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Eine Baufinanzierung muss in der Regel abgesichert werden. Die mit einem Baukredit verbundenen finanziellen Verpflichtungen gehen meist über einen sehr langen Zeitraum. Der Kreditgeber benötigt von euch eine entsprechende Sicherheit, damit der Kredit auch in jedem Fall vollständig getilgt werden kann. Hierzu stehen verschiedene Versicherungen zur Verfügung.
Bei einem Kredit, der oftmals über Jahrzehnte läuft, besteht für eure Bank das Risiko, dass sich eure Zahlungsfähigkeit im Laufe der Zeit ändert. Nicht jede Lebenssituation lässt sich langfristig planen oder vorhersehen. Eine schwerwiegende und mit Arbeitsunfähigkeit einhergehende Erkrankung ist ebenso möglich wie eine Scheidung oder schlimmstenfalls der Todesfall.
Restschuldversicherung im Vergleich zur Risikolebensversicherung
Die Risikolebensversicherung und die Restschuldversicherung gelten als die beiden klassischen Optionen der Absicherung einer Baufinanzierung. Doch es gibt grundlegende Unterschiede, die wir euch kurz erläutern möchten:
Die Restschuldversicherung
Diese Versicherungsform sichert euch ab, wenn ihr während der Kreditlaufzeit die laufenden Raten eures Baukredits nicht mehr begleichen könnt. Sie schützt euch, eure Familie und gleichzeitig die Bank vor einem Tilgungsausfall.
Der Versicherer zahlt die noch fälligen Raten an die Bank bis zum Ende der Laufzeit des Darlehens. Demnach entspricht die Höhe der Versicherungssumme der verbleibenden Restschuld eures laufenden Kredits (fallende Versicherungssumme).
Je weiter eure Kreditlaufzeit voranschreitet, desto niedriger werden auch die Beiträge, die ihr zahlen müsst. Je nach gewähltem Tarif bei der Restschuldversicherung deckt sie lange Krankheitszeiten, Arbeitslosigkeit (unverschuldet) sowie Arbeitsunfähigkeit ab. Der Todesfall ist immer mitversichert.
Die Risikolebensversicherung
Bei der Risikolebensversicherung ist eine Anbindung an euren konkreten Baukredit keine Voraussetzung. Sie bezieht sich grundsätzlich und ausschließlich auf den Todesfall und dient der finanziellen Absicherung eurer Familie (Hinterbliebenenschutz). Sie versichert demnach euer Leben als Kreditnehmer.
Die Höhe der Versicherungssumme ist unabhängig von euren finanziellen Verbindlichkeiten beim Hausbau. Ihr könnt sie frei festlegen. Geeignet ist hierbei ein Betrag, der mindestens der Summe eures Darlehens für den Hausbau entspricht. Auf diese Weise ist eure Familie im Versicherungsfall schuldenfrei. Ausbezahlt wird stets in Form einer Einmalzahlung, der sogenannten Todesfallsumme.
Die Restschuldversicherung – Pro und Contra
Um zu entscheiden, ob diese Versicherungsart für euch im Zusammenhang mit einem Hausbau sinnvoll ist, kann ein Abwägen der Vor- und Nachteile hilfreich sein.
Die möglichen Vorteile (Pro)
Einer der besten Aspekte bei der Restschuldversicherung ist die Vielschichtigkeit bei den jeweiligen Absicherungen. Hier könnt ihr alle relevanten Risikofaktoren und Eventualitäten abdecken, angefangen von Zahlungsausfällen aufgrund langer Krankheitsphasen, über eine unverschuldete Arbeitslosigkeit oder eine vollständige erwiesene Berufsunfähigkeit bis hin zum Todesfall. Hinzu kommt der Verzicht auf die häufig befürchtete Gesundheitsprüfung, wie es beispielsweise bei einer ausschließlichen Versicherung zur Berufsunfähigkeit üblich ist.
Da die Restschuldversicherung an euren Kredit gebunden ist, habt ihr den Vorteil und die Möglichkeit der Mitfinanzierung, ohne die Tilgungsraten separat erbringen zu müssen. Die Versicherung ist somit Teil eures Baukredits und bildet mit ihm gemeinsam eine Gesamtsumme, aus der die Höhe der einzelnen Raten berechnet wird.
Die möglichen Nachteile (Contra)
Da die Restschuldversicherung so viele unterschiedliche Bereiche mitversichert, gilt sie als besonders kostspielig. In der Gesamtsumme gemeinsam mit eurem Baukredit kann das bis zu 15 Prozent der vollständigen Summe ausmachen. Euer Bauvorhaben wird dadurch entsprechend deutlich teurer. Darüber hinaus schützt die Versicherung ausschließlich vor dem Verlust der Immobilie. Weitere Leistungen sind damit nicht verbunden, somit auch keine Ausgleichszahlungen im Falle eines Einkommensausfalls.
Häufig sind auch die mit einer Restschuldversicherung verbundenen Tarifdetails in hohem Maße kostspielig und – nach Auskunft von Verbraucherschützern, vielfach wenig transparent. Die Beratung durch einen vertrauenswürdigen Versicherungsfachmann gilt hier vor einem Abschluss als sinnvoll.
Die Risikolebensversicherung – Pro und Contra
Auch bei dieser Versicherungsoption gibt es verschiedene Vor- und Nachteile, die ihr vor einer finalen Entscheidung prüfen solltet.
Eventuelle Versicherungsvorteile (Pro)
Im Gegensatz zur Restschuldversicherung ist die Risikolebensversicherung deutlich günstiger und für nahezu jeden Interessenten meist problemlos zu finanzieren. Je nach Lebensalter und konkreter Lebenssituation liegt der zu zahlende Betrag häufig im sehr niedrigen zweistelligen Bereich pro Monat. Darüber hinaus ist die Versicherung vollkommen unabhängig von der Baufinanzierung und damit auch ohne jeden zusätzlichen Kredit eine Option, die euch, wenn gewünscht, lebenslang begleiten kann.
Eventuelle Versicherungsnachteile (Contra)
Der zentrale Nachteil einer Risikolebensversicherung besteht in der Ausschließlichkeit des Versicherungsschutzes, der lediglich den Todesfall betrifft. Gerade wenn ein Baukredit auf Jahrzehnte angelegt ist, besteht keinerlei Schutz vor den finanziellen Folgen einer Erkrankung, Arbeitslosigkeit oder Berufsunfähigkeit.
Hier wäre gegebenenfalls eine zusätzliche Absicherung mindestens in Bezug auf eine langfristige oder dauerhafte Arbeitsunfähigkeit sinnvoll, da sonst ein Verlust des Hauses oft kaum vermieden werden kann. Ob entsprechend separate beziehungsweise ergänzende Versicherungen an dieser Stelle passend sein können, ist in jedem Fall eine Überlegung wert, um im Ernstfall nicht den Verlust der Immobile beklagen zu müssen.
Die Wahl der richtigen Versicherung
Welcher der beiden Versicherungsarten für euch geeignet ist, kommt in erster Linie auf eure Lebenssituation an. Wenn ihr eine Familie habt, die ihr absichern wollt, ist eine Risikolebensversicherung, die euer Todesfallrisiko absichert, in jedem Fall empfehlenswert. Da während der Laufzeit kein Kapital angespart wird, ist diese Versicherungsvariante besonders preiswert und erschwinglich. Je niedriger euer Lebensalter beim Abschluss der Versicherung, desto günstiger ist der monatliche Beitrag.
Falls ihr euch für eine Risikolebensversicherung entscheidet, empfiehlt sich oftmals ein zusätzlicher Berufsunfähigkeitsschutz. So ist eure Existenz gesichert, wenn ihr aus Gründen der krankheitsbedingten dauerhaften Arbeitsunfähigkeit die Kreditraten nicht mehr bedienen könnt. Selbst wenn ihr bei einer Berufsunfähigkeit eine Erwerbsunfähigkeitsrente erhalten werdet, reicht diese in der Regel nicht aus, um euren Baukredit weiterhin zu tilgen.
Wenn ihr alleinstehend seid und keine Familie habt, ist eine Risikolebensversicherung nicht sinnvoll. Es gibt in dem Fall keine Erben beziehungsweise bezugsberechtigten Personen, an die eine vorab festzulegende Versicherungssumme ausbezahlt wird.
Auch in einem höheren Lebensalter (Ruhestand, Rentenalter) ist eine Risikolebensversicherung keine gute Entscheidung. Der Versicherungsabschluss ist jeweils mit einer Gesundheitsprüfung verbunden. Hier sind vor allem altersbedingt gesundheitliche Risiken und Probleme zu erwarten und die Versicherungsbeiträge werden entsprechend hoch. Häufig wird auch gar kein Versicherungsschutz mehr ermöglicht.
Wenn ihr mehrere Risiken gleichzeitig (Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit, Todesfall) abschließen und nicht auf eine Gesundheitsprüfung angewiesen sein wollt, seid ihr mit einer Restschuldversicherung gut beraten. Sie erhöht bei der Bank wesentlich die Chance auf die Gewährung eines Baukredits.
Achtet in jedem Fall darauf, nicht „überversichert“ zu sein. Es ist nicht erforderlich, sowohl eine Restschuld- als auch eine Risikolebensversicherung abzuschließen. Falls ihr bereits einzelne Versicherungen habt, etwa eine Berufsunfähigkeitsversicherung, ist parallel eine Risikolebensversicherung, die diesen Bereich abdeckt, nicht erforderlich.
Es ist vorteilhaft, bei konkreten Angeboten einen genauen Vergleich vorzunehmen und eine Liste mit den jeweiligen Plus- und Minuspunkten für eure individuelle Lebenssituation zu erstellen. Bei Unklarheiten ist es hilfreich, zunächst einen Experten zurate zu ziehen.
Habt ihr euch bereits für eine Versicherungsart entschieden oder Erfahrungen mit einer der beiden Varianten gemacht? Wir freuen uns über ein Feedback sowie Anregungen und Meinungen in den Kommentaren.
Bildquelle: nattanan23 | pixabay.de