Naturverbunden, charmant & originell: Haus mit Reetdach

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Was es mit einem Reetdachhaus genau auf sich hat, wie es aufgebaut wird und welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, sind nur einige Aspekte, auf die wir in diesem Beitrag eingehen möchten. Ebenfalls zur Sprache kommen Fragen, die sich unter anderem mit Lebensdauer und Fortschrittlichkeit von Reetdächern beschäftigen.

Ihr wünscht euch ein Haus mit ursprünglicher Note und legt beim Bau besonderen Wert darauf, dass dieser im Einklang mit der Natur erfolgt? Dann bietet sich ein Haus mit Reetdach an. Zwar handelt es sich hier um eine Dachvariante mit langer Tradition, ihre zugleich einzigartige und zeitlose Nuance hat sie sich jedoch erhalten.

Reetdachhaus: ein zeitloser Klassiker im Trend

Rund 6000 Jahre liegt der Bau des ersten Reetdaches zurück. Doch was macht das Haus mit Reetdach eigentlich so besonders? Rein optisch ist es zweifellos der unverkennbar natürliche Look. Zu finden ist Reet beziehungsweise Schilfrohr primär am Ufer von Gewässern.

In Deutschland sind vor allem die im Norden gelegenen Küstenregionen für ihr hohes Aufgebot an Wohnobjekten mit Reetdächern bekannt. Jedoch erweisen sich die urigen Häuser als global vertretenes Phänomen. Ihren besonderen Stellenwert in der Architektur als eine der ältesten Handwerkstechniken verdankt die Reetdachdeckerei die Auszeichnung als UNESCO-Kulturerbe im Jahre 2014.

Im Gegensatz zu vergangenen Zeiten herrscht heute ein überdurchschnittlich hoher Bedarf an dem natürlichen Material. Die Folge: Zusammen mit Pflege und Instandhaltung treibt der notwendige Import aus dem Ausland die Kosten in die Höhe und macht ein Reetdachhaus zu einer der teuersten Hausbau-Varianten.

Mit Blick auf die stetig steigende Anzahl von Menschen, die Wert auf eine möglichst natürliche Bauweise legen, verwundert es jedoch wenig, dass die Nachfrage weiter zunimmt. Neben dem Einsatz als dekoratives und optimal dämmendes Material bei der Dachdeckung findet Reet beispielsweise auch als Wandfüllung Verwendung.

Hausbau mit Reetdach: Wissenswertes zum Aufbau

Doch wie dürft ihr euch die Konstruktion eines Reetdaches nun eigentlich genau vorstellen? In einem ersten Schritt gilt es, eine Entscheidung zwischen Warm- und Kaltdach zu treffen. Von einem sogenannten Warmdach spricht man, wenn keine Hinterlüftung vorhanden ist.

Eine derartige Lüftung hat grundsätzlich den Vorteil, die Phase des Trocknens im Falle von Regen zu verkürzen. Erreicht wird dies durch das Vorhandensein einer Luftschicht zwischen Dachabdichtung und der die Wärme dämmender Schicht. Diese verhindert das Vordringen von Feuchtigkeit zum Reetdach.

Beim Verteilen des in der Regel in Bündeln gelieferten Reets solltet ihr mehrere Punkte beachten. Ein gleichmäßiges und lückenloses Auftragen auf den Dachlatten erklärt sich schon fast von selbst. Darüber hinaus darf der Winkel der Dachfläche nicht unter 45 Grad liegen. Verwendet zudem ausschließlich chemisch unbehandeltes Reet.

In Bezug auf die Befestigung des Reets am Untergrund, in diesem Fall den Dachlatten, bieten sich euch bei einem Kaltdach mehrere Möglichkeiten. Je nach persönlichen Präferenzen wird das Reet mit einem Vorlagedraht oder alternativ mit normalem Draht an die Dachlatten gebunden. Doppelte Sicherheit verspricht die geschraubte Variante.

Noch ein wichtiger Hinweis zur Warmdachkonstruktion: Um eine möglichst lange Lebensdauer zu gewährleisten, solltet ihr an der inneren Seite des Daches eine Dampfsperre errichten, die das Reet vor dem Eindringen von Feuchtigkeit schützt und auf diese Weise gezielt Schäden verhindert.

Reetdachhaus: Vor- und Nachteile im Diskurs

Viele Vorzüge des Reetdaches wurden bereits erwähnt. Nicht von ungefähr zählt diese Variante der Dachkonstruktion zu einer der Ältesten und Beliebtesten.

Seine überdurchschnittlich hohe Dämmleistung und Widerstandsfähigkeit gegenüber ungünstigen Witterungsbedingungen wie Kälte, Wärme, Regen und Schnee verdankt das Reet dabei den in jedem einzelnen Schilfrohr befindlichen, mit Luft angereicherten Hohlräumen. Darüber hinaus punktet das natürliche Material aufgrund seiner hohen Tragfähigkeit und Elastizität, die auf den hohen Siliziumgehalt zurückzuführen ist.

Gemeinsam bewirken diese Faktoren eine ideale Wärme- und Kältezirkulation, die das ganze Jahr über für ein optimales Raumklima im Haus sorgen. “Dämmung” ist auch das Stichwort, wenn es um eine störende Geräuschentwicklung bis hin zu Lärmbelästigung geht. Denn Reet bietet durch die bereits beschriebenen Hohlräume auch einen sicheren und umfassenden Schallschutz.

Wasserabweisend, biegsam und tragfähig: So lauten weitere positive Charakteristika des nachhaltigen Materials, das eurem Haus einen exklusiven Natur-Look verleiht und Wohn- und Lebensqualität erheblich erhöht.

Die Liste der Nachteile einer Entscheidung für ein Reetdachhaus wird von den hohen Kosten angeführt. Hier zeigt sich einmal mehr, dass Qualität und Originalität ihren Preis haben. Konkret bedeutet dies, dass ein Reetdach in etwa doppelt soviel kostet wie die aus Ziegeln bestehende Alternative.

Zurückzuführen ist dies nicht nur auf das nur schwer erhältliche Material, die vergleichsweise lange Bauzeit und die aufwändige Herstellungsweise. Auch die notwendigen Versicherungen sowie der übermäßig hohe Pflegeaufwand bedeuten eine nicht zu unterschätzende finanzielle Belastung.

Experten empfehlen unter anderem eine jährliche Wartung, um einen umfassenden Schutz vor Schädlings- und Schimmelbefall sowie anderen Umweltschäden sicherzustellen. Zwar gilt das Reetdach als ausgesprochen wetterresistent, eine hundertprozentige Garantie in puncto Schutzleistung ist dies jedoch nicht.

Entscheidet ihr euch trotz der aufgeführten Herausforderungen für diese Form der Dachkonstruktion, so raten wir neben einer sorgfältigen Planung und fachkundigen Anbringung zu der Verwendung von hochwertigem Material. Nur so kann eine maximale Lebensdauer gewährleistet werden. In Zahlen ausgedrückt bewegt sich die Haltbarkeit eines Reetdaches zwischen 25 und 40 Jahren, kann jedoch bei optimalen Konditionen auch weitaus höher liegen.

Entscheidungshilfe Haus mit Reetdach: die wichtigsten Aspekte zusammengefasst

Macht ein Reetdachhaus mit Blick auf die genannten Punkte Sinn oder handelt es sich dabei um einen unerschwinglichen und zudem aus der Mode gekommenen Luxus?

Natürlich könnt ihr eine endgültige Entscheidung unter Berücksichtigung eurer ganz persönlichen Situation nur selber treffen. Entsprechend versteht sich dieser Beitrag lediglich als eine Art Orientierung.

Verfügt ihr über das notwendige Budget und befindet sich euer Haus in einer vor Wind und Wetter bestmöglich geschützten Lage, so werdet ihr gewiss lange Freude an einem Reetdach haben. Dies gilt einmal mehr, wenn für euch ein natürliches, atmosphärisches Wohnen absolute Priorität hat.

Grundsätzlich ist es sicherlich nicht übertrieben zu sagen, dass ein Haus mit Reetdach heute Seltenheitswert hat. Potentielle Gründe sind in den bereits aufgeführten Nachteilen und zu berücksichtigenden Faktoren zu finden. Entsprechend gilt ein charmantes Reetdachhaus heute eher als Liebhaberstück für besonders anspruchsvolle Hausbauer und Visionäre, die in puncto Budget nicht auf jeden Euro schauen müssen.

Wir leben in einer Ära, die von einem kontinuierlich steigenden Umweltbewusstsein verbunden mit dem Wunsch, das eigene Heim in eine natürliche Wellness-Oase zu verwandeln, geprägt ist. Ob dies dazu führt, dass sich in Zukunft immer mehr Menschen für eine Investition in die hier im Zentrum stehende, sowohl optisch als auch ökologisch attraktive Form der Dachabdeckung entscheiden, bleibt abzuwarten.

Dass ein Reetdachhaus aufgrund seines zeitlosen Zaubers und seiner Umweltfreundlichkeit auch heute noch als zeitgemäß eingestuft werden kann, ist nach dieser Ausführung sicherlich leicht nachvollziehbar.

Teilt ihr unsere Ansicht oder habt ihr Einwände, ergänzende Anmerkungen, Anregungen oder Ideen zum Thema „Haus mit Reetdach“? Dann freuen wir uns über einen entsprechenden Kommentar.

Bildquelle: © Kalle Kolodziej | stock.adobe.com

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