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Früher war es die bewährte Senkgrube, heute sorgt die Kleinkläranlage für die Abwasserentsorgung. Anlagen mit modernen technischen und biologischen Reinigungsverfahren ermöglichen die hochwertige Klärung von Haushaltsabwässern. Wir verraten Ihnen in diesem Beitrag alle Hintergrundinformationen dazu.
Kleinkläranlagen reinigen häusliches Abwasser bis zu einer täglichen Menge von acht Kubikmetern. Diese Maximalmenge reicht für die Entsorgung aus, wenn 50 Menschen pro Person täglich 150 Liter Schmutzwasser verursachen. Darunter fällt das gesamte in einem Haushalt anfallende Abwasser aus Bad, Toilette, Küche und Waschhaus.
Dieses häusliche Abwasser muss zur Gänze in die Kleinkläranlage eingeleitet werden. Nicht in die Kläranlage dürfen Dränwasser (versickerndes Oberflächenwasser), Niederschlagswasser, Wasser aus Schwimmbecken und der Tierhaltung sowie feste oder flüssige Abfälle.
So funktioniert eine Kleinkläranlage
Im Gegensatz zu abflusslosen Sammelgruben, die das Abwasser nur sammeln, wird es in der Kleinkläranlage auch mechanisch und biologisch gereinigt. Der mechanische Teil der Anlage besteht aus mehreren Kammern. Hier werden mechanisch alle groben und gelösten Feststoffe abgelagert und in einem nächsten Schritt entfernt.
Vor der Ausleitung des auf diese Weise geklärten Abwassers passieren diese zudem eine biologische Reinigungsstufe. Dabei werden alle noch im Abwasser befindlichen gelösten Stoffe – und hier vor allem Nitrate – unter Mithilfe von Mikroorganismen abgebaut. Durch die Zersetzung entsteht aus organischen Stoffen Kohlensäure, die an die Luft abgegeben wird.
Weitere Abfallstoffe sind Mineralien, die sich am Boden der biologischen Stufe als ungefährlicher Mineralienschlamm absetzen. Dieser muss in regelmäßigen Abständen durch die Gemeinde oder ein von der Gemeinde bestimmtes Unternehmen abgepumpt und sachgerecht entsorgt werden. Wie die biologische Klärung im Detail funktioniert, hängt von der Art der Verfahrensweise und von der technischen Umsetzung ab.
Das zweifach geklärte und vollständig gereinigte Abwasser kann anschließend in einen Flusslauf oder einen Graben eingeleitet werden. Falls das in der Nähe des Grundstücks nicht möglich ist, kann die Behörde das Versickern des gereinigten Abwassers auf dem Grundstück vorschreiben. Die Entsorgung über das Grundwasser ist eher die Ausnahme als die Regel. Meist erfolgt diese über ein oberirdisches Gewässer.
Wann ist die Kleinkläranlage eine sinnvolle Option?
Die Kleinkläranlage kommt in Einzelhäusern, kleineren Siedlungen, in Schutzhütten oder Gastwirtschaften zum Einsatz. Sie alle haben etwas gemeinsam: Es gibt keinen Anschluss an das öffentliche Kanalnetz, da dieser technisch nicht umsetzbar, oder einfach zu teuer ist.
Meist ist die Entfernung des Grundstücks zum nächsten Kanal zu groß. Daher bleibt in diesem Fall nur die Errichtung einer Kleinkläranlage als Alternative.
Wo wird die Kleinkläranlage installiert?
Bevor es an die technische Umsetzung der hauseigenen Kläranlage geht, sollten Sie sich gründlich die Wahl des Standorts überlegen. Am besten plant man die Anlage so, dass sich die Rohrleitungen ohne viele Bögen vom Haus aus verlegen lassen.
Zudem muss man darauf achten, dass die Abwasserleitungen und die Anlage selbst nicht mit Strom- und Telefonkabeln, Gaszuleitungen oder ähnlicher Infrastruktur in Berührung kommen. In die Nähe der Kleinkläranlage sollte man beim Abpumpen des Schlamms mit einem Fahrzeug heranfahren können. Dieser Abstand muss weniger als 20 Meter betragen.
Da eine Kläranlage nie völlig geruchsfrei ist und es gerade in den heißen Sommermonaten zu Geruchsbelästigungen kommen kann, sollte man sie nicht neben der Terrasse errichten.
Die verschiedenen Arten von Kleinkläranlagen
Eine Kleinkläranlage setzt sich aus einem mechanischen und einem biologischen Teil zusammen. Die nichtlöslichen Abwasserbestandteile werden im mechanischen Teil (der Mehrkammergrube) getrennt. Die biologische Nachbehandlung erfolgt mit Hilfe von Mikroorganismen.
Bei der biologischen Reinigungsstufe erledigen so wie in Flüssen oder im Boden natürlich vorhandene Bakterien die Weiterverarbeitung und Reinigung des Abwassers. Um diese Bakterien möglichst aktiv zu halten, gibt es in der Klärtechnik mehrere Verfahren.
Beim Belebtschlammverfahren wird in der Kläranlage das Wasser auf verschiedene Arten mit Luftblasen durchströmt. Dadurch können die Bakterien sozusagen besser „atmen“ und so die Abwässer besser verdauen bzw. reinigen. Bei diesem Klärverfahren schwimmen die nützlichen Bakterien frei in der Reaktionskammer.
Bei Kleinkläranlagen, die mit Biofilmverfahren arbeiten, werden die Bakterien auf bestimmten Flächen – etwa auf schwimmenden Plastikgittern – gezüchtet. Auf diesen Oberflächen fühlen sich die Bakterien wohl und können sich gut vermehren. Dazu trägt auch von unten eingetragene Luft bei.
Eine dritte Kategorie von Hauskläranlagen umfasst die Kleinklärtechnik, die als natürliches Systeme ohne technische Bauteile funktioniert. Die bekannteste Variante ist die Pflanzenkläranlage, bei der das Abwasser durch dafür geeignete Pflanzen geklärt und gereinigt wird.
Mit welchen Kosten Sie rechnen müssen
Kleine Standard-Kläranlagen gibt es schon für wenige Tausend Euro. Etwa ab 3.500 Euro kann man eine Anlage erwerben, die für einen Haushalt von zwei bis vier Personen ausreicht. Nach oben hin ist die Preisspanne offen und hängt ganz von der eingesetzten Technik und der Anzahl der zu versorgenden Hausbewohner ab. Für die Anschaffung gibt es eine staatliche Förderung, die sich je nach Bundesland auf die Anzahl der im Wohngebäude lebenden Personen bezieht.
Neben den reinen Errichtungskosten muss man auch an die anfallenden Betriebskosten denken. Dazu zählen die Stromkosten für die Pumpen, für die Steuerung und für den Kompressor der Kleinkläranlage sowie die Kosten für die technische Wartung. Weitere Kosten verursachen die notwendigen und von der Behörde vorgeschriebenen Kontrollen der Anlage sowie die Entsorgung des anfallenden Klärschlamms. Bei einem Gebäude mit vier Bewohnern macht das pro Jahr 300 bis 500 Euro aus.
Wer eine Kleinkläranlage plant, muss neben den Kaufpreis auch an die Kosten für Planung, Aushubarbeiten, für den Transport, die Montage der Anlage und für Verwaltungsgebühren denken. Noch mehr Kosten fallen an, wenn extra Zufahrtswege gebaut werden müssen.
Trotz der nicht unerheblichen Anschaffungskosten und laufenden Betriebskosten rechnet sich die Investition meist auf lange Sicht. Das ist vor allem dann der Fall, wenn man staatliche Förderungen für sich nutzt. Experten empfehlen wartungsarme Kleinkläranlagen mit möglichst wenigen Verschleißteilen, was den Zeitraum bis zur Amortisation der Anlage deutlich verkürzt.
Welche Vorteile bietet die Kleinkläranlage?
Der größte Vorteil der Kleinkläranlage ist, dass sie Immobilienbesitzer unabhängig vom Kanalnetz macht. Ist kein Zugang vorhanden, kann das Graben und Verlegen der Kanalrohre sehr teuer werden.
Eine Kläranlage löst das Problem kosteneffektiv. Sie beseitigt die Abwässer zuverlässig und verhindert die Kontamination von Oberflächen- und Grundwasser. Zudem rentiert sich die Anlage früher oder später, da man die Gebühren an die Gemeinde für die Behandlung des Abwassers und für die Instandhaltung des Kanalnetzes spart.
Eine Kleinkläranlage hat auch Nachteile
Der Betrieb einer kleinen Kläranlage muss von der Wasserbehörde genehmigt werden. Man muss also mit einigen Auflagen rechnen, wenn man seine eigene Kläranlage betreiben will.
Wer eine derartige Anlage besitzt, muss außerdem Zeit investieren, sich um den ordnungsgemäßen Betrieb kümmern, um die regelmäßige Wartung und um den sicheren Abtransport des Schlamms aus den Mehrkammergruben. Eine regelmäßige Wartung und Kontrolle sind vorgeschrieben.
Eine Kleinkläranlage erfordert aber nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch eine relativ hohe Anfangsinvestition. Wer für die Klärung seiner Abwässer selbst die Verantwortung übernimmt, muss in diese Aufgabe Zeit und Geld investieren.
Haben Sie bereits über die Installation einer Kleinkläranlage nachgedacht oder besondere Erfahrung damit gesammelt? Dann verraten Sie uns gerne mehr dazu in den Kommentaren.
Bildquelle: TanteTati | Pixabay