In den vergangen Jahren haben sich ETFs vom Geheimtipp zum Anlegerliebling gemausert. Sie versprechen ein hohes Maß an Transparenz und geringe Kosten sowie relativ hohe Renditen bei überschaubarem Risiko, was sie auch für angehende Immobilienbesitzer interessant macht. Aber wie funktioniert ein ETF als Eigenkapital – und wie empfehlenswert ist diese Form des Vermögensaufbaus wirklich?
Für die Finanzierung eures Traumhauses könnt ihr zwar auch eine Vollfinanzierung nutzen – deutlich empfehlenswerter ist allerdings ein erheblich günstigeres Darlehen in Kombination mit angespartem Eigenkapital. Und genau hier liegt das Problem: In Zeiten niedriger Zinsen werfen sichere Anlageformen kaum oder gar keine Rendite ab, was das Ansparen von Eigenkapital deutlich erschwert.
Die Alternative stellen vor allem unsichere, aber renditeträchtige Anlageformen wie Geldanlagen in Aktien, Fonds und Anleihen dar. Einen interessanten Mittelweg bieten ETFs als Eigenkapital – sofern ihr wisst, was es damit genau auf sich hat und auf welche Fallstricke ihr achten solltet.
Der ETF als Eigenkapital – was ist das eigentlich?
ETFs bezeichnet börsengehandelte Fonds (exchange-traded funds), also Investmentfonds, die über eine Börse ge- und verkauft werden können. Dabei werdet ihr nicht selbst an der Börse aktiv – das übernimmt der ETF-Emittent. Zum Handel mit ETFs benötigt ihr lediglich ein kostengünstiges Depot.
In den meisten Fällen handelt es sich bei ETFs um passiv verwaltete Indexfonds. Das bedeutet zum einen, dass ein solcher Fonds bekannte Indizes, wie zum Beispiel den deutschen Leitindex Dax oder den Weltaktienindex MSCI World nachbildet. Dabei unterscheidet man grundsätzlich in physische ETFs und synthetische ETFs.
Physische ETFs kaufen Wertpapiere entsprechend ihrer Gewichtung im zugrunde liegenden Index – sie versuchen, den Index so genau wie möglich nachzubilden, um eine möglichst ähnliche Wertentwicklung zu erzielen. So investiert ein physischer DAX-ETF in Aktien der 30 DAX-Unternehmen, jeweils entsprechend ihrer Gewichtung im Index.
Synthetische ETFs kaufen die Wertpapiere gemäß eines Index nicht, sie setzen auf Swaps und Sicherheiten, was allerdings zu weniger Transparenz und ggf. höheren Kosten führt.
Zum anderen bedeuten passiv verwaltete Indexfonds, dass es keinen Fondsmanager gibt, der den Fonds steuert. Weil das aktive Management damit entfällt, punkten ETFs mit vergleichsweise geringen Fondsgebühren.
Die Grundidee von ETFs ist einfach zusammengefasst: Zahlreichen Studien zufolge ist es kaum möglich, bei Geldanlagen in Aktien, Anleihen & Co. über einen längeren Zeitraum besser als der Markt zu performen. Anders ausgedrückt: Die höchsten und sichersten Renditen erzielen diejenigen, die ihre Anlagen so breit wie der Markt streuen.
Der Markt kann dabei die globale Wirtschaft sein, die europäische Wirtschaft, die deutsche Wirtschaft, aber auch nur eine bestimmte Region oder Branche. Grundsätzlich gilt dabei: Je breiter die Streuung und je größer der Markt, desto geringer das Verlustrisiko, desto stabiler die Rendite und desto einfacher lässt sich ein ETF handeln.
ETFs sind für viele verschiedene Anlageklassen verfügbar, was es euch erlaubt, interessante Fonds ganz nach euren Vorlieben und eurer Risikobereitschaft auszuwählen. Zur Auswahl stehen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und alternative Investments, aber auch der Geldmarkt, Immobilien, Rohstoffe oder Währungen. Neben den bekannten Indizes, die einen gesamten Markt abbilden, könnt ihr auch Indizes auswählen, die in bestimmte Branchen, Regionen oder gemäß bestimmten Auswahlkriterien (z.B. nachhaltige Investments) investieren.
Übrigens: Wer in ETFs investieren will, hat grundsätzlich die Wahl zwischen einzelnen Direktinvestments und einem ETF-Sparplan. Direktinvestment bedeutet, dass ihr zum Zeitpunkt x einen größeren Betrag (z.B. eine Gratifikation, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, eine Erbschaft) einmalig in ETFs anlegt. Beim nächsten größeren Geldeingang könnt ihr das wiederholen und auf diese Weise mit der Zeit in verschiedene ETFs mit höheren Summen investieren.
Ein ETF-Sparplan erlaubt es euch dagegen, auch mit relativ kleinen Beträgen (ab 25 Euro pro Monat) in unterschiedliche ETFs zu investieren. Die regelmäßigen Einzahlungen und die breite Streuung sind es letztlich, die auch aus relativ kleinen Geldanlagen nach einigen Jahren eine fünfstellige Summe machen, die ihr wunderbar als Eigenkapital beim Hausbau oder -kauf einsetzen könnt.
Welche Vorteile sprechen für ETFs beim Hausbau?
Für den Bau oder Kauf einer Immobilie benötigt ihr relativ viel Eigenkapital, um den restlichen Kapitalbedarf mit einem wirklich kostengünstigen Kredit abdecken zu können. Dieses Eigenkapital sollte im Idealfall in einem überschaubaren Zeitraum und mit relativ hoher Sicherheit aufgebaut werden. Und genau das bieten ETFs beim Hausbau im Grunde.
ETFs eignen sich aufgrund ihrer Neigung zur Volatilität (Schwankungsanfälligkeit) zwar nicht für kurzfristige Geldanlagen – aber sehr gut für mittel- und langfristige Investments, da sich bei längeren Engagements selbst extreme Auf- und Abwärtsbewegungen des Marktes ausgleichen. Sie bieten ein hohes Maß an Diversifikation, sind also risikoärmer als beispielsweise Einzelaktien. Gleichzeitig erhalten ETF-Anleger bei bestimmten Anlageklassen Dividenden und Zinseinnahmen, die ihr direkt wieder investieren könnt, um euren Kapitalstock zu erhöhen.
ETFs sind relativ gut verständliche und transparente Finanzprodukte. Sie sparen euch sowohl Zeit als auch Geld, einfach weil ihr auf einen Schlag in viele verschiedene Werte investiert. Dabei fallen lediglich geringe Handelsgebühren an, der Ausgabeaufschlag entfällt vollständig und ein Depot ist im besten Fall kostenfrei zu haben.
Auch beim Thema Sicherheit punkten ETFs: Sie gelten nicht als Derivate, sondern als Sondervermögen, dass bei einer Emittenten-Pleite vor dem Zugriff von Gläubigern geschützt ist. Zudem sind sie hoch liquide, da sie sich an jedem Börsentag handeln – also auch kurzfristig verkaufen und umschichten – lassen.
Welche Nachteile von ETFs solltet ihr beachten?
Obwohl ETFs als relativ sicher gelten, besteht ein gewisses Verlustrisiko – so sicher wie Spareinlagen sind sie nicht. Die Höhe des Verlustrisikos kannst du durch die Auswahl deiner Indexfonds selbst bestimmen. Beachten solltest du dabei, dass riskantere Anlagen in der Regel mit höheren Renditen einhergehen. Bei längeren Anlagehorizonten von zehn Jahren und mehr relativiert sich das Verlustrisiko – die höhere Rendite bleibt.
Einplanen solltet ihr, dass ETFs zwar eine günstige Kostenstruktur haben, aber dauerhaft (relativ geringe) Kosten produzieren. Zu beachten ist dabei die TER (Total Expense Rate, Gesamtkostenquote), die angibt, wie hoch die regelmäßig anfallenden Kosten ausfallen.
Darüber hinaus können aber auch Zusatzkosten in Rechnung gestellt werden, etwa Kosten für Umschichtungen im ETF (z.B. Spreads, Broker-Gebühren) oder Swap-Gebühren. Achtet auch genau auf die Depot-Bedingungen: Ein kostenloses oder günstiges Depot bringt euch wenig, wenn es eine Mindestanzahl an Trades vorschreibt, die eure Kosten in die Höhe treiben.
Wissen solltet ihr, dass manche ETFs einen Teil eurer Anteile gegen eine Sicherheit und Gebühr an Banken verleiht. Die Idee dahinter: Die dafür fällige Leihgebühr erhöht die Rendite der Anlage. Die meisten dieser Anbieter behalten etwa die Hälfte dieser Extra-Einnahmen ein. Ebenfalls wissen solltet ihr, dass ihr mit einem ETF euer Stimmrecht in den Hauptversammlungen verschenkt – und zwar an den Fonds, der damit auf Geschäftsentscheidungen Einfluss nehmen kann.
Der ETF als Eigenkapital ist kein Hausbank-Liebling
Wenn es um ETFs beim Hausbau geht, zeigen sich viele Hausbanken erstaunlich zurückhaltend. Zum einen, weil es sich dabei bei aller Sicherheit um eine spekulative Form der Geldanlage handelt, die immer mit einem gewissen Verlustrisiko behaftet ist. Damit eignen sich ETFs für sehr konservative Anleger nur bedingt – und sie beinhalten zumindest theoretisch die Gefahr, dass das Eigenkapital zum erforderlichen Zeitpunkt nicht in ausreichender Höhe vorhanden zur Verfügung steht.
Ein wahrscheinlich noch wichtigerer Grund für die Zurückhaltung der Hausbanken in Sachen ETF ist: Sie verdienen nichts daran. Bei anderen Formen der Geldanlage partizipieren vermittelnde Geldinstitute zum Beispiel in Form von Gebühren oder Boni. Passiv gemanagte ETFs sind im Grunde Selbstläufer. Sie erfordern in der Regel kein Eingreifen eines (hoch bezahlten) Managers. Sie sind sehr transparent gestaltet und besitzen eine transparente Kostenstruktur, bei der jeder Aufschlag vonseiten der Bank sofort auffallen und Fragen nach sich ziehen würde. Auch die Bereitstellung von Wertpapierdepots lohnt sich für Banken kaum, wenn Anleger nicht noch andere Services nutzen.
Das alles sagt nichts über Sinn und Nutzen von ETFs aus. Nur weil eure Hausbank sie nicht empfiehlt, bedeutet das nicht, dass sie für euch nicht sinnvoll sein können.
ETFs beim Hausbau: Ideal für mittel- bis langfristige Investments
ETFs eignen sich aufgrund ihrer einfachen Struktur grundsätzlich für jeden Anleger, selbst für unerfahrene und eher konservative Einsteiger. Im Hinblick auf ETFs beim Hausbau solltet ihr beachten, dass ihr eine gewisse Laufzeit benötigt, um Volatilität auszugleichen und eine ordentliche Rendite einzufahren.
Experten empfehlen deshalb meist, mindestens zehn Jahre lang zu investieren. Im Umkehrschluss bedeutet das: Um relativ sicher wirklich nennenswertes Eigenkapital aufzubauen, müsstet ihr mindestens zehn Jahre bevor ihr es zum Hausbau benötigt mit dem Investieren beginnen. Aufgrund der hohen Liquidität von ETFs steht euch euer Kapital jederzeit kurzfristig zur Verfügung.
Mit ETFs das Eigenkapital erhöhen – so funktioniert’s
Im Vergleich zum 10-jährigen Festgeld schneiden ETFs beim Hausbau in Sachen Rendite deutlich besser ab – vor allem dann, wenn ihr mit dem Ansparen in Niedrigzinsphasen beginnt. Zusätzlich erhöhen könnt ihr die Rendite mit der Auswahl eurer Fonds. Anlagen in Boom-Branchen steigern die Rendite naturgemäß ebenso wie Geldanlagen in aufstrebenden Regionen.
Möglich ist es auch, den Anteil an Aktien und Anleihen oder anderen Wertpapieren zugunsten einer höheren Rendite zu gewichten. Beachten müsst ihr dabei allerdings, dass damit auch das Risiko für kurzfristige Verluste steigt.
Für eine grundsätzlich gute Strategie halten wir es, möglichst regelmäßig in ETFs zu investieren, etwa in Form eines Sparplans oder eines Dauerauftrags. Psychologisch sinnvoll ist es dabei, das Geld gleich nach dem Gehaltseingang abbuchen zu lassen, zusammen mit eurer Miete, Stromkosten, Handykosten usw. Auf diese Weise stellt ihr sicher, dass immer ein gleich hoher oder zumindest ausreichend hoher Betrag zur Bildung von Eigenkapital abgeht.
Welche Tricks und Strategien kennt ihr, um mehr Eigenkapital mit und ohne ETFs anzusparen? Hinterlasst uns einen Kommentar – wir freuen uns auf eure Geheimtipps!
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