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Wer die eigenen vier Wände umdekorieren möchte und dafür noch kreative Ideen sucht, der sollte einmal nach Nordeuropa schauen. Dorthin, wo mit Hygge und Lagom zwei Philosophien aufeinanderprallen, deren Merkmale sogar eigene Wohnstile kreiert haben.
Skandinavische Wohntrends lassen sich in immer mehr Haushalten finden. Und doch wissen wir häufig nicht, welchen Ursprung diese eigentlich besitzen. Oder, dass sich dahinter sogar Charaktereigenschaften von Menschen befinden können.
Hygge und Lagom – was ist das eigentlich?
Wer in Skandinavien die Begriffe Hygge und Lagom anspricht, blickt in die Seele des Gesprächspartners. Wie Schwarz und Weiß, Yin und Yang oder Feuer und Wasser, so scheinen auch Hygge und Lagom einerseits gänzlich voneinander getrennt zu sein – und doch gehören sie fest zusammen. Denn beide umschreiben eine Philosophie des Lebens, zu der das Denken und das Fühlen ebenso wie die Wahrnehmung von allem gehört, was uns umgibt.
Während der Begriff Hygge aus Dänemark stammt und die kleinen Freuden des Alltags meint, widmet sich die schwedische Wortschöpfung Lagom eher der Suche nach der Mitte und dem passenden Maß des Lebens. In beiden Fällen streben die Personen somit das wahre, oft eng mit der Natur und den Mitmenschen verbundene Glück, an. Das mag zunächst ein wenig esoterisch klingen – und ist es vielleicht auch. Wer jedoch erstmals ein Haus betritt, das nach den Regeln von Hygge und Lagom eingerichtet wurde, wird sofort Unterschiede erkennen. Mehr noch: Er wird instinktiv wissen, wo er sich heimisch fühlt.
Die Eigenschaften von Hygge und Lagom
Das dänische Wort Hygge umschreibt ein wohliges und warmes Gefühl der Zufriedenheit, des Lebens im Moment, des Glückes an kleinen Details oder des Strebens nach dem Besonderen. Hygge präsentiert sich gemütlich und verspielt. Es zeigt Empathie und Hilfe, es ist eine Stütze des Lebens. Wie die sichere Hängematte, in die sich manch einer gerne fallenlassen würde – wohlwissend, dass hier nicht Gefahren lauern, sondern dass uns Sicherheit und Vertrauen auffangen werden.
Skandinavische Wohntrends haben das Konzept des Hygge über Jahrzehnte hinweg genutzt: Warme Farben, naturbelassene Stoffe, eine Gemütlichkeit ausstrahlende Einrichtung – wer hier eintritt, will bleiben.
Eine sinnvolle Übersetzung für das schwedische Wort Lagom würde darauf abzielen, mit dem Wesentlichen zufrieden zu sein. Wer dieser Philosophie folgt, verzichtet auf einen Konsum im Übermaß.
Gesucht wird vielmehr das, was uns Menschen glücklich macht: Die Verbundenheit mit der Natur und der Gesellschaft, das Ausschöpfen unserer Potenziale, das Nutzen unserer Kräfte – die Rückbesinnung auf das, was uns auszeichnet und was uns zu den Personen gemacht hat, die wir heute sind.
Die Grundeigenschaft des Lagom ist daher die bescheidene Bodenständigkeit. Das Schweigen, wenn es einmal nichts zu sagen gibt. Das Handeln im richtigen Moment. Und natürlich der Verzicht auf das Unwichtige.
Einrichtungen nach Hygge und Lagom
Skandinavische Wohntrends greifen den Begriff des Hygge bei diversen naturbelassenen Einrichtungsartikeln auf. Dabei kann es sich um Möbel aus massivem Holz handeln. Ebenso aber um Fliesen aus Granit.
Sitzgarnituren sind mit festen Leinen oder mit Leder bezogen. Eine darauf liegende Kuscheldecke ist vermutlich aus weicher Schafswolle gewebt worden.
Sämtliche Farben im Haus präsentieren sich erdnah und warm. Die Dekoration besteht aus Stein und Holz. Die Aura eines auf diese Weise eingerichteten Raumes wirkt sehr bequem und heißt jeden Gast willkommen. Der robuste Charme der Gestaltung spendet Vertrauen und Geborgenheit.
Anders sieht dagegen eine Wohnung aus, die gemäß der Lagom-Philosophie eingerichtet wurde. Hier dominieren helle Farben wie Weiß und Grau. Die Zimmer weisen große Fenster auf, die nur allzu gerne die Sonne hineinlassen. Denn Helligkeit spielt eine wichtige Rolle. Sie erlaubt es schließlich, auf künstliche Lampen zu verzichten.
Zwar kommt als Rohstoff für die Möbel auch Holz in Betracht. Ebenso wie Böden und Wände mit Fliesen aus Stein dekoriert sein können. Und doch scheint es davon nur das Nötigste zu geben. Schwere und klobige Schränke lassen sich hier kaum finden, Leichtigkeit und ein Hang zum Filigranen durchwehen dagegen den Raum.
Der Unterschied zwischen beiden Philosophien
Nicht alleine auf skandinavische Wohntrends bezogen stellt sich natürlich die Frage, wodurch sich beide Philosophien derart unterscheiden, dass sie die nordeuropäische Gesellschaft spalten. Hygge und Lagom lassen sich kaum einmal im gleichen Haushalt finden. Wer sich für das eine entscheidet, schließt das andere aus.
Dabei wirkt Hygge zunehmend wie eine Vorliebe aus längst vergangenen Zeiten. Denn naturbelassene Möbel, die Decke aus Schafswolle und ähnliche Einrichtungsartikel stellen durchaus eine Form des Luxus dar – auch wenn Hygge genau das eigentlich vermeiden möchte. Das mag der Grund sein, warum diese Philosophie in immer weniger Wohnungen genutzt wird.
Demgegenüber stellen Nachhaltigkeit und der bewusste Umgang mit der Natur die Wünsche der gegenwärtigen Gesellschaft dar. Das Fällen der Bäume, um Möbel zu gewinnen, wird hier nicht gerne gesehen.
Die Philosophie des Lagom übernimmt die Sehnsucht nach einer intakten Umwelt und einer lebenswerten Perspektive für unsere Kinder und Enkel. Genutzt wird somit, worauf nicht verzichtet werden kann.
Die gesunde Ernährung, die optimale Balance zwischen Arbeit und Freizeit, das bewusste Handeln in allen Lebenslagen – genau das zeichnet Lagom aus. Und was vorhanden ist und gebraucht wird, soll auch späteren Generationen zur Verfügung stehen. Viele eingesetzte Materialien lassen sich daher recyceln.
Welche Tipps sind für beide Stile zu beachten?
Gesundheit, Wohlbefinden und vor allem Nachhaltigkeit sind somit die Schlagworte, um die Wohnung gemäß Lagom einzurichten. Die Ausstattung präsentiert sich minimalistisch. Sie weist nicht vieles auf, aber es scheint auch nichts zu fehlen.
Ein zurückhaltender und vielleicht auch kühler Charme ist den Räumlichkeiten anzumerken. Schwere und mit Details verzierte Möbel werden bei der Einrichtung nicht verwendet. Was sich im Zimmer befindet, verfolgt stets einen tieferen Sinn und dient damit praktischen Erwägungen. Und wo einmal ein Freiraum entsteht, da darf er ruhig belassen werden.
Im Vergleich dazu wirkt Hygge deutlich sinnlicher und verspielter. Detailverliebte Möbel und der Rückgriff auf Holz als Ausgangsprodukt diverser Einrichtungsartikel gelten hier als wichtige Merkmale. Der verträumte Schein der Kerzen oder eine dezente und oftmals indirekt eingesetzte Lichtquelle erhellt den Raum.
Dekorationsgegenstände, wie Laub und Zweige, werden aus der Natur gewonnen. Und wer zu den erdigen Tönen einen Kontrast wünscht, der kann ein wenig mit der Farbe Blau spielen. Denn sie symbolisiert den Himmel und das Meer. Das ist übrigens eine Gemeinsamkeit zwischen Hygge und Lagom.
Auf welche der beiden Philosophien fällt eigentlich eure Wahl? Doch egal, wofür ihr euch entscheidet: Skandinavische Wohntrends setzen mehr denn je ein Statement, das weit über die Mode und die Wohnungseinrichtung hinausgeht.
Bildquelle: StockSnap | pixabay.de