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Seid ihr frisch verheiratet, habt ihr eine Familie gegründet oder wollt ihr einfach mehr Platz haben? Dann steht ihr vor der schwierigen Frage: Eine Wohnung mieten oder neu bauen? Für welche dieser beiden Optionen ihr euch entscheidet, hängt sicher in erster Linie vom Kostenfaktor ab. Momentan ist Bauen leider so teuer wie noch nie und die Entscheidung sollte gut durchdacht werden. Vielleicht habt ihr in diesem Zusammenhang auch schon etwas von der Immobilienblase gehört. Wir erklären euch, was es damit auf sich hat und wie sie eure Entscheidung für oder gegen einen Hausbau beeinflussen kann.
Was ist eine Immobilienblase?
Die sogenannte Immobilienblase ist vergleichbar mit der Spekulationsblase: Käufer sind bereit, deutlich überhöhte Preise für ihre Wunschimmobilie zu zahlen. Dadurch werden Immobilien nicht ihrem tatsächlichen Zustand entsprechend, sondern überbewertet.
Irgendwann aber haben die Preise einen so astronomischen Höchststand erreicht, dass kaum jemand mehr gewillt ist, diese zu zahlen und die Nachfrage abrupt abnimmt. Dann wiederum kommt es zu einem Abfall der Immobilienpreise. Man spricht vom Platzen der Immobilienblase.
Für eine Immobilienblase kommen folgende Gründe in Frage:
- die Banken senken den Leitzins
- die Sparzinsen sinken
- auch die Kreditzinsen sinken
- Spareinlagen werden unattraktiv und potentielle Käufer sind wieder gewillt, in Immobilien zu investieren
- einer großen Nachfrage steht ein vergleichsweise geringes Angebot gegenüber
Solch einer Immobilienblase versucht die Politik in der Regel gegenzusteuern. Das geschieht zum Beispiel durch vermehrte Neubauprojekte. Eine Immobilienblase, sprich deutlich überteuerte Preise und die Bereitschaft der Käufer, diese zu zahlen, hat ebenfalls einen Einfluss auf die Mietpreise. Diese steigen längst nicht so schnell wie die Kaufpreise für Häuser. Häufig stagnieren die Mietpreise sogar.
Platzt die Immobilienblase im Moment bei uns?
Platzt die Immobilienblase und kommt es zum Immobilien-Crash? Unter solch einem Immobilien-Crash versteht man nichts anderes, als dass die Preise für Immobilien auf einen Schlag deutlich fallen. Wenn die Zinsen für Kredite steigen, nehmen weniger Menschen einen Kredit für einen Hausneubau auf.
Auch wenn die Käufer nicht mehr bereit sind, die überhöhten Preise für Immobilien zu zahlen, kann es zum Immobilien-Crash kommen. Eine Steigerung der Preise ist nicht unendlich, sondern nur bis zu einer bestimmten Grenze möglich.
Platzt die Immobilienblase, kann das für Kreditnehmer drastische Folgen haben. Unter Umständen sind sie nicht mehr dazu in der Lage, ihren Kredit abzubezahlen. Das wiederum führt dazu, dass Zwangsversteigerungen deutlich zunehmen. Kommt es zu einem extremen Immobilien-Crash, wird das Angebot die Nachfrage übersteigen. Das kann zu einem Leerstand von Häusern und Wohnungen führen.
Welche Folgen hat eine platzende Immobilienblase?
Ihr als Hausbesitzer seid von der platzenden Immobilienpreise nicht betroffen, solange ihr eure Immobilie nicht verkaufen möchtet. Müsst ihr eure Immobilie – aus welchen Gründen auch immer – allerdings schnell verkaufen, werdet ihr mit Sicherheit Verluste machen.
Seid ihr hingegen Kaufinteressent, macht sich eine platzende Immobilienblase ebenfalls bemerkbar. Droht eine Blasenbildung, solltet ihr vor allem bei der Finanzierung der Immobilie Obacht geben. Insbesondere die sogenannte Anschlussfinanzierung kann sich dann schwierig gestalten. Sind sowohl Kaufpreise als auch Zinsen hoch, solltet ihr überlegen, ob ihr den Kauf nicht auf einen späteren Zeitpunkt verschieben könnt.
Vor allem die gestiegenen Zinsen sind es, welche Häuslebauer zurückschrecken lassen. In den ersten zwei Monaten des Jahres 2022 sind sie um 0,5 Prozent gestiegen. Das kann eine monatliche Mehrbelastung von bis zu 400 Euro bedeuten. Die insgesamt niedrigen Zinsen sorgen allerdings auch dafür, dass es keine wirklich lohnende Geldanlage gibt. Daher überlegen viele, ihr Eigenkapital lieber in ein Eigenheim zu stecken.
Der Wunsch nach einem Eigenheim ist so stark wie nie, was wiederum die Preise kontinuierlich in die Höhe treibt. Ein Ende dieser Immobilienblase ist laut Experten nicht in Sicht. Wartet also nicht zu lange und nutzt den Neubau als Chance. Selbst wenn die Baumaterialien so teuer wie nie und die Wartezeit auf einen Handwerker mehrere Wochen betragen kann: Mit einigen Tipps und Tricks könnt ihr durchaus Geld beim Neubau sparen.
Unbedingt solltet ihr bereits beim Vertragsabschluss einen Festpreis vereinbaren, denn so seid ihr sicher vor weiter steigenden Bau- und Baunebenkosten sowie Handwerkerkosten. Wenn ihr handwerklich geschickt seid, übernehmt so viele Leistungen wie möglich in Eigenregie. So könnt ihr definitiv mehrere tausend Euro beim Hausbau sparen.
Gleiches gilt dann, wenn ihr auf einen Keller verzichtet und euch für eine möglichst kompakte Bauweise entscheidet. Immerhin kostet jeder Quadratmeter extra zusätzlich circa 2.500 Euro. Geht also nüchtern an euren Neubau heran und fragt euch, wie viel Grundfläche ihr tatsächlich benötigt.
Der Neubau als Chance?
Ihr plant einen Neubau und fragt euch, ob jetzt der geeignete Zeitpunkt dafür ist? Dass die Kosten sowohl für Materialien als auch für Handwerker deutlich gestiegen sind, ist Fakt. Während der Coronapandemie im Jahr 2021 sind zum Beispiel die Preise für Bauholz um bis zu 80 Prozent angestiegen. Auch für Baustahl, Bitumen, Beton und Dämmstoffe müsst ihr tiefer in die Tasche greifen.
Ebenso sind die Zinsen für Baudarlehen angestiegen. Eine Entspannung ist hier definitiv nicht in Sicht und Experten sind sich darüber einig, dass diese im Jahr 2023 noch einmal erhöht werden. Dennoch kann ein Neubau als Chance gesehen werden. Plant euren Neubau also lieber noch für das Jahr 2022 ein, denn im kommenden Jahr wird es keine preisliche Entspannung geben.
Dafür könnt ihr vom momentanen Nachfragerückgang profitieren. Da sich im Moment nur wenige zum Hausneubau entscheiden, haben Handwerker wieder mehr Kapazitäten also noch vor einigen Monaten. Davon könnt ihr beim Neubau profitieren und diesen schneller fertigstellen.
Von Förderungen hingegen könnt ihr nur wenig profitieren. Sowohl die Förderung für energieeffiziente Gebäude als auch das Baukindergeld können zum aktuellen Zeitpunkt nicht beantragt werden. Erst für das Jahr 2023 ist ein neue Wohneigentumsförderung geplant.
Dennoch: Habt ihr vor, ein Eigenheim zu bauen und das dazu notwendige Eigenkapital, startet euer Projekt lieber jetzt und wartet nicht noch ein halbes Jahr. Die Kosten werden künftig wohl kaum sinken. Auch interessant: Die Nachfrage nach Baugrundstücken ist momentan recht gering, sodass ihr hier ein vergleichsweise großes Angebot bei einer kurzfristigen Preissenkung habt.
(Zwischen-) Fazit zur Immobilienblase
Selbst Immobilienexperten sind sich uneinig, ob es bei uns in Deutschland 2022 eine Immobilienblase gibt und ob diese in naher Zukunft platzt. Fakt ist, dass die Immobilienpreise in Deutschland in den vergangenen Jahren stark angestiegen sind. Vor allem in den Ballungszentren der Großstädte haben sich die Preise in den letzten fünf Jahren sogar verdoppelt. Auch sind Immobilien deutlich überbewertet.
Von einem Platzen der Immobilienblase ist aber laut Experten nicht auszugehen. Der Grund: Es befinden sich weniger Kaufobjekte auf dem Markt, als Nachfrage vorhanden ist. Zudem stockt aufgrund deutlich gestiegener Handwerks- und Materialpreise der Neubau. Daher ist mit stark sinkenden Preisen in naher Zukunft erst einmal nicht zu rechnen.
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