Inhalt
- Eine kurze Geschichte der Fernwärme-Installation im Haus
- Wie funktioniert der Einsatz von Fernwärme beim Eigenheim?
- Warum kann das Heizen mit Fernwärme ein Modell der Zukunft sein?
- Welchen Nutzen haben Eigenheimbesitzer von Fernwärme?
- Was sind die Vorteile der Fernwärme – und welche Nachteile gibt es?
- Womit die Wärmepumpe gegenüber der Fernwärme punktet
- Regelungen für den Anschluss an das Fernwärmenetz
- Ein Überblick über die Kosten
- Wie sieht es mit staatlichen Förderungen aus?
- Ist Fernwärme DIE Technologie der Zukunft?
Fernwärme birgt gerade in der derzeitigen Energiekrise vermehrt Chancen, auf klimafreundliche Art zu heizen und dabei den Überblick über die Kosten nicht zu verlieren. Ein Anschluss ans Fernwärmenetz bietet viele Vorteile, die ihr kennen solltet, bevor ihr euch für eine Heizungsanlage entscheidet. Welche Art Immobilie und welche Wohnlage besonders von dieser Technologie profitieren können und ob Fernwärme gut oder schlecht ist, möchten wir euch in diesem Beitrag erklären.
Eine kurze Geschichte der Fernwärme-Installation im Haus
Woher kommt Fernwärme? Auch wenn Fernwärme heutzutage in aller Munde zu sein scheint: Die Idee war bereits den Römern bekannt und wurde in der Antike praktiziert. Dazu wurde heißes Wasser mithilfe von Rohrleitungen aus Thermalquellen in die jeweiligen Bauwerke transportiert. Doch mit dem Untergang des Römischen Reiches geriet auch diese praktische Heizmethode für viele Jahrhunderte in Vergessenheit.
Vor allem die schnell wachsenden Städte Ende des 19. Jahrhunderts ließen die Technologie der Fernwärme wieder aufleben. Um die Brandgefahr in dicht besiedelten Gebieten zu verringern, wurden in den USA, später auch in Teilen Skandinaviens und der Sowjetunion, Fernwärmesysteme eingeführt.
Wie funktioniert der Einsatz von Fernwärme beim Eigenheim?
Der große Vorteil von Fernwärme besteht darin, eine Vielzahl von Gebäuden innerhalb eines Ballungsgebietes mit Wärme versorgen zu können. Wie das im Einzelnen funktioniert, erläutern wir euch in fünf Schritten:
1. Wärmeerzeugung im Heizkraftwerk
Woher kommt Fernwärme? Die Wärme wird zentral von einem Heizkraftwerk erzeugt. Ein klassisches Beispiel für ein solches Heizwerk ist eine Müllverbrennungsanlage.
Hier wird die bei der Verbrennung von Müll entstehende thermische Energie genutzt und in ein Wärmeträgermedium (Wasser) weitergeleitet. In der Regel wird in den jeweiligen Kraftwerken neben Wärme auch Strom erzeugt, was bedeutet, dass sie nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung funktionieren.
2. Verteilung der Fernwärme
Anschließend wird das erhitzte Wasser über Rohrleitungsnetze von den zentralen Versorgern über Pumpstationen an die Endverbraucher weitergeleitet.
Die Verteilung der Fernwärme erfolgt zumeist in einem Umkreis von 20 Kilometern, da sich Wärme zwar einerseits leicht transportieren lässt. Andererseits erhöht sich der Wärmeverlust ab einer gewissen Rohrlänge, sodass der Transport ineffizient wird.
3. Versorgung der Hausanschlüsse
Um für die Verbraucher nutzbar zu sein, zweigen vom Fernwärmenetz Hausanschlüsse zu den jeweiligen Häusern ab, welche mit Wärmeenergie versorgt werden sollen. Jeder Hausanschluss leitet das warme Wasser zu einer Übergabestation innerhalb des Gebäudes.
4. Einspeisung in das Heizsystem
An dieser Stelle wird die Wärmeenergie aus dem Fernwärmenetz in das Heizsystem des Hauses eingespeist. Von hier aus wird die thermische Energie wie bei jeder Zentralheizung auf die einzelnen Zimmer des Eigenheims verteilt.
Neben der Möglichkeit, die Räume zu beheizen, kann Fernwärme ebenfalls zur Warmwasserbereitung dienen. Dies hat zur Folge, dass oft teure Systeme zur Warmwasserversorgung wie mit Strom betriebene Durchlauferhitzer überflüssig werden.
5. Heizen der Wohnräume
In einem fünften Schritt geben nun die Heizkörper Wärme an die Raumluft ab. Daraufhin sinkt die Wassertemperatur im Heizsystem.
Das Wasser fließt zurück an die Übergabestation, wo es abermals thermische Energie aus dem Fernwärmenetz aufnimmt. Der Heizkreislauf innerhalb des Hauses beginnt von Neuem.
Warum kann das Heizen mit Fernwärme ein Modell der Zukunft sein?
In letzter Zeit erlebt die Fernwärme aufgrund der Energiekrise eine Renaissance, denn viele Verbraucher wünschen sich weniger Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Die Nachfrage nach lokaler und klimafreundlich erzeugter Fernwärme steigt stetig.
Trotzdem bleiben viele Ausbauvorhaben hinter den Erwartungen zurück, da neben unterbrochenen Lieferketten auch der Ukraine-Krieg zu Engpässen bei Fachkräften und Baumaterial führt. Des Weiteren lassen sich dünn besiedelte Gebiete mit vielen Einfamilienhäusern nur schwer in ein Fernwärmenetz integrieren.
Ideal für Mehrfamilienhäuser und in Ballungsgebieten
Als Zukunftsmodell eignet sich die Fernwärme-Installation im Haus vor allem in Ballungsgebieten und bei Mehrfamilienhäusern. Das liegt daran, dass der Bau von Wärmekraftwerken und die Verlegung der Netze mit hohen Investitionen verbunden sind, die sich in der Regel erst dann rechnen, wenn möglichst viele Verbraucher an ein Fernwärmenetz angeschlossen sind.
Im ländlichen Raum kommen neben Müllverbrennungsanlagen teilweise Biogasanlagen oder die Verbrennung von Holzhackschnitzeln zur Erzeugung von Fernwärme infrage. Der Fokus richtet sich daher eindeutig auf die zukünftige klimaneutrale Herstellung von Wärme mittels erneuerbarer Energien.
Zentraler Erzeuger von Wärme
Als Bauherren seid ihr also mit der Frage konfrontiert, ob ihr selbst in ein zukunftsfähiges Heizsystem (Wärmepumpe) zu investieren bereit seid oder ob ihr die Wärmeerzeugung einem zentralen und klimafreundlichen Erzeuger überlassen wollt.
Ein Blick in die Nachbarschaft und die genaue Kenntnis der Kosten beider Optionen sollten euch darüber Aufschluss geben, ob die Nutzung von Fernwärme für euch persönlich ein Zukunftsmodell ist. Schaut euch doch einfach mal etwas genauer in der Nachbarschaft um und fragt bei den künftigen Nachbarn nach, für welche Option sie sich beim Neubau entschieden haben.
Welchen Nutzen haben Eigenheimbesitzer von Fernwärme?
Für Verbraucher gilt das Heizen mit Fernwärme als eine erheblich sauberere und effizientere Methode als die Nutzung einer mit fossilen Brennstoffen betriebenen eigenen Zentralheizung. Das liegt daran, dass durch die Installation einer Fernwärmeheizung sofort nutzbare Wärme geliefert wird und keine weiteren CO₂-Emissionen durch eigene Heizmethoden anfallen.
Für die Erzeuger ergibt sich hier jedoch oft ein ganz anderes Bild: Die wenigsten Heizkraftwerke arbeiten derzeit mit erneuerbaren Energien. Die weitaus häufigsten Energieträger, die zur Wärmegewinnung genutzt werden, sind immer noch
- Kohle,
- Erdöl
- und Gas.
Für viele umweltbewusste Eigenheimbesitzer ist das ein Grund dafür, sich für eine eigene, klimafreundlichere Zentralheizung zu entscheiden. Ein weiterer Punkt, den es für Bauherren zu berücksichtigen gilt, ist der relativ hohe Wärmeverlust, der auf dem Transportweg entsteht.
Allerdings richtet sich der Fokus beim Bau moderner Kraftwerke zunehmend auf die Nutzung erneuerbarer Energien. Das hat zur Folge, dass neue Anlagen zur Erzeugung von Fernwärme nur noch selten auf Verbrennungstechnologien setzen, sondern auf die Verwendung von Wärmepumpen.
Aus diesem Grund werden immer mehr Sole-Wasser-Wärmepumpen bzw. Wasser-Wasser-Wärmepumpen in der Nähe von Flüssen gebaut. Außerdem wird mit Hochdruck daran gearbeitet, ältere Kraftwerke umzurüsten, damit sie imstande sind, bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme zu speichern oder weiterzuleiten.
Umweltbewusste Bauherren und Eigenheimbesitzer sollten in ihrer Planung daher berücksichtigen, dass sich die Fernwärmeanbieter umfassend neu ausrichten und der Einsatz moderner Wärmepumpentechnologie herkömmliche Brennstoffe zukünftig verdrängen wird.
Was sind die Vorteile der Fernwärme – und welche Nachteile gibt es?
Ob Fernwärme gut oder schlecht ist, hängt von der Lage eures Eigenheims ab. Die Vorteile der Fernwärme sind einleuchtend, denn in erster Linie ist die Nutzung von Fernwärme komfortabel und für den individuellen Verbraucher umweltschonend.
7 Vorteile der Fernwärme
Im Folgenden findet ihr sieben Vorteile, welche das Heizen mit Fernwärme im Eigenheim mit sich bringt:
1. Umweltfreundlich
Fernwärme kann aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden, was zu einer geringeren CO2-Emission im Vergleich zu herkömmlichen Heizmethoden führt.
2. Effizienz
Fernwärme wird oft in hocheffizienten Kraftwerken erzeugt, wodurch ein hoher Wirkungsgrad erreicht wird.
3. Bequemlichkeit
Keine individuellen Heizgeräte oder Lagerung von Brennstoffen im Eigenheim erforderlich.
4. Platzersparnis
Kein Bedarf an Heizgeräten im Haus, was Platz spart und eine flexiblere Raumnutzung ermöglicht.
5. Geringe Wartung
Die Verantwortung für die Wartung und Instandhaltung der Fernwärmeanlagen liegt beim Fernwärmeanbieter.
6. Langfristige Kostenstabilität
Preise für Fernwärme werden oft langfristig festgelegt, was eine stabile Kalkulationsgrundlage für die Verbraucher bietet.
7. Energieeinsparung
Fernwärme ermöglicht die effiziente Nutzung von überschüssiger Wärmeenergie, was zu einer Reduzierung des Gesamtenergieverbrauchs führt.
Die Nachteile der Nutzung von Fernwärme
Da die meisten Heizkraftwerke fossile Brennstoffe nutzen, fällt die Umweltbilanz von Fernwärme eher schlecht aus. Ein ganz anderes Bild ergibt sich, wenn die Fernwärme mithilfe von Biomasseheizkraftwerken erzeugt wird.
Auch der Transport gilt als eindeutiger Minuspunkt bei der Nutzung von Fernwärme. Dazu kommt, dass Verbraucher oft durch langfristige Verträge an ihre Erzeuger gebunden sind und ein kurzfristiger Anbieterwechsel nicht möglich ist. Die Preise liegen im Jahresmittel oft über denjenigen für Öl- und Gasheizungen.
Bei der Entscheidung für Fernwärme legt ihr euch außerdem dauerhaft auf diese Heizmethode fest. Schnelles und einfaches Umrüsten auf eine andere Technologie ist nicht machbar.
Womit die Wärmepumpe gegenüber der Fernwärme punktet
Der größte Vorteil einer Wärmepumpe gegenüber der Nutzung von Fernwärme besteht in der Unabhängigkeit vom Erzeuger der Wärme. Die Wärmepumpe ist in das Eigenheim integriert, während Fernwärme zentral von einem Heizkraftwerk geliefert wird.
In der Energieeffizienz schneidet die Wärmepumpe deutlich besser ab: Ihr Wirkungsgrad liegt bei 300 bis 500 Prozent, während dieser bei Fernwärme nur 80 bis 90 Prozent beträgt. Bei den Anschaffungskosten ist eine Wärmepumpe mit bis zu 50.000 Euro deutlich teurer als die Fernwärmetechnik mit bis zu 20.000 Euro.
Dafür belaufen sich die Betriebskosten einer Wärmepumpe auf nur 1.500 bis 2.000 Euro jährlich, während sich diese bei der Fernwärme auf 2.300 bis 2.500 Euro summieren können. Beide Technologien lassen sich sowohl mit Photovoltaik als auch Solarthermie kombinieren und gelten als verlässlich und sicher.
Regelungen für den Anschluss an das Fernwärmenetz
Für Wohngebiete und Eigenheimbesitzer mit Fernwärme kann ein sogenannter Benutzungszwang auferlegt werden. Das bedeutet für euch, dass ihr eine Fernwärmeheizung nutzen müsst, auch wenn ihr eine andere Art der Heizung bevorzugt.
Auf der anderen Seite existiert der gesetzlich geregelte Anschlusszwang. Dieser ermöglicht euch, auch dann an ein nahegelegenes Fernwärmenetz angeschlossen zu werden, wenn der Versorger dies ursprünglich nicht geplant hatte, weil beispielsweise die bestehende Leitung 100 Meter von eurem Grundstück entfernt endet. Da Fernwärme keine hausinternen Emissionen verursacht, braucht ihr euch um Abgasführung und Normen bezüglich der Schornsteine nicht zu kümmern.
Ein Überblick über die Kosten
Ein spezieller Vorteil von Fernwärme ist der Überblick über die laufenden Heizkosten. Die Erfassung eures Verbrauchs wird in Kilowattstunden (kWh) gemessen und in monatlichen Abschlagszahlungen bezahlt. Die Rechnung setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen:
1. Grundpreis
Pro Kilowatt der Heizlast eines Gebäudes ist eine Abgabe zwischen 20 und 35 Euro zu entrichten. Die Wärme ist dabei abhängig von der Höhe der Leistung. Für ein Einfamilienhaus mit 10 kWh Heizlast ist mit jährlichen Heizkosten von 200 bis 380 Euro zu rechnen.
2. Dienstleistungspreis
Je nach Arbeitsweise des Versorgers kann es vorkommen, dass die Kosten für das Ablesen der Zähler getrennt von der monatlichen Verbrauchsrechnung ausgewiesen werden. Hier ist mit Ausgaben zwischen 75 und 245 Euro jährlich zu kalkulieren. Einige Versorger haben diese Service-Kosten allerdings bereits in ihren Grundpreis eingerechnet.
3. Arbeitspreis
Dieser entspricht der tatsächlich entnommenen Wärmemenge aus dem Netz. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass bei Fernwärme die Kosten pro Kilowattstunde günstiger ausfallen, als dies beim Strompreis der Fall ist.
In den meisten Fällen könnt ihr mit einem Preis von 6 bis 12 Cent pro kWh rechnen. Ein Verbrauch von 15.000 kWh Wärmeleistung führt also zu einer Gesamtrechnung von ca. 1.200 bis 2.400 Euro, was monatlich mit 150 bis 190 Euro zu Buche schlägt.
Wie sieht es mit staatlichen Förderungen aus?
Für den Anschluss an ein Fernwärmenetz bestehen unterschiedliche Optionen staatlicher Förderung, was euch dabei hilft, die Anschlusskosten zu reduzieren. Oft unterstützen Gemeinden auf lokaler Ebene die Entscheidung für Fernwärme durch einen Bonus.
Aufgrund des sogenannten Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes wird der Ausbau des Fernwärmenetzes auch auf Bundesebene gefördert. Davon profitiert ihr zwar nicht direkt finanziell, doch verringern sich mögliche Wartezeiten für einen neuen Anschluss.
Wer plant, Fernwärme mit einer Wärmepumpe zu kombinieren, kann hingegen direkt beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle Fördermittel beantragen. Bis zu 35 Prozent der Kosten können in diesem Fall erstattet werden.
Ist Fernwärme DIE Technologie der Zukunft?
Die Frage, ob Fernwärme gut oder schlecht ist, kann nicht abschließend beantwortet werden. Um von Fernwärme profitieren zu können, solltet ihr einige wichtige Dinge beachten.
Viele Hauseigentümer können wegen der Lage ihres Eigenheims nicht an das Fernwärmenetz angeschlossen werden. Darüber hinaus entsteht durch die Fernwärme-Installation im Haus eine große Abhängigkeit vom Versorger, an den ihr durch lange Vertragslaufzeiten gebunden seid.
Wichtige Vorteile der Fernwärme sind
- die Versorgungssicherheit,
- die individuell positive CO₂-Bilanz
- und die Freiheit, sich weder um Heizanlage noch Brennstoff kümmern zu müssen.
Des Weiteren könnt ihr eure Räumlichkeiten ungehindert nutzen, da ihr keinen Heizkessel benötigt und auf Stauraum für Brennholz oder Öltanks verzichten könnt. Wichtig ist, dass ihr euch bei Nachbarn und Stadtverwaltung erkundigt, welche Möglichkeiten in eurem Wohngebiet existieren und wie ihr sie möglichst vorteilhaft nutzen könnt. Auf diese Weise kann Fernwärme eine zukunftsweisende Technologie für euch sein.
Bildquelle: © philipk76 | stock.adobe.com