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Bereits seit längerem wird in Deutschland über eine Solardachpflicht beim Neubau von Wohngebäuden diskutiert. Unter anderem war eine allgemeine Solarpflicht ab 2022 vorgesehen, um das Erreichen der Klimaziele weiter voranzutreiben. Einige Bundesländer haben die Pflicht zur Solaranlage auf Wohngebäuden bereits beschlossen und umgesetzt.
Kommt die Solarpflicht ab 2022?
Mit der Verpflichtung zur Montage von Photovoltaik auf Neubauten soll vor allem die klimaneutrale Stromerzeugung in Deutschland angekurbelt werden. Eine allgemeine Solardachpflicht für Wohngebäude konnte sich hierzulande jedoch bisher nicht durchsetzen. Mitte 2021 gab es jedoch Bemühungen seitens der Politik, ein solches Vorhaben auf Bundesebene zu etablieren.
Einige Bundesländer machen das Solardach beim Neubau bereits jetzt zur Pflicht, so etwa Baden-Württemberg, Berlin oder Hamburg. Auch einige Kommunen knüpfen den Bau eines Hauses in ihren Neubaugebieten per Bebauungsplan an die Installation einer Solaranlage auf dem Dach.
Vor allem Umweltverbände hatten in der Vergangenheit auf das Potenzial der solaren Stromerzeugung auf Dachflächen hingewiesen. Eine Pflicht zu mehr Solarstrom würde auch den politisch erklärten Klimazielen für Deutschland entgegenkommen. Bereits Ende Juni 2021 hatte der Deutsche Bundestag ein neues Klimaschutzgesetz mit strengeren Regeln beschlossen. So soll bis 2030 die Emissionen von Treibhausgasen grundlegend gesenkt und Deutschland bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden.
Solarpflicht ab 2022 – Baden-Württemberg macht Ernst
Die Landesregierung von Baden-Württemberg wollte auf eine allgemein verpflichtende Solardachpflicht für ganz Deutschland nicht warten. Hier wurde ein eigener Gesetzesentwurf beschlossen, der von Grünen, CDU und SPD getragen wird. Die Solarpflicht ab 2022 ist dabei Teil des neuen Klimaschutzgesetzes der grün-schwarzen Landesregierung.
Die Solardachpflicht beim Neubau greift in Baden-Württemberg ab 1. Mai 2022. Wer ab diesem Datum ein neues Haus baut, muss eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren lassen. Das gilt ab 1. Januar 2023 auch dann, wenn die Dachflächen von Bestandsbauten grundlegend saniert werden. Auch andere Bundesländer und Kommunen haben in der Vergangenheit die Solaranlage auf Neubauten zur Pflicht erklärt.
Eine Solarpflicht in Berlin ist bereits beschlossen und wird ab dem 1. Januar 2023 gelten. Hierbei gelten feste Vorgaben darüber, wieviel Prozent der Dachfläche zur solaren Stromerzeugung genutzt werden muss, und wie leistungsfähig die Anlage je nach Gebäudeart sein sollte. Das Hamburger Klimaschutzgesetz sieht Photovoltaikanlagen ebenfalls ab 2023 verpflichtend auf allen Neubauten vor. Bei einer umfassenden Dachsanierung soll die Pflicht zur Solaranlage ab 2025 bestehen. Eine Mindestgröße wird in Hamburg nicht vorgegeben, um Bauherren bei der Wahl der Solaranlage nicht einzuschränken.
Da sich die Regeln und gesetzlichen Anforderungen jederzeit ändern können, solltet ihr euch am besten jeweils aktuell darüber informieren, welche Regelungen in eurem Bundesland gelten. In einigen Neubaugebieten machen kommunale Vorgaben das Solardach bereits unabhängig von einer Ländervorgabe zur Pflicht. Hier wurde die Vorgabe im jeweiligen Bebauungsplan verankert, an den sich alle Bauwilligen zu halten haben. Sogar die Ausrichtung der Dachflächen oder die vorgegebene Dachneigung wurden hierbei fest vorgegeben, um eine optimale Solarnutzung der Hausdächer zu erreichen.
Bundesweite Solardachpflicht war schon einmal Thema
Bereits Mitte 2021 war seitens der damaligen Bundesregierung eine Solardachpflicht beim Neubau geplant worden, wurde dann jedoch wieder verworfen. Vorgesehen war die Pflicht als Teil des geplanten Klimaschutz-Sofortprogramms für das Jahr 2022. Die Gründe für die damalige Absage an die Solarpflicht waren seitens der Politik vielfältig. Darüber hinaus gab es harsche Kritik seitens der Verbände von Haus- und Wohnungseigentümern sowie der Wohnungsbauwirtschaft.
Diese kritisierten, dass eine solche Maßnahme das Bauen unnötig verteuern würde und sich die Baukosten für Neubauten unüberschaubar gestalten würden. Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen kritisierte den Entwurf. Bevor eine Verpflichtung zu Solarpaneelen auf Einfamilienhäusern komme, müssten zuerst einmal die Vorgaben für solare Stromerzeugung, Speicherung und Eigenstromverbrauch in Mehrfamilienhäusern verbessert werden.
Zudem könne eine gesetzliche Pflicht die bisher hohe Akzeptanz für Solaranlagen in der Bevölkerung verschlechtern. Auch aus der Politik selbst wurden Stimmen laut, die anmahnten, dass Entscheidungen in dieser Richtung nicht zum Nachteil des Wohnungsbaus ausfallen dürften und dass das Wohnen in Deutschland bezahlbar bleiben müsse.
Auch Ampel-Parteien diskutierten Solarpflicht ab 2022
Die Solardachpflicht beim Neubau war auch Thema bei den Koalitionsverhandlungen der so genannten Ampel-Parteien. Während die Partei Die Grünen für Solardächer auf allen Neubauten eingetreten sein dürfte, könnte es seitens der Bündnispartner SPD und FDP Gegenwind gegeben haben. Zumindest weist ein veröffentlichtes Sondierungspapier lediglich darauf hin, dass künftig alle geeigneten Dachflächen für die solare Energiegewinnung genutzt werden sollen.
Bei gewerblich genutzten Neubauten soll die Solarnutzung gesetzlich vorgeschrieben werden. Bei privaten Neubauten soll sie laut dem Papier zumindest zur Regel werden.
Staatliche Förderungen versus Solardachpflicht
Neben einer staatlich verordneten Solardachpflicht beim Neubau wäre künftig auch ein Ausbau der staatlichen Förderung denkbar. Diese soll Anreize zur Solaranlage auf Eigenheimen im Neubau schaffen. Bereits in der Vergangenheit legte die staatliche KfW-Bank immer wieder Förderprogramme auf, die ein klimafreundliches Bauen oder die klimaneutrale Energieerzeugung begünstigen.
Auch die staatliche Neubauförderung KfW-Effizienzhaus 40 Plus zielt bereits auf die Ausstattung von Neubauten mit mehr Solartechnik und Batteriespeichern ab. Bauherren können in diesem Zusammenhang finanzielle Zuschüsse und günstige Kredite erhalten, wenn der künftige Neubau eigenen Strom erzeugen und zum Selbstverbrauch vorhalten kann.
Der Ausbau solcher Förderungen könnte eine wirksame Alternative zu einer gesetzlichen Verpflichtung sein. Das Budget vieler Bauherren ist begrenzt, sodass in Gebieten mit Solardachpflicht mitunter die günstigste und kleinstmögliche, jedoch wenig effektive Solaranlage angeschafft wird, um die gesetzlichen Vorgaben erfüllen zu können.
Was bedeutet die Solardachpflicht für angehende Bauherren?
Angehende Bauherren müssten bei einer Solarpflicht ab 2022 mit höheren Kosten für den Neubau rechnen. Je nach vorliegenden Anforderungen könnten sie zudem weniger flexibel bei der Neubauplanung sein. Neben einer geeigneten Ausgestaltung der Dachflächen muss auch ein Platz für den Stromspeicher vorgesehen werden, wenn ein Eigenverbrauch des erzeugten Stroms angestrebt wird.
Selbst wenn eine Solarpflicht ab 2022 noch nicht für alle neuen Wohngebäude gilt, sollten sich Hausbauinteressierte schon einmal mit dem Gedanken anfreunden, dass eine solche Pflicht jederzeit beschlossen werden kann. Was haltet ihr von der Solarpflicht beim Neubau? Betrifft euch die Regelung, oder habt ihr vielleicht ohnehin vor, euren Neubau mit einer Photovoltaikanlage auszustatten? Hinterlasst uns einfach einen Kommentar!
Ich befinde mich im Prozess ein Mehrfamilienhaus zu planen. Von einer Pflicht halte ich nichts. Aber eine Vereinfachung der Regel für Mieterstrom und einfachere und attraktive Förderung sind gute Anreize. Momentan lohnt sich eine Photovoltaik hauptsächlich bei Eigenverbrauch, was bei Mehrfamilienhäusern gering ausfällt.
Weg vom Zwang hin zum Anreiz. Gibt bereits genug Bauauflagen.
Hallo Mafa,
mehr Anreize anstatt Zwänge zu schaffen ist ein guter Punkt. Wir wünschen Ihnen jedenfalls schon jetzt viel Erfolg bei der Umsetzung Ihres Mehrfamilienhauses.
Beste Grüße, Ihr BauMentor-Team.