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Bestimmt habt ihr in eurem Umfeld auch schon einmal verklinkerte Fassaden gesehen. Es sind jene rotbraunen Ziegelsteine, die dem Haus einen nordischen Charakter verleihen. Eine solche Fassade gilt als langlebig und verfügt über dämmende Eigenschaften. Doch worauf ist beim Kauf und der Montage der Klinker zu achten?
Wenn ihr eure Fassade verklinkern möchtet, dann folgt ihr damit einer langen Tradition. Denn bereits unsere Vorfahren nutzten vor Jahrtausenden die Methode, Sand mit Lehm oder rötlichem Ton zu vermischen und daraus Steine zu brennen. Schon vor rund 6.000 Jahren soll diese Technik erstmals angewandt worden sein.
Aus heutiger Sicht ein kleines Wunder, immerhin war es damals eine echte Herausforderung, die Temperaturen im Brennofen konstant im Bereich der 1.000 Grad Celsius zu halten. Natürlich waren derart aufwendig hergestellte Steine deutlich teurer als die seinerzeit oft verwendeten simplen Ziegelsteine, die lediglich an der Luft getrocknet wurden.
Verfeinert wurde diese Bautechnik durch das antike China, wo vor etwa 3.000 Jahren die sogenannten Hohlmauerwände entstanden. Mauern, in deren Kern sich ein Hohlraum befand, der entweder leer blieb oder der mit Schutt gefüllt wurde.
Die Verbesserung des Brennens der Steine erfolgte dagegen vor rund 2.000 Jahren im Römischen Reich, wodurch die Ziegel nicht nur abermals gehärtet, sondern anschließend auch glasiert wurden. Allerdings stand die Klinkerfassade damals zumeist nur für repräsentative Gebäude zur Verfügung – selbst einflussreiche und vermögende Bürger konnten ihre Häuser damit nicht immer verzieren. Anders sieht es in der Gegenwart aus, wo die Klinker eine gerne verwendete Form der Fassadengestaltung darstellen.
Was ist typisch für die Klinkerfassade?
Eine verklinkerte Fassade besitzt einen ganz eigenen Charme. Typisch für sie ist der rot-bräunliche Farbton, der dem Gebäude einen nordeuropäischen Charakter verleiht. Vor allem in Dänemark, Schweden oder Norwegen ist diese Form der Wandverkleidung sehr beliebt, aber auch im Norden Deutschlands.
Je näher ihr euch aber an die Fassade begebt, desto mehr Farbspektren wird euer Auge erkennen. Die Zusammensetzung unterschiedlicher Werkstoffe führt dazu, dass jeder Ziegel etwas Einzigartiges und Besonderes ist. Möglich wird das durch den Brennvorgang bei hohen Temperaturen: Im Inneren des Steins wandeln sich die eisenhaltigen Bestandteile in rotfarbenes Hämatit um, wodurch die spezielle Aura entsteht.
Möchtet ihr eure Fassade verklinkern, so müsst ihr euch über die Farbgestaltung also keine Gedanken mehr machen. Selbst nach Jahren oder Jahrzehnten verblassen die Ziegel nicht. Sie setzen auch kaum Moos an, neigen nicht zur Verwitterung, sind immun gegen die UV-Strahlung der Sonne und werden ihr kräftiges Rotbraun auch unter anderen Einflüssen nicht verlieren.
Die Steine präsentieren sich dabei sehr robust, kleinere Stöße werden an ihnen somit keinen Schaden anrichten. Eine solche Fassade kann daher viele Generationen überdauern, ohne erneuert beziehungsweise saniert zu werden. Sogar der beim üblichen Außenputz alle paar Jahre anfallenden Neuanstrich ist hier nicht erforderlich.
So funktioniert das Verklinkern
Wenn ihr eine Fassade verklinkern möchtet, so stehen euch zwei Wege offen. Ihnen gleich ist, dass ihr zunächst die eigentlichen Außenwände des Hauses errichten müsst. Einerseits könnt ihr darauf nun sogenannte Luftschichtanker anbringen. Auf ihnen werden die eigentlichen Klinkerelemente montiert – sie wiederum werden oft schon in vorgefertigten Größen ab Werk geliefert.
Gleichzeitig wird mit diesem System sichergestellt, dass zwischen der Hauswand und der Klinkerfassade ein Luftspalt von sechs bis 15 Zentimetern eingeplant werden kann. Die sich darin stauende Luft hat dämmende Eigenschaften, sodass auf eine eigenständige Dämmschicht im Regelfall verzichtet wird.
Andererseits könnt ihr die Klinkerfassade auch selbsttragend errichten. Dafür baut ihr die Wand Klinker für Klinker in die Höhe. Abermals bleibt zwischen dieser Fassade und der eigentlichen Hausmauer ein en Luftspalt von mehreren Zentimetern bestehen. Wenn ihr für das Gebäude unbedingt eine zusätzliche Wärmedämmung benötigt, so könnt ihr sogenannte Dämmklinker verwenden.
Ebenso kommen Dämmstoffplatten in Betracht, auf denen die Klinker bereits montiert sind. Mit einem solchen Konzept ist es möglich, die Kosten für Heizung und Energie um rund zwei Drittel zu senken. Nicht vergessen werden darf indes, dass das Anbringen der Klinker selbst einen hohen Investitionsfaktor darstellt, der deutlich über dem Verputzen einer Wand liegt.
Wie lange hält eine solche Klinkerfassade?
Möchtet ihr eine Fassade verklinkern, so wird neben den Kosten für diesen Schritt natürlich auch die damit verbundene Lebensdauer der zu betrachten sein. Hier gilt: Je bessere Ziegel ihr auswählt, desto mehr Jahre werden diese bestehen. Es dürfte sich daher lohnen, glasierte Steine zu erwerben, die für Wind und Wasser undurchdringbar sind.
Entscheidend ist außerdem, mit welchem Material die Fugen zwischen den einzelnen Ziegeln gefüllt werden – hier kann im Abstand aller ein bis zwei Jahrzehnte ein Sanierungsbedarf vorliegen. Wird er erfüllt, dürfte eine stabile Klinkerfassade bis zu 150 Jahre überdauern.
Demgegenüber besteht die bereits erwähnte Möglichkeit, auch Dämmklinker sowie Isolierplatten mit vormontierten Klinkern zu verwenden. Zwar handelt es sich hier oftmals gleichfalls um eine hohe Qualität – zumal ein solches Verbundsystem ebenfalls von Wind und Feuchtigkeit nicht durchdrungen werden kann – anderthalb Jahrhunderte wird dieser Aufbau aber natürlich nicht überstehen.
Vielmehr solltet ihr davon ausgehen, dass die Lebensdauer einer solchen Klinkerfassade lediglich bei 60 bis 80 Jahren liegt. Gewiss ist auch das ein langer Zeitraum. Möchtet ihr aber nicht nur für euch, sondern auch für eure Kinder und Enkel bauen, dann lohnt sich die Investition in hochwertige Klinker.
Welche Nachteile besitzt die Klinkerfassade?
Vielleicht möchtet ihr nun auch eure Fassade verklinkern. Seid euch allerdings bewusst, dass die Preise für den Kauf und für die Montage der Ziegel deutlich über nahezu allen anderen Arten der Fassadengestaltung liegen werden. Dazu kommt der Umstand, dass auch nachträgliche Reparaturen vergleichsweise teuer ausfallen – egal, ob es sich dabei um das Füllen der Fugen oder um das Ausbessern einzelner Steine handelt.
Die Fassade an sich mag langlebig sein. Kommt es dennoch einmal zu einem Missgeschick, so ist damit üblicherweise eine hohe Rechnung verbunden. Eine kleine finanzielle Rücklage für solche Fälle solltet ihr daher stets im Budget einplanen.
Ein weiterer Nachteil kann sich immer dann einstellen, wenn ihr die Außenwände des Gebäudes nachträglich dämmen möchtet. Ein solcher Schritt löst einen sehr hohen Aufwand an Arbeit und Zeit aus. Immerhin ist es nicht damit getan, die dämmenden Materialien lediglich in den Luftspalt zwischen der Hausmauer und der Klinkerfassade zu geben.
Zwar gibt es diverse Verfahren, um eine solche Dämmung auch nachträglich anzubringen. Doch diese sind relativ teuer und können nicht immer optimale Ergebnisse auslösen. Eine Beratung wird eure offenen Fragen zwar beantworten. Idealerweise solltet ihr aber bereits bei der Planung der Immobilie gut überlegen, ob ihr eine zusätzliche Dämmschicht anbringen wollt.
Welche Vorteile bringt die Klinkerfassade?
Planung und Kosten lassen sich im Vorfeld natürlich festlegen. Möchtet ihr eine Fassade verklinkern, so entscheidet ihr euch in jedem Falle für eine langlebige und äußerst robuste Art der Fassadengestaltung, die von Wind und Feuchtigkeit kaum durchdrungen werden kann. Mehr noch, die im Nachhinein anfallenden Arbeiten reduzieren sich auf ein Mindestmaß. Lediglich das Auffüllen der Fugen sollte im Abstand aller ein bis zwei Jahrzehnte erledigt werden.
Weitere Pflichten gibt es bei der Klinkerfassade nicht. Zumal die Ziegel – zumindest im glasierten Zustand – auch witterungsbeständig sind und Einflüsse wie Moos oder Grünspan hier keinerlei Beschädigungen auslösen.
Die rotbraune Färbung der Steine ist zudem ein echter Hingucker. Wollt ihr daran aber einmal etwas ändern, so könnt ihr die Klinkerfassade jederzeit überstreichen. Die Ziegel selbst bringen sogar dämmende Eigenschaften mit. Einerseits senkt ihr damit die laufenden Kosten für Heizung und Strom um rund 60 Prozent. Andererseits kann auf diese Weise der Lärm der Straße nicht ins Haus dringen. Wurden daneben noch gut dämmende Fenster verbaut, entsteht in den Räumen eine herrliche Stille.
Doch wie entscheidet ihr euch nun? Möchtet ihr eure Fassade verklinkern oder werdet ihr sie verputzen? Wählt ihr im erstgenannten Falle eine selbsttragende oder eine mit Luftschichtankern montierte Klinkerfassade?
Bildquelle: KRiemer | pixabay.com