Vermögensaufbau für den Traum vom Eigenheim: Wie sinnvoll sind ETFs?

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In den vergangenen Jahren haben sich ETFs vom Geheimtipp zum Anlegerliebling gemausert. Sie versprechen ein hohes Maß an Transparenz und geringe Kosten sowie relativ hohe Renditen bei überschaubarem Risiko. Das macht sie auch für angehende Eigenheimbesitzer interessant. Aber wie funktioniert ein ETF als Eigenkapital – und wie empfehlenswert ist diese Form des Vermögensaufbaus wirklich?

Für die Finanzierung eures Traumhauses könnt ihr zwar auch eine Vollfinanzierung nutzen – deutlich empfehlenswerter ist allerdings ein erheblich günstigeres Darlehen in Kombination mit angespartem Eigenkapital. Und genau hier liegt das Problem: In Zeiten hoher Inflation und niedriger Zinsen zum Sparen werfen sichere Anlageformen kaum oder gar keine Rendite ab.

Die Folge: Das Ansparen von Eigenkapital wird dadurch umso schwerer. Es muss also eine Alternative her.

Eine gute Möglichkeit stellen vor allem unsichere, aber renditeträchtige Anlageformen wie Geldanlagen in Aktien, Fonds und Anleihen dar. Einen interessanten Mittelweg bieten ETFs als Eigenkapital.

ETFs als Eigenkapital –aber was ist das eigentlich?

ETFs sind eine Art Investmentfond, die an der Börse gehandelt werden, ähnlich wie Aktien. Ihr könnt ETFs kaufen und verkaufen, ohne selbst direkt an der Börse zu agieren – das macht die Organisation, die den ETF herausgibt, für euch. Um in ETFs zu investieren, braucht ihr nur ein einfaches und kostengünstiges Wertpapierdepot.

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Mit dem ETF Geld fürs Eigenheim sparen – Bildquelle: © Kalim | stock.adobe.com

Die meisten ETFs sind sogenannte Indexfonds, die passiv verwaltet werden. Das heißt, sie versuchen, die Performance von bekannten Börsenindizes, wie dem DAX in Deutschland oder dem weltweiten MSCI World Index, nachzuahmen.

Physische und synthetische ETFs

ETFs gibt es in zwei Hauptvarianten: physische und synthetische. Physische ETFs investieren direkt in die Aktien, die in einem bestimmten Börsenindex aufgeführt sind. Das Ziel ist es, den Index so genau wie möglich nachzubilden. Zum Beispiel kauft ein physischer ETF, der den deutschen DAX-Index nachbildet, Aktien der 30 Unternehmen, die im DAX sind, und zwar in der gleichen Gewichtung, wie sie im Index vorkommen.

Synthetische ETFs funktionieren etwas anders. Sie kaufen nicht direkt die Aktien aus dem Index, sondern nutzen kompliziertere Finanzverfahren, wie Swaps (eine Art Tauschgeschäft) und Sicherheiten, um die Leistung des Index nachzuahmen. Das kann manchmal weniger transparent sein und könnte auch zu höheren Kosten führen.

Ein weiterer wichtiger Punkt bei ETFs ist, dass sie in der Regel passiv verwaltet werden. Das bedeutet, es gibt keinen Fondsmanager, der aktiv entscheidet, welche Aktien gekauft oder verkauft werden sollen. Dadurch haben ETFs oft niedrigere Gebühren im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds.

Grundidee von ETFs

Die Grundidee von ETFs ist einfach zusammengefasst: Zahlreichen Studien zufolge ist es kaum möglich, bei Geldanlagen in Aktien, Anleihen & Co. über einen längeren Zeitraum besser als der Markt zu performen. Anders ausgedrückt: Die höchsten und sichersten Renditen erzielen diejenigen, die ihre Anlagen so breit wie der Markt streuen.

Der Markt kann dabei die globale Wirtschaft sein, die europäische Wirtschaft, die deutsche Wirtschaft, aber auch nur eine bestimmte Region oder Branche. Grundsätzlich gilt dabei: Je breiter die Streuung und je größer der Markt, desto

  • geringer das Verlustrisiko,
  • stabiler die Rendite und
  • desto einfacher lässt sich ein ETF handeln.

Verschiedene Anlageklassen

ETFs sind für viele verschiedene Anlageklassen verfügbar, was es euch erlaubt, interessante Fonds ganz nach euren Vorlieben und eurer Risikobereitschaft auszuwählen. Zur Auswahl stehen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und alternative Investments, aber auch der Geldmarkt, Immobilien, Rohstoffe oder Währungen.

Neben den bekannten Indizes, die einen gesamten Markt abbilden, könnt ihr auch Indizes auswählen, die in bestimmte Branchen, Regionen oder gemäß bestimmten Auswahlkriterien investieren. Beispiele hierfür sind:

  • Technologie
  • Gesundheitswesen
  • Finanzen
  • Energie
  • Nachhaltigkeit
  • Rohstoffe

Mit dem ETF-Sparplan langfristig anlegen

Wer in ETFs investieren will, hat grundsätzlich die Wahl zwischen einzelnen Direktinvestments und einem ETF-Sparplan. Direktinvestment bedeutet, dass ihr zum Zeitpunkt x einen größeren Betrag (z. B. eine Gratifikation, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, eine Erbschaft) einmalig in ETFs anlegt.

Beim nächsten größeren Geldeingang könnt ihr die Einzahlung wiederholen. Auf diese Weise investiert ihr mit der Zeit in verschiedene ETFs mit höheren Summen.

Ein ETF-Sparplan erlaubt es euch dagegen, auch mit relativ kleinen Beträgen (ab 25 Euro pro Monat) in unterschiedliche ETFs zu investieren. Die regelmäßigen Einzahlungen und die breite Streuung sind es letztlich, die auch aus relativ kleinen Geldanlagen nach einigen Jahren eine fünfstellige Summe machen, die ihr wunderbar als Eigenkapital beim Hausbau oder -kauf einsetzen könnt.

10 gute Gründe für einen ETF-Sparplan

✓ niedrige Verwaltungsgebühren
✓ kleine Beträge möglich
✓ regelmäßige automatische Investitionen
✓ breite Risikostreuung
✓ flexible Anpassung möglich
✓ globaler Marktzugang
✓ hohe Transparenz
✓ steuerliche Vorteile
✓ langfristiges Wachstumspotenzial
✓ automatische Indexanpassung

Welche Vorteile sprechen für ETFs beim Hausbau?

Für den Bau oder Kauf einer Immobilie benötigt ihr relativ viel Eigenkapital, um den restlichen Kapitalbedarf mit einem wirklich kostengünstigen Kredit abdecken zu können. Dieses Eigenkapital sollte im Idealfall in einem überschaubaren Zeitraum und mit relativ hoher Sicherheit aufgebaut werden. Und genau das bieten ETFs beim Hausbau im Grunde.

ETFs eignen sich aufgrund ihrer Neigung zur Volatilität (Schwankungsanfälligkeit) zwar nicht für kurzfristige Geldanlagen – aber sehr gut für mittel- und langfristige Investments, da sich bei längeren Engagements selbst extreme Auf- und Abwärtsbewegungen des Marktes ausgleichen.

Sie bieten ein hohes Maß an Diversifikation, sind also risikoärmer als beispielsweise Einzelaktien. Gleichzeitig erhalten ETF-Anleger bei bestimmten Anlageklassen Dividenden und Zinseinnahmen, die ihr direkt wieder investieren könnt, um euren Kapitalstock zu erhöhen.

ETFs sind relativ gut verständliche und transparente Finanzprodukte. Sie sparen euch sowohl Zeit als auch Geld, einfach weil ihr auf einen Schlag in viele verschiedene Werte investiert. Dabei fallen lediglich geringe Handelsgebühren an, der Ausgabeaufschlag entfällt vollständig und ein Depot ist im besten Fall kostenfrei zu haben.

Auch beim Thema Sicherheit punkten ETFs: Sie gelten nicht als Derivate, sondern als Sondervermögen, dass bei einer Emittenten-Pleite vor dem Zugriff von Gläubigern geschützt ist. Zudem sind sie hoch liquide, da sie sich an jedem Börsentag handeln – also auch kurzfristig verkaufen und umschichten – lassen.

Welche Nachteile von ETFs solltet ihr beachten?

Obwohl ETFs als relativ sicher gelten, besteht ein gewisses Verlustrisiko – so sicher wie Spareinlagen sind sie nicht. Die Höhe des Verlustrisikos könnt ihr durch die Auswahl eurer Indexfonds selbst bestimmen.

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ETFs können auch Nachteile mit sich bringen – Bildquelle: © chingyunsong | stock.adobe.com

Beachten solltet ihr dabei, dass riskantere Anlagen in der Regel mit höheren Renditen einhergehen. Bei längeren Anlagehorizonten von zehn Jahren und mehr relativiert sich das Verlustrisiko – die höhere Rendite bleibt.

Einplanen solltet ihr, dass ETFs zwar eine günstige Kostenstruktur haben, aber dauerhaft (relativ geringe) Kosten produzieren. Wichtig ist dabei die TER (Total Expense Rate, Gesamtkostenquote), die angibt, wie hoch die regelmäßig anfallenden Kosten ausfallen.

Darüber hinaus können euch aber auch Zusatzkosten in Rechnung gestellt werden, etwa Kosten für Umschichtungen im ETF (z.B. Spreads, Broker-Gebühren) oder Swap-Gebühren. Achtet auch genau auf die Depot-Bedingungen: Ein kostenloses oder günstiges Depot bringt euch wenig, wenn es eine Mindestanzahl an Trades vorschreibt, die eure Kosten in die Höhe treiben.

Wissen solltet ihr, dass manche ETFs einen Teil eurer Anteile gegen eine Sicherheit und Gebühr an Banken verleiht. Die Idee dahinter: Die dafür fällige Leihgebühr erhöht die Rendite der Anlage.

Die meisten dieser Anbieter behalten etwa die Hälfte dieser Extra-Einnahmen ein. Ebenfalls wissen solltet ihr, dass ihr mit einem ETF euer Stimmrecht in den Hauptversammlungen verschenkt – und zwar an den Fonds, der damit auf Geschäftsentscheidungen Einfluss nehmen kann.

Mit ETFs das Eigenkapital erhöhen

ETFs eignen sich aufgrund ihrer einfachen Struktur grundsätzlich für jeden Anleger, selbst für unerfahrene und eher konservative Einsteiger. Im Hinblick auf ETFs beim Hausbau solltet ihr beachten, dass ihr eine gewisse Laufzeit benötigt, um Volatilität auszugleichen und eine ordentliche Rendite einzufahren.

Langfristige Investition und trotzdem immer verfügbar

Experten empfehlen deshalb meist, mindestens zehn Jahre lang zu investieren. Im Umkehrschluss bedeutet das: Um relativ sicher wirklich nennenswertes Eigenkapital für euer Traumhaus aufzubauen, müsstet ihr mindestens zehn Jahre bevor ihr es zum Hausbau benötigt mit dem Investieren beginnen.

Aufgrund der hohen Liquidität von ETFs steht euch euer Kapital jederzeit kurzfristig zur Verfügung. Solltet ihr das Geld doch einmal benötigen, zum Beispiel für den Kauf des Grundstücks, habt ihr stets Zugriff darauf.

Auf Dauer besser als ein Festgeldkonto

Im Vergleich zum 10-jährigen Festgeld schneiden ETFs beim Hausbau in Sachen Rendite deutlich besser ab – vor allem dann, wenn ihr mit dem Ansparen in Niedrigzinsphasen beginnt. Zusätzlich erhöhen könnt ihr die Rendite mit der Auswahl eurer Fonds. Anlagen in Boom-Branchen steigern die Rendite naturgemäß ebenso wie Geldanlagen in aufstrebenden Regionen.

Möglich ist es auch, den Anteil an Aktien und Anleihen oder anderen Wertpapieren zugunsten einer höheren Rendite zu gewichten. Beachten müsst ihr dabei allerdings, dass damit auch das Risiko für kurzfristige Verluste steigt.

Für eine grundsätzlich gute Strategie halten wir es, möglichst regelmäßig in ETFs zu investieren, etwa in Form eines Sparplans oder eines Dauerauftrags. Psychologisch sinnvoll ist es dabei, das Geld gleich nach dem Gehaltseingang abbuchen zu lassen, zusammen mit eurer Miete oder den Stromkosten.

Auf diese Weise stellt ihr sicher, dass immer ein gleich hoher oder zumindest ausreichend hoher Betrag zur Bildung von Eigenkapital abgeht. Mit einem Sparplan geschieht dies automatisch. Wollt ihr jedoch einen gewissen Prozentsatz von eurem Gehalt sparen, solltet ihr die Einzahlungen händisch vornehmen.

7 Tipps zum Investieren in ETFs

1. Beginnt frühzeitig in ETFs zu investieren.
2. Nehmt breit aufgestellte ETFs oder diversifiziert.
3. Bespart den ETF mit einem Sparplan.
4. Wählt ETFs mit niedrigen Gebühren.
5. Verfolgt eine langfristige Anlagestrategie.
6. Beobachtet Marktschwankungen mit Ruhe und Geduld.
7. Beachtet steuerliche Folgen.

ETF als sinnvolle Alternative zum Bausparen und zu Sparkonten

ETFs bieten gegenüber traditionellen Sparmethoden wie Bausparkonten, Sparbüchern oder Tagesgeldkonten einige wesentliche Vorteile, besonders im Hinblick auf das Ansparen für euer Eigenheim. Während traditionelle Sparformen oft nur geringe Zinsen bieten und somit kaum mit der Inflation Schritt halten, bieten ETFs das Potenzial für höhere Renditen durch Investitionen in Aktienmärkte.

Ihre breite Diversifikation über verschiedene Aktien oder Anleihen ermöglicht euch eine effektive Risikostreuung. Das bedeutet, dass das Risiko von Wertverlusten im Vergleich zur Investition in einzelne Wertpapiere reduziert wird. Zudem sind ETFs flexibler als Bausparverträge, da sie keine festen Laufzeiten oder Sparbeträge vorschreiben.

Die niedrigeren Verwaltungsgebühren der ETFs im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds erhöhen die potenzielle Netto-Rendite. Zudem ermöglicht die Börsennotierung von ETFs jederzeitige Liquidität, was eine Anpassung der Sparstrategie an veränderte persönliche Umstände erlaubt.

Dadurch eignen sich ETFs besonders für langfristig orientierte Sparer, die auf ein solides Wachstum ihres Kapitals für größere zukünftige Anschaffungen wie ein Eigenheim setzen. Welcher ETF für euch am besten ist, müsst ihr jedoch selbst rausfinden.

Wir wollten euch die ETFs lediglich näher erläutern, denn mit der richtigen Auswahl könnt ihr mittel- bis langfristig euer Eigenkapital erhöhen. Aber auch hier gilt: Ausnahmen bestätigen die Regel.

Titelbild: © khwanchai | stock.adobe.com

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