man an der schadhaften Stelle Wasser austreten sieht. Die Reparatur ist demzufolge unproblematisch.

Keine Extraabdichtung gegen Luftströmung nötig

In der Regel kommen Dachdecker der Forderung nach Abdichtung gegen starke Luftströmung nach, indem sie die Abdichtung mit dem Untergrund verdübeln. Gerade diese Stellen sind Schwachpunkte einer konventionellen Konstruktion. Die vollflächige Verklebung mit dem Untergrund macht eine Abdichtung gegen starken Luftsog beim Umkehrdach überflüssig.

Dachdecken im vorgesehenen Zeitplan

Das Umkehrdach lässt sich zudem relativ zügig realisieren. Die Dämmstoffe können unabhängig von der Witterung verlegt werden. Man muss keine Rücksicht auf Niederschläge und Feuchtigkeit nehmen. Auch die Gefahr, dass freies Wasser mit eingeschlossen wird, besteht nicht. All das macht die Abläufe weniger störungsanfällig und damit deutlich effizienter.

Hat ein Umkehrdach auch Nachteile?

Trotz seiner zahlreichen Vorteile sollten die Nachteile des Umkehrdachs nicht unerwähnt bleiben. So muss die Unterkonstruktion wenigstens ein Flächengewicht von mehr als 250 kg/m² oder einen Wärmedurchlasswiderstand von mehr als 0,15 m² K/W haben. Nur so ist gewährleistet, dass sich bei Niederschlag an der Decke kein Tauwasser bildet.

Der Wärmedurchlasswiderstand wird durch Wärmeleitfähigkeit und Deckendicke bestimmt. Da das Umkehrdach Witterungsverhältnissen besonders stark ausgesetzt ist, verwendet man nur wasserabstoßende Dämmstoffe. In der Regel sind das Dämmplatten aus extrudiertem Polystyrol (XPS).

XPS nimmt sehr wenig Wasser auf und verrottet nicht. Allerdings ist dieses Material nicht UV-beständig, sodass eine Kiesschüttung wichtig ist. Der extrudierte Polystyrol-Hartschaum ist auch nicht komplett wasserdicht. Nach längerer Zeit kann es trotzdem sein, dass sich Feuchtigkeit ansammelt und die Dämmwirkung beeinträchtigt wird. Damit die Feuchtigkeit bei warmem, trockenem Wetter wieder entweichen kann, muss das Dachvlies diffusionsoffen sein.

Ein weiterer Nachteil: Der verwendete Dämmstoff muss lediglich Baustoffklasse B1 entsprechen. Deshalb kann das Umkehrdach nicht für Gebäude verwendet werden, die höhere Anforderungen an den Brandschutz erfüllen müssen.

Welche Varianten gibt es beim Umkehrdach?

1. Kies als Dämmschicht

Das bekieste Umkehrdach ist das am häufigsten gebaute Flachdach. Die Kiesschicht hat mehrere Funktionen: Sie schützt die Dämmschicht vor Sonneneinstrahlung. Das ist wichtig, weil extrudiertes Polystyrol, wie oben erwähnt, nicht UV-beständig ist. Bei starkem Niederschlag verhinderte die Kiesschicht das Aufschwimmen der Wärmedämmung. Ferner schützt sie vor Flugfeuer und funktioniert wie eine Windsogsicherung. Die Kiesschicht sollte genauso dick sein wie der Dämmstoff.

Bauherren, die ein diffusionsoffenes Geotextil einbauen, können die Kiesschicht weniger dick anlegen. Das Vies verhindert das Eindringen von Steinchen in die Platten und sorgt gleichzeitig dafür, dass sich die Wärmedämmung bei verstopften Dachabläufen oder bei einem Wolkenbruch wieder gleichmäßig und ohne Verwerfungen absenkt. Noch günstiger sind die Bedingungen bei einem wasserabweisenden Vlies.

2. Begrünung als Dämmschicht

In diesem Fall verwendet der Dachdecker statt Kies Substrat, sodass die Dachfläche begrünt werden kann. Das hat viele Vorteile: Die Begrünung schützt die Dachabdichtung zuverlässig und erhöht die Lebensdauer des Daches. Sie ist auch ein hervorragender Schutz vor ungünstigen Witterungsverhältnissen, ein sehr guter Wärmeschutz und reduziert den Schall.

Begrünte Dächer wirken wie eine natürliche Klimaanlage, die im Winter vor Kälte und im Sommer vor Hitze schützt. Im Vergleich zum Kiesdach entweicht bei einem begrünten Dach bis zu zehn Prozent weniger Wärme. Auch vor extremen Witterungseinflüssen schützt das begrünte Dach stärker als andere Varianten. Das führt insgesamt zu einer etwa zehn Jahre längeren Lebensdauer.

Manch ein Gründach-Experte spricht sogar von einer Verdoppelung der Lebensdauer. Begrünte Dächer sind ein wichtiger Lebensraum für Insekten und können sogar Feinstaub binden. Das spielt in der Stadtplanung heute eine immer größere Rolle. Eine Dachbegrünung wirkt auch optisch ansprechend und verschönert das Stadtbild.

3. Befahrbares Umkehrdach

Um innerstädtische Parkplatzprobleme zu lösen, werden heute immer mehr Flachdächer als Parkdecks gebaut. Bei einem Parkdeck ist eine äußerst druckfeste Wärmedämmung, die die Belastungen der fahrenden Autos dauerhaft aushalten kann, unverzichtbar.

Durch die Umkehrbauweise wird sichergestellt, dass die Abdichtung durch den Aufbau und die nachfolgenden Arbeiten nicht beschädigt werden kann. Man führt in der Regel eine der drei Aufbauten aus:

  • Betonplatten auf Stelzlagern
  • Verbundsteinpflaster auf einer Bettungsschicht
  • Betonplatten nach DIN 1045

Die verschiedenen Aufbauten haben die gleiche Funktion wie die Kiesschicht beim bekiesten Umkehrdach.

4. Aufbau Umkehrdach als Terrassendach

Terrassen und Balkone werten eine Immobilie auf. Allerdings sind Bauplätze teuer und werden deshalb immer kleiner. Infolgedessen müssen Wohnflächen im Freien klug in den Neubau integriert werden.

Ein Terrassendach als Umkehrdach wird vom Prinzip her genauso aufgebaut wie das Parkdeck. Man verwendet Beton- oder Terrassenplatten auf Stelzlagern oder Terrassenplatten bzw. Pflaster auf einer Bettungsschicht. Wartung und Pflege des Terrassendaches benötigen wenig Aufwand, der zusätzliche Wohnraum und die neue Wohnqualität werden von allen Bewohnern begrüßt.

Für wen eignet sich ein Umkehrdach?

Durch immer strengere Vorgaben der Gemeinden und straffer regulierte Bauabläufe, aber auch durch steigende Ansprüche an die Dauerhaftigkeit eines Gebäudes ist es für alle am Bau Beteiligten wichtig, ein System zu nutzen, das viele Jahre ohne Schaden überdauert. Darüber hinaus sollte es auch möglichst einfach zu handhaben sein.

Das Umkehrdach erfüllt diese hohen Ansprüche. Der einfache Schichtenaufbau mit möglichst wenig verschiedenen Materialien und die witterungsunabhängige Verlegung machen diese Dachform sehr vorteilhaft. Daher ist das Umkehrdach stets eine Überlegung wert. Sprecht euch diesbezüglich am besten mit eurem Hausbauanbeiter ab, der euch bei der Planung eures Hauses unterstützt.

3 CommentsKommentar hinterlassen

  • Sorry, aber im Text wird als namensgebend hervorgehoben, dass die Abdichtung _unterhalb_ der Dämmung liegt – dann muss der Aufbau von oben her betrachtet doch die Dämmung vor der Abdichtung aufführen!?

  • Aufbau Umkehrdach von außen nach innen:

    Kiesaufschüttung oder Alternative, z.B. Dachbegrünung
    Dachabdichtung bzw. Dachhaut/Dacheindeckung
    Wärmedämmung
    Dampfsperre
    Unterbau (z. B. Stahlbetondecke)

    habe ich jetzt was falsch verstanden?

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