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Der Hausbau geht oft mit einer erheblichen Bodenversiegelung einher, die weitreichende ökologische und rechtliche Konsequenzen hat. In diesem Beitrag durchleuchten wir die Auswirkungen der Bodenversiegelung durch Terrassen, Garagen, Carports und Gehwege. Wir verraten euch außerdem, wie diese Versiegelungen den natürlichen Wasserhaushalt beeinträchtigen und welche rechtlichen Regelungen es gibt.
Bei jedem Hausbau wird, zusätzlich zur Gebäudefläche selbst, ein weiterer Teil der Grundstücksfläche versiegelt. Dies betrifft unter anderem Terrasse, Garage oder Carport sowie Gehwege.
Versiegelte Flächen sind sowohl begehbar als auch mit dem Pkw befahrbar. Umgekehrt wird das natürliche Versickern von Niederschlägen verhindert. Die Bodenversiegelung hat unter anderem negative Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit sowie auf die Selbstregulierung des Wasserhaushaltes.
Baurecht regelt Bodenversiegelung
Eine entscheidende Grundlage für die Art und den Umfang von versiegelten Flächen ist die Berechnung der Niederschlagsgebühr. Sie orientiert sich unter anderem daran, ob Niederschläge wie Regen in den Erdboden versickern – können – oder ob sie direkt beziehungsweise mittelbar in den Kanalanschluss respektive über den Straßeneinlauf in die öffentliche Kanalisation abgeführt werden.
Drei Kategorien für Bodenversiegelungen
Bodenversiegelungen werden in die drei gängigen Kategorien leicht, stark und vollversiegelt unterteilt. Wenig oder leicht versiegelt sind zum Beispiel Natursteinpflaster mit weiten Fugen oder wassergebundene Splitt- und Schotterflächen.
Als stark versiegelt gelten Steine, Pflaster und Rasenfugenpflaster mit schmaler oder ohne eine feste Verfugung. Vollversiegelt sind asphaltierte sowie betonierte Flächen mit Fugenvollguss.
Grundflächenzahl
Die Grundflächenzahl, kurz GRZ, gibt vor, welcher Anteil eines Grundstücks maximal bebaut werden darf. Rechtsgrundlagen dafür sind das Baurecht des jeweiligen Bundeslandes sowie der örtliche Bebauungsplan, zum Beispiel hinsichtlich der Gesamtfläche für
- Garagen,
- Stellplätze,
- Zufahrten,
- Außenmauern
- oder Nebenbauten.
Die GRZ ist als ein- oder zweistellige Dezimalzahl in dem betreffenden Bebauungsplan ausgewiesen.
Vollversiegelung vs. Teilversiegelung
Als Bauherren solltet ihr euch bewusst machen, dass versiegelte Flächen keinen Niederschlag wie Regenwasser oder schmelzenden Schnee aufnehmen können – eins wie das andere fließt direkt in die Kanalisation. Bei Starkregen ist die Situation vergleichbar oder noch ausgeprägter.
Gemeinden gehen vermehrt dazu über, das Ableiten von Niederschlagswasser getrennt von der Ableitung des Schmutzwassers zu berechnen. Grundlage für diese Berechnung sind GRZ, Größe in Quadratmeter sowie die Art der Bodenversiegelungen.
Bei der Selbstnutzung des Gebäudes trägt der Eigentümer diese durch versiegelte Flächen entstehenden Abwasserkosten. Sie gehören zu den Nebenkosten nach der Betriebskostenverordnung (BetrKV), die an Haus- und Wohnungsmieter weitergegeben werden können.
Für Bauherren und Besitzer von Bestandsimmobilien gilt: Sowohl aus ökologischen als auch finanziellen Gründen sollte das Verhältnis zwischen unversiegelten und versiegelten Grundstücksanteilen möglichst ausgewogen sein.
Niederschlagswasser – das Abflussproblem für versiegelte Flächen
Jegliches Wasser, das wegen versiegelter Flächen nicht ins Erdreich versickern kann, wird als Niederschlagswasser bezeichnet. Davon zu unterscheiden ist das Schmutzwasser als gebrauchtes Abwasser aus dem Haushalt.
Beide Abwässer fließen in die öffentliche Kanalisation. Sie werden in der Kläranlage gereinigt und stehen anschließend als – in Deutschland – trinkbares Frischwasser wieder zur Verfügung.
Frisch- und Schmutzwasser werden nach dem tatsächlichen Verbrauch in Kubikmeter abgerechnet, so wie ihr es wahrscheinlich von der Wasseruhr kennt. Für Niederschlagswasser gibt es keine verbrauchsabhängige Abrechnungsmöglichkeit. Maßgebliche Grundlagen sind die ebene Gebäudefläche zuzüglich der Bodenversiegelungen.
Abhängig von der örtlichen Gegebenheit wird für die Wasserableitung unterschieden in Mischsystem und Trennsystem.
1. Mischsystem
Das Mischsystem ist das am meisten genutzte System innerhalb der Abwassertechnik. Alle Abwässer, von Regen- über Schmutz- und Fremdwasser werden als Mischwasser in einer gemeinsamen Leitung zum Klärwerk abgeführt.
Für Regen- als Niederschlagswasser ist das jedoch nicht notwendig, denn es ist nicht klärbedürftig. Es muss daher nicht gereinigt werden.
2. Trennsystem
Seit den 1990er-Jahren wird die Entwässerungstechnik sukzessive von Misch- auf Trennsystem umgestellt – also auf Systeme zur getrennten Ableitung von Schmutz- und von Niederschlagswasser. Dieses wird beispielsweise in ein nahegelegenes Gewässer abgeleitet. Aus ökologischer Sicht ist eine Regenwasserversickerung in offenen Gräben als Zwischenspeicherung sinnvoll.
Das Trennsystem der Gemeinde sowie die unversiegelte Grundstücksfläche des Eigentümers wirken sich einerseits kostensparend aus und sind andererseits ein wirksamer Beitrag zur Sicherung des ökologischen Gleichgewichtes.
Niederschlagswasser, das versickern kann, braucht nicht gereinigt zu werden. Darüber hinaus fördert es die Grundwasserneubildung sowie den Hochwasserschutz.
Versiegelte Flächen und ihre ökologischen Auswirkungen
Die zunehmende Versiegelung von Flächen beim Hausbau ist ein ökologisches Problem, das weitreichende Auswirkungen auf die Umwelt hat. Diese Veränderungen im Landschaftsbild beeinflussen nicht nur das lokale Ökosystem, sondern wirken sich auch auf den Wasserhaushalt, die Luftqualität und die biologische Vielfalt aus.
Besonders betroffen sind das Bodensterben sowie der Wasserhaushalt. Aufgrund ihrer Bedeutung wollen wir auf beide kurz etwas genauer eingehen.
Bodensterben – Rückgang der Bodenfruchtbarkeit
Bodenversiegelungen wirken sich überaus negativ auf die Bodenfruchtbarkeit aus. Der versiegelte Erdboden kann, bildlich gesprochen, nicht mehr atmen. Die Folge: Der Boden stirbt, und mit ihm alle darin enthaltenen Organismen unter dem Sammelbegriff Lebewesen.
Ein Gasaustausch ist nicht mehr möglich, sobald der Erdboden für Licht und Sauerstoff unerreichbar ist. Der über einen längeren Zeitraum hinweg versiegelte Erdboden ist de facto ein toter Boden.
Bodenfruchtbarkeit ist ganz allgemein die Eignung des Erdbodens, das Pflanzenwachstum zu ermöglichen und zu fördern. Fruchtbarer Boden lässt sich leicht durchwurzeln, bietet den Pflanzen Halt und versorgt sie über ihre Wurzeln mit Wasser, Luft sowie Nährstoffen.
Wasserhaushalt – Störung des natürlichen Wasserabflusses
Der Wasserhaushalt ist das Ergebnis der Aufnahme und Abgabe von Wasser in einem definierten Gebiet oder auf einer bestimmten Fläche. Bodenversiegelungen stören den Wasserhaushalt, denn sie verhindern das Versickern von Regen- und von Niederschlagswasser im Erdboden.
Anstelle dessen wird jeglicher Niederschlag über die Kanalisation abgeleitet. Das verhindert ein Auffüllen des Grundwasservorrates mit der langfristigen Folge von Wasserknappheit. Umgekehrt staut sich Wasser auf der versiegelten Fläche und führt stellenweise zur Überschwemmung.
Bodenfeuchte und Niederschlagswasser sind eine wesentliche Quelle für den gesamten Bodenwasserhaushalt. Sie ist der jeweilige Wasserzustand eines Bodens – nicht jedoch sein Wassergehalt für die Pflanzenversorgung.
10 ökologische Auswirkungen von versiegelten Flächen
1. Beeinträchtigung der Bodenqualität
2. Reduzierung der Grundwasserneubildung
3. Erhöhung des Oberflächenwasserabflusses
4. Verlust von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere
5. Beeinträchtigung des Mikroklimas
6. Verschlechterung der Luftqualität
7. Verringerung der natürlichen Kohlenstoffbindung
8. Wärmeinsel-Effekt
9. Störung des natürlichen Wasserzyklus
10. Ästhetische und psychologische Auswirkungen
Bodenversiegelungen: Die Vor- und Nachteile im Überblick
Jede Bodenversiegelung ist ein Versiegeln der Natur. Versiegelte Flächen sind aus vielerlei Gründen notwendig – insofern haben sie auch ihre Berechtigung. Besiedelung sowie Infrastruktur für Verkehr, Leben und Wohnen sind ohne Boden- und Flächenversiegelungen weder denkbar noch machbar.
Vorteile von versiegelten Flächen
Es gibt eine ganze Reihe von Vorteilen versiegelter Flächen hinsichtlich des Hausbaus. Hierzu zählen unter anderem die Folgenden:
- Erhöhung der Tragfähigkeit und Stabilität des Untergrunds
- langlebig und widerstandsfähiger gegen Abnutzung und Witterungseinflüssen
- versiegelte Flächen benötigen weniger Pflege und Instandhaltung
- Schutz vor Wasserschäden und Feuchtigkeit
- verhindert das Wachstum von Unkraut und anderen Pflanzen
- vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten für attraktive Außenbereiche
- ermöglicht schnelle Inbetriebnahme von Flächen nach dem Bau
- verringert das Eindringen von Schädlingen in Gebäude durch dichte Oberfläche
Nachteile von versiegelten Flächen
Demgegenüber steht der Erhalt von unversiegelten Flächen. Sie haben in ihrer Natürlichkeit vielfältige Funktionen – nach der Bodenversiegelung sind sie unausführbar. Das gilt auch und ganz besonders für das Eigenheim im Grünen, wenn die unbebaute Grundstücksfläche überproportional stark versiegelt wird.
Sicherlich ist sie leicht zu reinigen und wirkt dauerhaft gepflegt. Umgekehrt ist dieser Grundstücksteil für das Leben von Pflanzen, Tieren und Organismen im wahrsten Sinne des Wortes verloren, wie ihr bereits im vorherigen Abschnitt erfahren hat.
5 Alternativen zu Bodenversiegelungen beim Hausbau
Alternativen zur Voll- und Teilversiegelung des Bodens sind wichtig, um die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Im Folgenden haben wir fünf sinnvolle Alternativen zu Bodenversiegelungen beim Hausbau für euch aufgelistet:
1. Permeable Pflasterungen
Diese Pflasterungen, oft aus speziellen Beton- oder Ziegelsteinen gefertigt, ermöglichen das Versickern von Regenwasser durch ihre Zwischenräume. Sie reduzieren den Oberflächenabfluss und helfen bei der Wiederauffüllung des Grundwassers.
2. Rasengittersteine
Sie sind eine Form der ökologischen Bodenbefestigung, bei der Gras durch die Öffnungen in den Gittersteinen wachsen kann. Dies bietet eine stabile Oberfläche, die gleichzeitig wasserdurchlässig ist und eine natürliche Optik behält.
3. Mulch- und Kieswege
Anstelle von versiegelten Wegen kann man Mulch oder Kies verwenden. Beide lassen das Wasser durch und sind dennoch begeh- und befahrbar.
4. Gründächer und begrünte Wände
Obwohl sie nicht direkt den Boden betreffen, helfen Gründächer und begrünte Wände, die Auswirkungen der Bodenversiegelung zu kompensieren, indem sie Regenwasser aufnehmen und die Umgebungstemperatur regulieren.
5. Regenwassermanagement-Systeme
Regenwassermanagement-Systeme wie Regenwassergärten, Versickerungsbecken oder Retentionsflächen sind beim Hausbau besonders effektiv, um den negativen Effekten von Bodenversiegelungen entgegenzuwirken. Sie tragen dazu bei, Regenwasser vor Ort zu speichern und es anschließend langsam in den Boden zu leiten.
Bodenversiegelung ja, aber in Maßen
Die Lösung könnte – oder besser gesagt – sollte lauten: Das eine tun, und das andere nicht lassen. Auf Bodenversiegelungen als solche könnt ihr beim Hausbau nicht verzichten. Der Eigenheimbesitzer hat jedoch die Wahl unter mehreren Arten an Bodenversiegelungen.
Mit den Vorschriften von Baurecht und Grundflächenzahl werden die gesetzlichen Grenzen vorgegeben. Sie dürfen nicht überschritten, sondern müssen eingehalten werden.
Alles Weitere bleibt der individuellen Entscheidung des Eigenheimbesitzers überlassen. Aus mehrerlei Sichtweise, unter anderem ökologisch und finanziell, tut ihr gut daran, die versiegelte Fläche auf das notwendige Mindestmaß zu begrenzen.
Letztlich soll das Eigenheim im Grünen keine Worthülse sein, sondern das, was es ausdrückt: ein Leben und Wohnen inmitten der grünen Natur mit Rasen und Pflanzen, mit Zier- und Nutzgarten.
Was ist eure Meinung dazu? Welche Erfahrungen habt ihr mit der Bodenversiegelung auf eurem Grundstück gemacht? Schreibt uns eure Meinung und hinterlasst gerne einen Kommentar.
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