Dachbegrünung fürs Eigenheim: Vorteile, Voraussetzungen und geeignete Pflanzen

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In Zeiten von Klimawandel und wachsender Nachfrage nach ökologisch sinnvollen Maßnahmen ist die Dachbegrünung zum Trend geworden. Private und gewerbliche Bauherren setzen zunehmend auf den Dachgarten, den begrünten Carport oder die bepflanzte Tiefgarage. Wir haben uns die Vor- und Nachteile von „grünen Dächern“ näher angesehen und erklären euch, für wen die nachhaltigen Bepflanzungen wirklich geeignet sind.

Als Bestandteil des ökologischen Bauens ist die Dachbegrünung heute kaum mehr wegzudenken. Das Prinzip ist simpel: In mehreren Schichten wird auf dem Dach eines Hauses, einer Halle oder einer Garage Substrat oder Erde aufgebracht, in der bestimmte Pflanzen gedeihen können.

Schon Friedensreich Hundertwasser liebte die Idee der bepflanzten Dächer und stattete einige seiner Entwürfe mit der Begrünung aus. Noch älter sind historische Grassoden-Häuser, die bereits vor Jahrhunderten die Vorteile von Kleinbiotopen auf dem Hausdach zu nutzen wussten.

Voraussetzungen für eine Dachbegrünung: Ist euer Haus geeignet?

Eine Dachbegrünung bringt zusätzliches Gewicht mit. Dafür muss euer Haus natürlich gerüstet sein. Je nach Begrünungskonzept muss die Dachkonstruktion geeignet sein, bis zu 100 Kilogramm pro Quadratmeter tragen zu können.

Viele Neubauten berücksichtigen Gründach-Konzepte bereits in der Planungsphase und werden entsprechend entworfen. Bei älteren Gebäuden sollte die technische Eignung auf jeden Fall geprüft werden.

Grundsätzlich unterscheiden wir zwei Arten von Dächern, die verschiedene Vorausetzungen mit sich bringen:

  • das Warmdach
  • das Kaltdach

Warmdächer sind einschalig konstruiert. Das bedeutet, sie sind nicht durchlüftet. Diese Form eignet sich gut für eine Dachbegrünung, egal ob sie wärmegedämmt sind oder nicht.

Kaltdächer bestehen dagegen aus einer zweischaligen Konstruktion: Die obere davon ist meist nicht geeignet, schweres Gewicht zu tragen. Deshalb kommt hier allenfalls eine extensive Dachbegrünung in Frage. Was das bedeutet, erfahrt ihr weiter unten in diesem Artikel.

Kaltdächer werden allerdings meist für Industriebauten oder Parkhäuser verwendet. Für diese gibt es inzwischen spezielle Begrünungsformen, die auf die Konstruktionsweise mit geringem Gewicht Rücksicht nehmen.

Extensive und intensive Dachbegrünung: Wo liegt der Unterschied?

Begrünungssysteme fürs Dach werden in zwei Kategorien unterschieden. Fachleute sprechen von extensiver und intensiver Begrünung. Die extensive Dachbegrünung, die wir eben bereits erwähnten, bringt weniger zusätzliches Gewicht aufs Dach.

Die extensive und intensive Dachbegrünung im Vergleich

Die extensive Dachbegrünung besteht aus einer dünneren Schicht von sechs bis etwa 20 Zentimetern. Etwa 40 bis 150 Kilogramm je Quadratmeter wiegt diese „leichte“ Form der Dachbegrünung. Eingepflanzt werden niedrige Pflanzen, die wenig Gewicht mitbringen und auch vom Pflegeaufwand her wenig anspruchsvoll sind.

Die intensive Dachbegrünung ist für stabilere Warmdächer geeignet. Sie ist deutlich schwerer – ab 150 Kilo aufwärts sind hier zu veranschlagen. Je nachdem, welche Pflanzen verwendet werden, können hier bis zu einem halben Zentner Gewicht anfallen, etwa bei großen Pflanzkübeln mit Bäumen oder Hecken.

In der Substratschicht gedeihen unterschiedlichste Pflanzen bis hin zu kleinen Bäumen und Büschen. Der kreativen Gartengestaltung sind in der auch „Intensivbegrünung“ genannten Form kaum Grenzen gesetzt.

MERKMALEXTENSIVE DACHBEGRÜNUNGINTENISVE DACHBEGRÜNUNG
SUBSTRATTIEFE5-15 cmmind. 15 cm
PFLANZENMoose, Kräuter, GräserSträucher, Stauden, kleine Bäume
GEWICHTleichtschwer
PFLEGEAUFWANDgeringhoch
KOSTENniedrighoch
WASSERSPEICHERUNGgeringhoch
NUTZUNGnicht begehbar, ökologischbegehbar, ästhetisch, freizeitlich

Anwendung und Entscheidung

Die Wahl zwischen extensiver und intensiver Dachbegrünung hängt von verschiedenen Faktoren ab:

1. Dachstruktur

Kann das Dach das zusätzliche Gewicht einer intensiven Begrünung tragen?

2. Budget

Wieviel seid ihr bereit, in Installation und Pflege zu investieren?

3. Nutzung

Möchtet ihr die Dachfläche nutzen, zum Beispiel als Garten oder Erholungsbereich?

4. Ökologische Ziele

Strebt ihr ökologische Vorteile wie Regenwasserrückhaltung und Verbesserung der Luftqualität an?

Die besten Pflanzen für die Dachbegrünung

Wie bereits angesprochen, richtet sich die Auswahl der Pflanzen nach der Art der Dachbegrünung. Für die extensive Dachbegrünung eignen sich Moose, niedrige Stauden oder Saatgut-Mischungen mit Kräutern und Gräsern.

Bewährt hat sich auch das Aufbringen von Sedum-Sprossen. Wenn das Dach schnell grün werden soll, können auch gleich vorgezogene Stauden eingesetzt werden.

Achtung: Bei Carports und anderen, stark unterlüfteten Dächern müssen frostfeste Bepflanzungen verwendet werden, da das Dach im Winter keinen Frostschutz bieten kann.

Für die extensive Dachbegrünung gibt es auch vorgefertigte Vegetationsmatten zu kaufen, die besonders einfach und schnell zu verlegen sind. Der Dachgarten für eine intensive Dachbegrünung bietet dagegen breiten Spielraum bei der Auswahl der Pflanzen.

Pflanzen für die intensive Dachbegrünung

  • Weißer Mauerpfeffer
  • Kaukasus-Fetthenne
  • Hauswurz
  • Sand-Thymian
  • Berg-Steinkraut
  • Alpen-Rispengras
  • Gemeine Scharfgarbe

Pflanzen für die extensive Dachbegrünung

  • Lavendel
  • Sonnenhut
  • Rispen-Hortensie
  • Japanischer Ahorn
  • Taglilie
  • Wald-Geißblatt
  • Kleines Immergrün

10 Vorteile einer Dachbegrünung

Es gibt zahlreiche Vorteile der Dachbegrünung. Sie sind der Grund dafür, dass sich der grüne Trend weltweit in den letzten Jahren in rasendem Tempo ausbreitet. Wir haben die wichtigsten Vorteile, die für die Dachbegrünung sprechen, einmal für zusammengestellt:

1. Verbesserte Wärmedämmung

Ein begrüntes Dach wirkt als natürliche Dämmung, die die Temperaturen im Inneren des Hauses stabilisiert. Im Sommer schützt das Gründach vor Überhitzung, während es im Winter Wärmeverluste reduziert.

Dies führt zu einer höheren Energieeffizienz und niedrigeren Heiz- und Kühlkosten. Durch die zusätzliche Isolationsschicht wird der Energieverbrauch gesenkt, was sowohl die Umwelt schont als auch die Betriebskosten langfristig reduziert.

2. Reduzierung von Regenwasserabflüssen

Gründächer können einen erheblichen Teil des Regenwassers absorbieren und verzögern dessen Abfluss. Dies entlastet die Kanalisation und reduziert das Risiko von Überschwemmungen.

Das gesammelte Regenwasser kann zudem zur Bewässerung des Dachs und anderer Gartenbereiche genutzt werden, was die Wasserressourcen schont. Durch die natürliche Filtration verbessert sich auch die Wasserqualität, da Schadstoffe und Sedimente zurückgehalten werden.

3. Förderung der Biodiversität

Dachbegrünungen bieten Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren, die in städtischen Umgebungen oft wenig Platz finden. Sie schaffen Nistplätze für Vögel, Lebensräume für Insekten und tragen zur Erhaltung von Pflanzenarten bei, die sonst verdrängt werden könnten.

4. Verbesserung der Luftqualität

Pflanzen auf Gründächern filtern Schadstoffe und Feinstaub aus der Luft, was zu einer besseren Luftqualität beiträgt. Sie absorbieren Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff, was besonders in dicht besiedelten Stadtgebieten vorteilhaft ist.

5. Längere Lebensdauer des Dachs

Die Vegetation und das Substrat eines Gründachs schützen die darunterliegende Dachabdichtung vor extremen Temperaturschwankungen, UV-Strahlung und mechanischen Schäden. Dies führt zu einer längeren Lebensdauer des Dachs und reduziert die Notwendigkeit für kostspielige Reparaturen oder Austausch.

6. Ästhetische Aufwertung

Ein begrüntes Dach verbessert das äußere Erscheinungsbild eines Hauses erheblich. Es fügt eine natürliche, grüne Komponente hinzu, die das Haus attraktiver und harmonischer mit der Umgebung erscheinen lässt.

Diese ästhetische Aufwertung kann auch den Immobilienwert steigern, da potenzielle Käufer oft die Schönheit und die ökologischen Vorteile einer Dachbegrünung schätzen. Ein grünes Dach kann auch als zusätzlicher Erholungsraum dienen.

7. Schallschutz

Dachbegrünungen wirken als effektive Schallschutzbarriere, die sowohl den Außenschall dämpft, der ins Haus dringt, als auch den Lärm, der vom Haus nach außen dringt. Dies ist besonders vorteilhaft in städtischen Gebieten oder in der Nähe von stark befahrenen Straßen.

Die Schicht aus Pflanzen und Substrat absorbiert und reflektiert Schallwellen, wodurch ein ruhigeres und angenehmeres Wohnumfeld geschaffen wird.

8. Kühlung der Umgebung

Gründächer tragen zur Kühlung der Umgebung bei. Sie helfen, die Auswirkungen von städtischen Wärmeinseln zu reduzieren.

Durch die Verdunstung von Wasser aus den Pflanzen und dem Substrat wird die Umgebungsluft gekühlt. Dies führt zu niedrigeren Temperaturen in der Umgebung des Hauses und verbessert das Mikroklima.

9. Psychisches Wohlbefinden

Der Anblick und die Nähe zu Grünflächen haben positive Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden. Ein begrüntes Dach bietet euch und euren Nachbarn eine grüne Oase, die Stress reduziert und das allgemeine Wohlbefinden fördert.

Pflanzen und natürliche Elemente können beruhigend wirken und eine Verbindung zur Natur herstellen, was besonders in städtischen Umgebungen wertvoll ist. Diese grüne Oase kann als Rückzugsort und Entspannungsraum dienen.

10. Steuerliche Vorteile und Förderungen

Viele Städte und Länder bieten finanzielle Anreize, Zuschüsse und steuerliche Vorteile für die Installation von Dachbegrünungen. Diese Förderungen können die initialen Kosten erheblich senken und die Entscheidung für eine Dachbegrünung wirtschaftlich attraktiver machen.

Durch die Nutzung dieser Programme könnt ihr nicht nur von den ökologischen und ästhetischen Vorteilen profitieren, sondern auch finanzielle Erleichterungen in Anspruch nehmen, die die Investition fördern.

Was sind die Nachteile des Gründachs?

Während Dachbegrünungen viele Vorteile bieten, gibt es auch einige Nachteile und Herausforderungen, die ihr berücksichtigen solltet. Einer der Hauptnachteile sind die hohen Kosten zu Beginn.

1. Hohe Anfangskosten

Die Installation einer Dachbegrünung kann teuer sein, da sie die Planung, Materialien, Arbeitskosten und möglicherweise strukturelle Verstärkungen des Dachs umfasst. Besonders intensive Begrünungen erfordern eine erhebliche Investition.

Tipp: Plant die Dachbegrünung beim Hausbau frühzeitig, denn nachträgliche Anpassungen haben hohe Kosten zur Folge.

2. Wartungsaufwand und Gewicht

Ein weiterer Nachteil ist der erhöhte Wartungsaufwand. Gründächer, insbesondere intensive Dachbegrünungen, erfordern regelmäßige Pflege und Wartung. Dazu zählen unter anderem:

  • Bewässerung
  • Düngung
  • Unkrautentfernung
  • Pflanzenschnitt

Diese laufenden Aufgaben können zeitaufwändig und kostspielig sein.

Zusätzlich bringt die Dachbegrünung ein erhebliches Gewicht mit sich, was die Dachstruktur belasten kann. Bei älteren Gebäuden oder solchen mit schwacher Konstruktion kann dies ein Problem darstellen und erfordert oft kostspielige Verstärkungen.

3. Fachwissen vorausgesetzt

Die Installation eines Gründachs ist ein komplexer Prozess, der spezielles Wissen und Fachkenntnisse erfordert. Fehler bei der Installation können zu Lecks, Wasseransammlungen und Schäden am Gebäude führen.

Auch die Nutzung der Dachfläche ist eingeschränkt. Insbesondere bei extensiven Dachbegrünungen ist die Dachfläche oft nicht begehbar und bietet keinen zusätzlichen Wohn- oder Erholungsraum.

4. Wasserbedarf

Ein weiterer Punkt ist der hohe Wasserbedarf, besonders bei intensiven Begrünungen. In trockenen Regionen oder während Dürreperioden kann dies zu einem Problem werden und erfordert ein effektives Bewässerungssystem.

Darüber hinaus können die Wurzeln der Pflanzen, wenn nicht richtig kontrolliert, die Dachabdichtung durchdringen und zu Lecks und Wasserschäden führen.

Für wen macht die Dachbegrünung Sinn?

Die begrünte Dachfläche bringt einen nicht unerheblichen Mehrwert für euch. Lohnenswert sind intensive und extensive Dachbegrünungen auf allen geeigneten Dachformen.

Vorausgesetzt, die Dachkonstruktion trägt das ökologisch wertvolle Multifunktionssystem, bringen der Dachgarten und die extensive Dachbegrünung allen einen Vorteil: dem Besitzer, der Umwelt sowie der Tier- und Pflanzenwelt – im städtischen Raum im Besonderen.

Der Trend zum Dachgarten und zur Dachbegrünung bringt viele Vorteile mit sich. Schwierig ist die Methode lediglich bei sehr schrägen Dächern und Altbauten mit ungeeigneter Dachkonstruktion. Für alle anderen ist das Konzept eine multifunktionale Lösung für zukunftsorientiertes Wohnen.

Habt ihr euch schon für eine grüne Oase entschieden, oder bereits Erfahrungen mit Pflanzanlagen auf den Dächern gemacht? Erzählt uns gerne mehr davon in unseren Kommentaren.

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