Vorteile, Funktion und Kosten der Baufertigstellungsversicherung

baufertigstellungsversicherung

Den Traum vom Eigenheim hegen viele Menschen. Nicht selten wird der Traum jedoch zum Albtraum, wenn das Bauunternehmen während der Bauphase Insolvenz anmelden muss. Die Baustelle ruht und die Kosten laufen weiter. Der Bauherr hat keinen Einfluss darauf, wie die Baufirma wirtschaftet, aber er kann sich gegen ein solches Risiko schützen. Wie das funktioniert, verraten wir euch in diesem Beitrag. 

Eine Baufertigstellungsversicherung sichert die finanziellen Schäden des Bauherrn ab, wenn das Bauunternehmen Insolvenz anmelden muss. In diesem Fall können die Bauleistungen nicht weiter durchgeführt werden. Da das insolvente Bauunternehmen den Hausbau somit nicht abschließen kann, muss der Bauherr ein anderes Unternehmen beauftragen, um die Immobilie fertigzustellen. Dies verursacht dem Bauherrn zusätzliche Kosten. Insbesondere, wenn der neue Baupartner höhere Preise für seine Leistungen aufruft.

Hat der Bauherr ein Baudarlehen abgeschlossen, so muss er außerdem weiterhin die Zinsen dafür begleichen. Ob der Bau tatsächlich voranschreitet oder nicht ist hierbei unerheblich. Aus diesem Grund wurde das Konstrukt der Baufertigstellungsversicherung geschaffen, die für die genannten Mehrkosten einspringt.

Eine Baufertigstellungsversicherung abzuschließen, ist Sache des Bauunternehmens. Dieses hat dafür Sorge zu tragen, dass der Bauherr entsprechend abgesichert ist. In der Praxis werden die für die Versicherung anfallenden Kosten allerdings häufig dem Bauherrn auferlegt, indem das Bauunternehmen den entsprechenden Betrag auf seine Rechnung aufschlägt.

Die Leistungen der Baufertigstellungsversicherungen

Die Leistungen der Versicherer hängen grundsätzlich davon ab, was vertraglich vereinbart wird. Bei Baufertigstellungsversicherungen wird zwischen drei Arten unterschieden: der Ausführungsbürgschaft, der Gewährleistungsbürgschaft und der Vertragserfüllungsbürgschaft.

Ausführungsbürgschaft: Die Ausführungsbürgschaft dient der Absicherung des Bauherrn im Falle der Insolvenz des Bauunternehmens. Sie umfasst die Zinszahlungen, die der Bauherr auch während einer Bauunterbrechung zu leisten hat. Die Kosten, die durch die Beauftragung eines anderen Bauunternehmens entstehen, werden ebenfalls durch die Ausführungsbürgschaft abgedeckt. Die Deckungssumme liegt meist bei 20 Prozent der Baukosten.

Gewährleistungsbürgschaft: Der Bauherr hat gegenüber dem Bauunternehmen einen Gewährleistungsanspruch für Baumängel, die innerhalb von fünf Jahren nach Baufertigstellung auftreten. Die Gewährleistungsbürgschaft übernimmt in einem solchen Fall die Kosten, die für die Mängelbeseitigung anfallen. Dies ist vor allem dann von Vorteil, wenn das Bauunternehmen nach der Fertigstellung des Hausbaus Insolvenz anmelden muss.

Vertragserfüllungsbürgschaft: Die Vertragserfüllungsbürgschaft stellt die Kombination der beiden oben genannten Versicherungsarten dar.

Die Kosten einer Baufertigstellungsversicherung

Die Kosten für eine Baufertigstellungsversicherung richten sich nach der Höhe der Gesamtbaukosten. In der Regel betragen sie ca. drei Prozent. Wenn sich die Gesamtbaukosten auf 300.000 Euro belaufen, betragen die Kosten für die Versicherung demnach ungefähr 9.000 Euro.

Die Kosten der Versicherung beinhalten die Einmalzahlung für den Versicherungsschutz sowie die Kosten für eine bautechnische Prüfung des geplanten Projekts. Ebenfalls enthalten ist die Baubegleitung durch Sachverständige. Auch wenn der Preis einer Baufertigstellungsversicherung sehr hoch erscheint, so liegt er doch deutlich unter den Kosten, die im Falle einer Insolvenz des Baupartners auf den Bauherren zukommen würden.

Die Vorteile der Baufertigstellungsversicherung

Die Baufertigstellungsversicherung dient nicht nur der finanziellen Absicherung des Bauherrn. Sie ist auch ein Hinweis darauf, ob ein Bauunternehmen seriös ist. Da Versicherungsgesellschaften ihre potenziellen Versicherungsnehmer vor Vertragsschluss eingehend prüfen, dient das Vorhandensein einer Baufertigstellungsversicherung auch als Bescheinigung für den Bauherrn, sein Immobilienprojekt mit einem glaubwürdigen Partner an seiner Seite durchzuführen.

Da es sich beim Bau des eigenen Hauses um eine große Investition handelt, die mit vielen Emotionen verbunden ist, sollte der Bauherr die Auswahl seines oder seiner Baupartner nicht aufgrund seines Bauchgefühls treffen. Damit der Traum vom Eigenheim nicht platzt, ist hier eine gründliche Prüfung dringend angeraten.

Für wen eignet sich die Versicherung?

Die Baufertigstellungsversicherung eignet sich für jeden Bauherrn, der sich vor einem möglichen finanziellen Schaden durch die Insolvenz des gewählten Bauunternehmens schützen möchte. Dies dürfte tatsächlich auf jeden Bauherrn zutreffen, allerdings trifft es Personen oft härter, die all ihr Erspartes in das Eigenheim stecken.

Oft leisten Bauherren Vorauszahlungen für die zu erbringenden Bauabschnitte. Wenn diese Bauabschnitte allerdings nicht fertiggestellt werden können, weil das Bauunternehmen zahlungsunfähig wird, ist die Vorauszahlung des Bauherrn verloren. In diesem Fall ist der Bauherr daran interessiert, so schnell wie möglich ein anderes Unternehmen zu beauftragen, damit das Bauprojekt weitergehen kann.

Da jedoch auch das neue Bauunternehmen bezahlt werden möchte, muss der Bauherr erneut Zahlungen leisten. So kommt es vor, dass ein bestimmter Bauabschnitt doppelt bezahlt werden muss. Sind die finanziellen Mittel des Bauherrn allerdings erschöpft, hat er keine Möglichkeit mehr, das Haus fertigstellen zu lassen. Der Traum wird zum Albtraum.

Eine Baufertigstellungsversicherung würde für die entstehenden Mehrkosten aufkommen. Die Versicherung ist demnach nur für die Menschen ungeeignet, die das Risiko lieben und über ausreichend finanzielle Mittel verfügen.

Die Baufertigstellungsversicherung dient sowohl dem Bauherrn als auch dem Baupartner. Das Bauunternehmen profitiert insbesondere dann von der Versicherung, wenn nach der Fertigstellung Baumängel auftauchen, die beseitigt werden müssen. Fehlen dann die finanziellen Mittel, kann das Unternehmen die Baufertigstellungsversichung in Anspruch nehmen.

Wann macht eine Baufertigstellungsversicherung keinen Sinn?

Eine Baufertigstellungsversicherung ist allerdings nicht immer erforderlich. So kann beispielsweise darauf verzichtet werden, wenn das Bauunternehmen über Sicherheiten verfügt. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um eine Gewährleistungsbürgschaft der Bank des Bauunternehmens. Sollte das Unternehmen seinen Vertrag mit dem Bauherrn nicht erfüllen, so übernimmt die Bank die entsprechenden Ausfallzahlungen.

Ihr seht, wie wichtig eine entsprechende Absicherung beim Hausbau ist. Habt ihr Fragen oder Anmerkungen zu diesem Thema? Dann hinterlasst uns gerne eure Kommentare.

Bildquelle: @andretneel | Unsplash

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