Inhalt
Der Corona-Virus hat die Welt aktuell fest im Griff, nicht nur auf gesundheitlicher Ebene, sondern auch was die Wirtschaft betrifft. Doch jede Krise birgt auch Chancen, so zum Beispiel bei der Hausbaufinanzierung, deren Bauzinsen gerade mit in den Abgrund gezogen werden. In diesem Update erfahrt ihr mehr darüber.
Eigentlich fing das Jahr 2020 gar nicht so schlecht an. Der Brexit, der immer wieder so viele Schatten vorausgeworfen hatte, wurde Ende Januar fast unbemerkt vollzogen. Das wirtschaftliche Säbelrasseln zwischen den USA und China verflüchtigte sich in mehreren kleinen Schritten und die ständige Zankerei der EU-Staaten mit Russland dämmten den Handel nicht wirklich nennenswert ein. Dieses Szenario in ruhigen Bahnen sollte eher zu leicht steigenden Zinsen führen.
Doch mit dem Corona-Virus sollte alles ganz anders kommen. Der nunmehr starke und weiter zunehmende Pessimismus hinsichtlich der Entwicklung der Weltwirtschaft beschert den Bundesanleihen sinkende Renditen. Das ist gut für den Finanzminister, der dadurch Milliarden an Zinszahlungen einspart. Aber es ist auch gut für denjenigen, der eine Baufinanzierung braucht. Die Banken sollen schließlich Darlehen ausgeben und tun dies nun auch zu traumhaften Konditionen, sogar an Darlehensnehmer mit sehr wenig Eigenkapital.
Wie hat sich der Bauzins seit dem Corona-Virus entwickelt?
Der aktuelle Aktiencrash durch das Corona-Virus zerstört gerade bei Tausenden von Anlegern das mühsam aufgebaute Vertrauen in Aktien. Bundesanleihen galten schon immer als sichere Geldanlage, ganz unabhängig vom Zinsniveau. Dorthin flüchten sich nun viele Anleger, selbst bei drohendem Negativzins. Gerade ist die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen von -0,17 auf unter -0,6 Prozent gefallen, ihr Tiefststand lag schon mal bei -0,74 Prozent.
Parallel dazu rutschten auch die Bauzinsen in den Keller: Ein Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung ist nun für sage und schreibe 0,41 Prozent zu haben. Dabei ist nicht einmal auszuschließen, dass das Corona-Virus den Abgang noch weiter beschleunigen könnte. Mitte Januar 2020 lagen die Bauzinsen immerhin noch bei 0,83 Prozent.
Bemerkenswert ist dabei schon, dass die Bauzinsen bei den Banken und Versicherungen gerade noch schneller sinken als die Renditen von Bundesanleihen. Dahinter steckt wohl die folgende Strategie: Wer es im ersten Halbjahr schafft, viel Finanzierungsvolumen in seinen Büchern stehen zu haben, kann während der Urlaubszeit eine etwas höhere Marge einkalkulieren mit dem Vorzug, geringere Bauzinsen anbieten zu können. Natürlich schmälert dies die Gewinne, was in anderer Weise gegenfinanziert werden muss.
Was spricht für eine Finanzierung zum aktuellen Zeitpunkt?
Wir nähern uns bei den Bauzinsen gerade dem Allzeittief. Es ist nicht auszuschließen, dass die globalen wirtschaftlichen Auswirkungen durch das Corona-Virus dermaßen einschneidend sind, dass jener Tiefstpunkt bald noch unterschritten wird.
Doch schon jetzt sind die Bauzinsen sehr attraktiv und sollte sich das Corona-Virus in den Sommermonaten beruhigen und/oder bald eine Impfung dagegen zur Verfügung stehen, dann könnte schnell die Sirene der Entwarnung an den Börsen ertönen und die Bauzinsen in der Folge wieder anziehen.
Um wie viel Geld geht es eigentlich?
Es ist einfach zu abstrakt, immer nur über Differenzen von Zinssätzen zu sprechen. Daher soll an dieser Stelle mal ein einfaches und dennoch realistisches Beispiel Klarheit über die Beträge schaffen, um die es hier geht.
Wer Anfang Februar 2020 eine 50-prozentige Baufinanzierung brauchte, bekam bei zehnjähriger Zinsbindung ein Darlehen zu 0,45 Prozent, was wahrlich erstaunlich günstig ist. Vielleicht möchtet ihr euch die guten aktuellen Konditionen gleich 20 Jahre lang sichern. Das kostet dann ein Prozent der Kreditsumme, was an die Bank zu zahlen ist.
Nehmen wir einmal an, die Kreditsumme beträgt 300.000 Euro. Nehmen wir weiterhin an, dass ihr, was sehr wahrscheinlich ist, den optimalen Zeitpunkt des absolut tiefsten Zinsniveaus verpasst habt und nun doch über den gesamten Darlehenszeitraum 0,1 Prozent mehr bezahlen müsst.
Dies würde konkret lediglich 25 Euro pro Monat Mehrbelastung ausmachen. Das zehnjährige Baudarlehen wäre insgesamt um 2.595 Euro teurer. Habt ihr eine zwanzigjährige Zinsbindung vereinbart, würde der Aufpreis 4.537 Euro betragen. Das klingt erst mal nach viel Geld, doch bezogen auf den Kredit von 300.000 Euro wären das gerade mal 1,5 Prozent.
Wer dennoch lieber abwarten möchte bis die Bauzinsen hoffentlich noch weiter fallen, riskiert damit, dass die schöne Eigentumswohnung oder das ideale Einfamilienhaus dann nicht mehr zur Verfügung steht.
Was spricht jetzt gegen eine Baufinanzierung?
Dafür lässt sich im Moment kaum ein vernünftiges Argument finden, außer die Spekulation darauf, dass der aktuelle Negativzins bei den zehnjährigen Staatsanleihen „noch negativer“ wird. Viel ergiebiger als derartige, schon fast unrealistische Planspiele ist es, lange vor dem Immobilienkauf systematisch die Darlehensangebote der verschiedenen Banken und Versicherungen zu vergleichen.
Um bei dem Darlehen in Höhe von 300.000 Euro zu bleiben: Gemäß einem Hypotheken-Vergleich liegt die monatliche Belastung beim schlechtesten Anbieter um immerhin 190 Euro höher als beim günstigsten Anbieter. Nach zehn Jahren würde sich dieser Unterschied auf stolze 20.600 Euro aufsummieren. Bei zwanzigjähriger Zinsbindung türmt sich die Mehrausgabe sogar auf 34.375 Euro auf.
Noch ein wertvoller abschließender Hinweis
Es ist kein Märchen: Minuszinsen gibt es wirklich, das heißt, ihr könnt mit eurem Kredit Geld verdienen. Das funktioniert mit geförderten KfW-Darlehen, zumindest weist dies eine exemplarische Berechnung einer kompetenten Finanzberatung nach. Demnach bekommen jene Bauherren, die die „Förderung eines Neubaus“ (KfW-Programm 153) nutzen, dermaßen hohe Tilgungszuschüsse, dass die Gesamtfinanzierung mit einer zehnjährigen Zinsbindung netto zu einem Minuszins führt. Diesem Aspekt genauer nachzugehen, lohnt sich gewiss.
Wir sind davon überzeugt, dass jetzt ein guter Zeitpunkt gekommen ist, ein Baudarlehen zu beantragen, da das Corona-Virus, das vorübergehen wird, den Bauzinsen temporär eine Klinke nach unten verpasst hat. Trotz den finanziellen Vorteilen, die sich aktuell bieten, sollte eines in Zeiten des Corona-Virus nicht vergessen werden: Bleibt gesund und unterstützt die Personen in eurer näheren Umgebung, die Hilfe benötigen.
Bildquelle: @isaacmsmith | Unsplash.com