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Nachhaltiger Wohnungsbau realisiert sich in mehr Kriterien als in der Verringerung des CO2-Ausstoßes. Gerade deshalb bescheinigt Hermann Horster von der BNP Paribas Real Estate dem deutschen DGNB-Label eine größere zukünftige Rolle in nationaler und internationaler Hinsicht.
Im Juni 2007 wurde die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart gegründet. Der gemeinnützige Verein hatte sich damals hohe Ziele gesetzt: Nichts Geringeres wollten die Mitglieder erreichen, als ein nachhaltiges Bauen zu fördern.
Es ist deshalb an der Zeit zurückzublicken. Wo steht der Verein mit seinem DGNB-Zertifikat heute?
Die bisherigen Ziele wurden erreicht
Nicht nur die Zahl der Vereinsmitglieder ist seit der Gründung gewachsen. Vielmehr konnte ein Bewertungssystem für nachhaltige Gebäude etabliert werden, das als deutlich konsequenter angesehen werden kann als bis dato bestehende Zertifikate.
Im Vergleich zum US-Label LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) beziehen die Stuttgarter über ökologische Charakteristiken auch ökonomische und soziokulturelle Qualitäten mit ein. Diese ganzheitliche Sichtweise weiß auch Hermann Horster von der BNP Paribas Real Estate zu schätzen, der dem DGNB-Zertifikat eine stärkere zukünftige Rolle im In- und Ausland bescheinigt (komplettes Interview im DGNB-Blog lesen).
Vier unterschiedliche Siegel werden vergeben. Sie reichen von Bronze über Silber und Gold bis Platin. Um sich mit einer Siegel-Kategorie schmücken zu dürfen, sind bestimmte Mindestpunktzahlen zu erreichen. Ab 35 Prozent Übereinstimmung mit den Standards der DGNB gibt es das Siegel in Bronze, ab 80 Prozent das Platin-Label.
Die DGNB: Der Marktführer in Deutschland
Eine Verknappung der Ressourcen, hohe Kosten für den Betrieb und ständig wachsende Energiepreise stellen nur einige der Herausforderungen dar, vor denen Bauherren und Eigentümer von Gebäuden heute stehen. Nachhaltigkeit ist der neue Fokus, der sich in der Bau- und Wohnungsbranche deshalb etabliert hat.
Die DNGB ist heute schon der deutsche Marktführer bei der Zertifizierung von Neubauten im Gewerbebereich. Über 80 Prozent aller Projekte werden mit der DGNB realisiert. Das mag auch daran liegen, dass das Zertifikat mit staatlicher Segnung entwickelt wurde.
Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) hat sich in den ersten Phasen an der Grundlegung der Standards beteiligt. Das schafft Vertrauen und zeugt von einer hohen Qualität der Standards.
Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen auf Expansionskurs
Während die DGNB bisher als reines deutsches Produkt gesehen wurde, bescheinigt Horster dem Bewertungssystem einen Expansionskurs auf internationaler Ebene. Grund für das Schattendasein sei in der Vergangenheit eine schwache Marketing-Strategie gewesen.
Mittlerweile wurden aber Gebäude in über 20 Ländern der Welt – unter anderem in China und den USA – zertifiziert. Dabei zeigt sich immer mehr, dass das Label ein umfassendes Verständnis von Nachhaltigkeit besitzt und sich von der Konkurrenz absetzen kann.
Unter anderem der Punkt der Lebensqualität im Gebäude wird von anderen Bewertungssystemen gerade erst entdeckt. Die DGNB hat demgegenüber schon seit über zehn Jahren Qualitätsstandards wie gute Raumluft integriert. Auch im Aspekt Lifecycle besteht bei den Labels LEED und BREEAM Nachholbedarf. Denn diese rechnen nicht den CO2-Verbrauch ein, der bei der Produktion der Baustoffe entsteht.
Das DGNB-Zertifikat setzt sich immer mehr durch
Zwar besteht keine rechtliche Verpflichtung für Bauherren und Eigentümer, die Nachhaltigkeit eines Gebäudes durch ein Zertifikat zu belegen. Interessanterweise hat sich nach Horster das Investmentvolumen der nachhaltigen Gebäude aber erhöht, während das Gesamtinvestment im selben Zeitraum gesunken ist.
Der Anstieg geht vor allem auf Großbauprojekte in den Big-6-Standorten zurück. Investoren scheint an einer Wertstabilität gelegen zu sein. Denn das Zertifikat führt nicht zuletzt dazu, dass alle Kosten für den Betrieb exakt erfasst werden. So ist die DGNB mittlerweile auch im Baumarkt für Fertighäuser angekommen.
Weitere Informationen zur Zertifizierung Ihres Fertighauses finden Sie in unserem Beitrag DGNB-Zertifizierung für Fertighäuser.
Bildquelle: Davide Cantelli