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Auf diversen Ebenen des beruflichen und privaten Lebens etabliert sich der technische Fortschritt. Auch beim Heizen könnte sich dieser künftig in immer mehr Haushalten einstellen: Die digitale Heizung soll beim Einsparen von Brennstoffen und bei der Verschwendung von Energie helfen. Doch hält sie auch, was sie verspricht?
Eine Heizung gilt als durchaus komplexes Gerät. Neben den Heizkörpern in den Räumlichkeiten und dem meist im Keller installierten Wärmekessel braucht es unzählige Rohrleitungen, die sich durch das ganze Gebäude bewegen. Die schlechte Nachricht vorneweg: Der technische Fortschritt wird daran in Gegenwart und Zukunft vermutlich relativ wenig ändern können.
Dennoch besteht Hoffnung auf Besserung. Ließ sich die Heizung bislang nur manuell regulieren und auf das gewünschte Niveau der Wärmeabgabe einstellen, so können die modernen Möglichkeiten der Digitalisierung durchaus das Vorgehen vereinfachen. Benötigt wird neben dem Heizsystem an sich lediglich ein elektronisches Thermostat.
Die digitale Heizung – was ist das eigentlich?
Die digitale Heizung ist grundsätzlich mit dem Internet verbunden, damit sie auch tatsächlich funktioniert. Als Schnittstelle zwischen dem Heizkörper und der virtuellen Datenautobahn wird ein elektronisches Thermostat installiert. Eine Tätigkeit, die übrigens auch Laien mit wenigen Handgriffen mühelos absolvieren können.
Dafür entfernen sie an jedem Heizkörper das vorhandene Thermostat und ersetzen es durch ein elektronisches Thermostat. In dieses wird nach dem Anbringen eine Batterie eingelegt und schon kann über ein vorhandenes Display etwa die Wärmeabgabe der Heizung eingesehen werden.
Mehr noch: Durch die Verbindung zum Internet lässt sich das gesamte Wärmesystem nun auch über eine App auf dem Smartphone und Tablet steuern.
Mit welchem finanziellen Aufwand ist die digitale Heizung verbunden?
Wer seine Heizung in das moderne Zeitalter der Digitalisierung führen möchte, kann sein Vorhaben ganz leicht in die Tat umsetzen. Das Entfernen der alten und das Anbringen der neuen Thermostate ist innerhalb weniger Minuten erledigt. Die Kosten für einen Monteur lassen sich daher durchaus sparen.
Demgegenüber bleibt meist nur die Investition in ein elektronisches Thermostat an sich. Ein solches muss an jedem Heizkörper angebracht werden, der künftig per App beeinflusst werden können soll. Heißt: Gerade in einem größeren Wohnhaus kann schon einmal eine stattliche Zahl an Thermostaten erforderlich sein.
Der Fachhandel bietet unterschiedliche Güteklassen bei den Thermostaten an. Die unteren Preisregionen bewegen sich dabei im Bereich der 20 bis 30 Euro. Bessere Geräte lassen sich meist zwischen 60 und 100 Euro erwerben. Sind in einem normalen Einfamilienhaus etwa zehn bis 15 Heizkörper installiert und soll jeder davon ein elektronisches Thermostat erhalten, so kann sich der finanzielle Aufwand also durchaus zu einer stolzen Summe entwickeln.
Daneben müssen der meist über eine Batterie geregelte Strombedarf sowie die Kosten für die Internetverbindung und gegebenenfalls für eine App beachtet werden. Hier mögen nur geringe Beträge zusammenkommen, aber auch sie beeinflussen die laufenden Kosten.
Die Ziele der digitalen Heizung
Doch welchem Zweck dient dieser Aufwand eigentlich? Grundsätzlich gilt, dass mit dem Wechsel der Thermostate der Energieverbrauch reguliert und individuell angepasst werden soll. Denn noch immer ist in vielen Haushalten ein verschwenderischer Umgang mit den Brennstoffen zu erkennen.
Räume werden beheizt, obwohl sich darin keine Menschen befinden. Trotz stundenlanger Abwesenheit laufen die Heizkörper auf Hochtouren. Die dabei freigesetzte Wärme bleibt indes ungenutzt.
Der auf diese Weise entstehende Schaden macht sich nicht alleine bei den bereits erwähnten laufenden Kosten bemerkbar. Auch die Umwelt wird in Mitleidenschaft gezogen, wenn etwa fossile und nur in begrenzter Menge vorhandene Rohstoffe verbrannt werden.
Ein elektronisches Thermostat soll diese Missstände beheben. Die Heizung lässt sich aus der Nähe ebenso wie aus der Ferne regulieren. Die Räume werden künftig so beheizt, wie das erforderlich ist.
Die Verbraucher können dabei etwa individuelle Anpassungen vornehmen oder sich über die App eine Empfehlung anzeigen lassen. Denn die Software sammelt Daten und kann über einen integrierten Algorithmus ein besseres Heizverhalten ermitteln. Die bisher benötigten Brennstoffe sollen sich damit um 15 bis 30 Prozent senken lassen. Neben der Haushaltskasse wäre es also die Umwelt, die von einem Wechsel der Thermostate profitieren dürfte.
Wie funktioniert die digitale Heizung über die App?
Doch nicht alleine ein elektronisches Thermostat wird benötigt, um die digitale Heizung zu regulieren. Immer mehr Softwarehersteller, aber auch die Produzenten der Thermostate, bieten den Download einer erforderlichen App an.
Das Programm an sich ist in der Regel kostenfrei verfügbar und kann je nach Betriebssystem in unterschiedlichen Versionen auf dem Handy, dem Smartphone oder sogar einem stationären Computer installiert werden. Entscheidend dabei ist, dass das Gerät über eine Internetverbindung verfügt, um etwa aus dem Büro oder dem Auto heraus den Grat der Wärmeabgabe des Heizkörpers zu beeinflussen. Einige der Apps sind zudem mit laufenden Kosten verbunden.
Zwischen dem Handy und dem Heizkörper entwickelt sich dabei eine Interaktion. So ist es nicht alleine der Verbraucher, der die Wärme reguliert. Vielmehr sendet das Heizsystem auch regelmäßige Daten an die App, die dort gespeichert werden.
Auf diese Weise kann das Programm das Verhalten der Bewohner analysieren. Wer etwa jeden Tag zu festen Uhrzeiten das Haus verlässt und es abends zu gleichen Zeiten betritt, der füttert den Algorithmus der App mit diesen Daten und darf sich bald auf ein selbstständiges Heizen freuen. Die App kann alle gesammelten Informationen aber auch an Dritte weiterreichen. Gibt es Störungen im Heizsystem, wird der Monteur benachrichtigt.
Welche Nachteile besitzt eine digitale Heizung?
Allerdings dürfte die letztgenannte Funktionsweise nicht jedermanns Geschmack treffen. Denn das Sammeln und Versenden der zumeist doch sensiblen persönlichen Daten sorgt dafür, dass diese kaum vor dem unbefugten Zugriff Dritter geschützt werden können.
Bislang erfolgt der Austausch aller Informationen, die die App generiert und verschickt, über eine sogenannte Cloud. Wie sicher deren Server aufgebaut ist, wissen die Verbraucher indes nicht. Zudem wäre daran zu denken, dass nicht alleine die Daten in die falschen Hände geraten. Dritte könnten auf diese Weise auch einen Zugriff auf das Heizsystem der Bewohner erlangen.
Darüber hinaus ist von Energieeinsparungen zwischen 15 und 30 Prozent die Rede, die eine digitale Heizung als vermeintlichen Vorteil auslösen soll. Die persönlichen Erfahrungen vieler Anwender können diese Zahlen bislang aber nicht bestätigen. So ist bestenfalls von einer Reduzierung der Brennstoffmenge um etwa fünf Prozent auszugehen und das auch nur in energetisch kaum sanierten Gebäuden.
Wer dagegen bereits über eine Wärmeisolierung der Wände, über moderne Fenster und eine effektive Dachverkleidung verfügt, beklagt ohnehin nur geringe Wärmeverluste. Das Heizsystem arbeitet hier also schon sehr effizient und lässt sich über ein elektronisches Thermostat kaum zusätzlich perfektionieren. Die einmaligen und die laufenden Kosten werden sich daher nur über einen langen Zeitraum rentieren.
Die Vorteile der digitalen Heizung
Ist ein elektronisches Thermostat also lediglich eine moderne Spielerei? Die Antwort auf diese Frage muss entschieden verneint werden. Zunächst einmal gilt, dass jede Form der Einsparung von fossilen und von erneuerbaren Brennstoffen einen Beitrag zur Schonung der Umwelt leistet.
Mag dieser auch vergleichsweise klein ausfallen, so kann sich sein Wert spürbar erhöhen, setzen in Zukunft immer mehr Haushalte auf eine digitale Heizung. Zudem dürfen sich die Verbraucher zumindest nach einer Zeit von etwa fünf bis zehn Jahren darauf freuen, dass sich das moderne Heizsystem auch finanziell lohnt und die Haushaltskasse entlastet wird.
Der größte Vorteil der digitalen Heizung liegt aber in ihrer Möglichkeit, individuell angepasst zu werden. So wird die Wärme je nach Bedarf genutzt – und nicht vergeudet. Auch das Anlegen eines Benutzerprofils über die App erlaubt mehr Freiheiten beim Heizen.
Zudem können alle Störungen, die dem Programm auffallen, sofort einem Monteur übermittelt werden. Greift dieser früh genug ein, lassen sich oft langwierige Mängel im Heizsystem vermeiden. Sicherlich ist ein elektronisches Thermostat trotz dieser Vorzüge gegenwärtig noch kein Muss, langfristig wird die digitale Heizung jedoch eine große Rolle in Verbindung mit der Digitalisierung spielen.
Bildquelle: Nordwood Themes | Unsplash