Estrich verlegen beim Hausbau: die wichtigsten Fakten, Tipps & Tricks

estrich-verlegen

Der Hausbau bringt eine Fülle an offenen Fragen und Herausforderungen mit sich. Im Zentrum der anfänglichen Überlegungen steht die Wahl des Bodens als Garant für ein sicheres Fundament. Estriche gelten in diesem Zusammenhang nicht von ungefähr als optimale Lösung. Sie gleichen nicht nur Unebenheiten aus, sondern warten mit vielen weiteren Vorzügen auf. 

Für Neulinge auf dem Gebiet möchten wir vorab kurz auf den Begriff „Estrich“ eingehen. Dabei handelt es sich um den Aufbau des Fußbodens mit dem Ziel, eine ebene Grundlage für Fußbodenbeläge zu schaffen.

Sowohl unter Experten als auch Laien ist außerdem die Bezeichnung „fertig nutzbarer Boden“ verbreitet. Jedoch hängt die Begriffswahl in erster Linie von der jeweiligen Art und Ausführung von Estrichen ab.

5 verschiedene Funktionen von Estrich

Beim Hausbau obliegen dem Estrich ganz unterschiedliche Aufgaben. Im Folgenden haben wir fünf Beispiele für euch aufgelistet, warum das richtige Verlegen von Estrich so wichtig ist:

1. Ebenheit und Ausgleich

Estrich wird verwendet, um den Boden in einem Gebäude zu nivellieren und Unebenheiten auszugleichen. Dadurch entsteht eine ebene Fläche, auf der verschiedene Bodenbeläge wie Fliesen, Parkett oder Teppich verlegt werden können.

2. Trittschalldämmung

Estrich besitzt schalldämmende Eigenschaften und hilft dabei, Trittschall und andere Geräusche zu reduzieren. Durch eine Schicht Estrich zwischen den Stockwerken eines Hauses wird der Schall gedämpft und eine bessere Schallisolierung erreicht.

3. Wärmedämmung

Estrich kann auch zur Wärmedämmung beitragen, insbesondere wenn eine zusätzliche Dämmschicht in den Estrich integriert ist. Dadurch wird der Wärmeverlust minimiert und eine verbesserte Energieeffizienz des Gebäudes erreicht.

4. Feuchtigkeitsbarriere

Estrich kann eine Barriere gegen aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Untergrund bilden. Durch den Einbau einer dampfdichten Schicht im Estrich wird verhindert, dass Feuchtigkeit in den Bodenbelag eindringt und Schäden verursacht.

5. Stabilität und Schutz

Estrich verleiht dem Boden eine zusätzliche Stabilität und schützt das darunterliegende Gebäudesystem. Es kann als feste Basis dienen und Belastungen, wie beispielsweise Möbel oder Maschinen, gleichmäßig verteilen, um Schäden an der Bausubstanz zu vermeiden.

Nassestrich versus Trockenestrich

Vergleicht ihr unterschiedliche Estriche, so werdet ihr vor allem mit dem Trockenestrich sowie dem Nassestrich konfrontiert werden. Worin die Unterschiede liegen und wann die eine Variante der anderen vorzuziehen ist, sind nur einige der Fragen, denen wir in diesem Abschnitt etwas eingehender nachzugehen versuchen.

verlegen-von-estrich
Bildquelle: © AA+W | stock.adobe.com

Trockenestrich

Sucht ihr für euren Estrichaufbau eine besonders leicht zu handhabende Option, so sollte eure Wahl auf den Trockenestrich fallen. Schließlich handelt es sich hierbei um ein aus mehreren, verlegfertigen Elementen bestehendes System, das sich rasch und ohne großen Aufwand aufbauen lässt.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Möglichkeit, den Boden in der Regel unmittelbar nach erfolgtem Estrichaufbau wieder betreten beziehungsweise nutzen zu können. Der Trockenestrich punktet ganz klar durch die Geschwindigkeit sowie die einfache Umsetzung.

Nassestrich

Wie die Bezeichnung Nassestrich, auch Fließestrich genannt, bereits vermuten lässt, kommt beim Verlegen dieser Variante Wasser ins Spiel. Konkret wird der Fließestrich vor dem Auftragen auf dem Boden mit Wasser angerührt. Bevor mit dem Verlegen der Bodenbeläge begonnen wird, muss eine vollständige Trocknung erfolgen.

Abgesehen von dieser kleinen Einschränkung bietet der Fließestrich unter anderem die Vorteile, dass er rasch einsetzbar und nur minimal porös ist. Darüber hinaus fällt bei dieser Variante die Gefahr von Randabsenkungen weg.

Die Vorteile im Überblick

Trockenestrich

  • schnelle Umsetzung
  • geringes Gewicht
  • hohe Flexibilität
  • geringe Feuchtigkeitsbelastung
  • geringe Trocknungszeit

Nassestrich

  • hohe Stabilität
  • gute Schalldämmung
  • hohe Wärmeleitfähigkeit
  • gute Anpassungsfähigkeit
  • Langlebigkeit

Zementestrich als Heizestrich im Hausbau

Die Liste der beim Estrichaufbau beliebtesten Varianten führt zweifellos der sogenannte Zementestrich an. Generell wird er der Kategorie der Nassestriche zugeordnet. Im Detail setzt er sich aus Zement, Wasser und Kies beziehungsweise Sand zusammen.

Verwendung findet der Zementestrich in zahlreichen Einsatzfeldern. Fungiert er beispielsweise als Heizestrich, so werden die jeweiligen Heizelemente zusammen mit dem Estrich eingegossen. Handelt es sich um einen sogenannten Schnellestrich, so wird eine Reduktion der Trocken- und Härtungszeit durch die Beigabe entsprechender Zutaten, die der Beschleunigung dieser Prozesse dienen, erreicht.

Seine dominante Position auf der Beliebtheitsskala verdankt der Zementestrich zweifellos seiner überdurchschnittlich hohen Beständigkeit und Festigkeit. Aufgrund seiner feuchtigkeitsabweisenden Eigenschaften eignet er sich zudem optimal für die sichere und risikofreie Nutzung in Nassräumen sowie im Außenbereich.

Ein Nachteil dieses Estrichs ist jedoch die lange Zeit, die ihr für Trocknung und Aushärtung einplanen müsst. Konkret bewegt sich diese zwischen zehn und dreißig Tagen. So lange dauert es, bis der Estrich wieder voll belastbar ist.

Wissenswertes zum Schnellestrich

Möchtet ihr nicht so lange warten und ist euch an einem besonders raschen Estrichaufbau inklusive umgehender Begehbarkeit gelegen, so bietet sich mit dem Schnellestrich eine interessante Alternative. Zum Einsatz kommt hier vor allem der sogenannte Anhydritestrich.

Der Anhydritestrich punktet abgesehen von seiner vergleichsweise kurzen Trockenzeit mit vielen weiteren Vorzügen. Hervorragende Wärmeleitfähigkeiten, eine leichte Verlegbarkeit und eine ökologische Unbedenklichkeit sind hier nur einige Beispiele.

Schnell, aber auch mit einigen Nachteilen

Entscheidet ihr euch für diese Estrich-Variante, so solltet ihr einige potentielle Einschränkungen bedenken. Die Bearbeitung größerer Flächen beispielsweise solltet ihr allein aufgrund der raschen Trockenzeit, die sich auf nur wenige Minuten beläuft, unbedingt den Experten überlassen. Schließlich können eventuelle Fehler und Mängel im Nachhinein nur schwer korrigiert werden.

Eine von Anfang an sorgfältige, zügige und insgesamt professionelle Arbeitsweise ist hier ein absolutes Muss. Relativ risikofrei lässt sich der Schnellestrich hingegen selbst von unerfahrenen Kräften für kleinere Ausbesserungen nutzen.

Zementestrich oder Anhydritestrich – was eignet sich besser?

Sucht ihr nach einem Estrich, der sowohl zuverlässig großen Belastungen in Form von Gewicht als auch Feuchtigkeit standhält, so kommt erneut der oben vorgestellte Zementestrich ins Spiel. Er lässt mit Blick auf diese Kriterien keine Wünsche mehr offen.

Der feuchtigkeitsempfindliche Anhydritestrich ist dahingehend weniger zu empfehlen. Für den Estrichaufbau in Nass- und Außenbereichen wiederum ist er gar nicht geeignet.

Begehbarkeit und tatsächliche Belegreife: Fallstricke für Laien

Ein wichtiger Punkt, der nicht selten gerade Laien beim Estrich verlegen zum Verhängnis wird, ist die Unterscheidung von Begehbarkeit und tatsächlicher Belegfähigkeit des Bodens mit Bodenbelägen.

Irreführend ist dabei vor allem die Beschreibung der vergleichsweise kurzen Trockenzeit des gewählten Estrichs. Sie verleitet zu der Annahme, dass der gesamte Bodenaufbau inklusive Belag ebenfalls binnen kürzester Zeit umsetzbar ist.

Um ein Beispiel zu nennen: Während der vorgestellte Anhydritestrich in der Regel innerhalb weniger Minuten ausreichend ausgehärtet ist, um ohne das Risiko einer Beschädigung begangen zu werden, benötigt der reguläre Zementestrich für diesen Prozess bis zu drei Tage.

Für die folgenden Arbeitsschritte, allen voran das Anbringen von Bodenbelägen, sind beide Estricharten jedoch nach Ablauf dieser Aushärtungszeit noch nicht bereit. Vielmehr dauert es mehrere Wochen, beim Zement zuweilen sogar Monate, bis der Estrich vollständig ausgetrocknet ist. Erst dann kann er als sicheres, solides und widerstandsfähiges Fundament für den Bodenbelag fungieren.

HÖRENSWERT
Mehr über die passenden Bodenbeläge erfahrt ihr in der 22. Episode unseres Hausbau-Podcasts. Unser Tipp: Hört am besten gleich einmal rein!
#022: Die gängigen Bodenbeläge im Überblick

Die Vor- und Nachteile beider Varianten liegen klar auf der Hand. Während der Raum bei der Verwendung von Schnellestrich rasch wieder nutzbar ist, erfordert das Estrich verlegen hier Erfahrung und Fachgeschick, da sich eventuelle Mängel in einer Zeitspanne von wenigen Minuten nicht wieder ausgleichen lassen.

Der Zementestrich wiederum lässt mit rund drei bis vier Stunden etwas mehr Spielraum für das sorgfältige Auftragen und wartet zudem mit nachhaltigeren Ergebnissen auf. Allerdings solltet ihr euch bei einer Entscheidung für diesen Estrich darüber im Klaren sein, dass ihr den jeweiligen Raum mindestens drei Tage lang nicht betreten beziehungsweise anderweitig nutzen könnt.

In puncto Kostenaufwand möchten wir euch außerdem darauf hinweisen, dass der Schnellestrich euch ein weitaus höheres finanzielles Budget abverlangt. Generell sind die Preise für diese Variante viermal höher als für den Klassiker Zementestrich.

Estrich verlegen in Verbindung mit einer Fußbodenheizung

Auf einige wichtige Punkte, die beim Estrichaufbau in Kombination mit Heizelementen zu beachten sind, haben wir bereits verwiesen. Als besonders widerstandsfähige und langlebige Variante wird für dieses Einsatzfeld der bewährte Zementestrich bevorzugt.

estrich-fussbodenheizung
Bildquelle: © mmphoto | stock.adobe.com

Für die Herstellung des sogenannten Heizestrichs werden diesem weitere Zutaten beigegeben. Beim Anbringen des Estrichs ist darauf zu achten, dass dieser eine Dicke von mindestens 40 bis 70 Zentimetern aufweist und die Heizrohre fest und nahtlos umgibt.

Alternativ zum Zementestrich kann für die Erstellung eines sogenannten Heizestrichs auch Calciumsulfatestrich verwendet werden. Als Richtwert fungiert die DIN 18560. Dabei handelt es sich um die Verordnung zum Stichwort „Estriche im Bauwesen“, die neben den möglichen Arten und Ausführungen der Estriche auch die unterschiedlichen Anforderungen benennt.

Die Heizelemente können sowohl, wie oben beschrieben, im Estrich eingebettet, als auch darunter eingefügt werden.

Estrich verlegen leicht gemacht

In Bezug auf den erfolgreichen Estrichaufbau können wir nur ein weiteres Mal betonen, dass ihr größere Projekte getrost den Profis überlassen solltet. Fehler beim Verlegen ziehen fast schon zwangsläufig weitreichende und nicht selten kostspielige Folgen nach sich.

Unebenheiten wie Bodenwellen im Fundament, sprich Estrich, beispielsweise führen automatisch auch zu einer Beschädigung der anschließend angebrachten Bodenbeläge. Mögliche Szenarien, die es durch ein fachkundiges Estrich verlegen zu vermeiden gilt, sind unter anderem aufgeplatzte Fliesen, Löcher sowie Blasen und Risse in anderen Bodenbelägen.

Grundsätzlich gilt hier die Faustregel, dass es mit dem bloßen Anrühren, Verteilen und Glattziehen des jeweiligen Estrichs auf tragendem Untergrund allein nicht getan ist. Ihr solltet euch vorab mit den Besonderheiten der von euch gewählten Estrich-Variante sowie den erforderlichen Raum- und Bodenbedingungen vertraut machen. Nur so könnt ihr optimale und nachhaltige Ergebnisse erzielen.

Und zu guter Letzt wie immer der Hinweis: Fragen kostet nichts. Zögert also nicht, euch nicht erst bei eventuellen Unsicherheiten an Experten zu wenden, sondern bereits im Vorfeld umfangreiche Informationen einzuholen. Oder lasst den Estrich direkt vom Hausbauunternehmen verlegen, denn für sie gehört diese Tätigkeit zum beruflichen Alltag.

Bildquelle: © Parilov | stock.adobe.com

1 CommentKommentar hinterlassen

Antwort hinterlassen

Your email address will not be published. Required fields are marked *